Analysten zweifeln am Intel-McAfee-Deal
Analysten von Forrester und Gartner haben den Intel-McAfee-Deal kommentiert. Der Chiphersteller Intel hat angekündigt, den Sicherheitsanbieter McAfee für etwa 7,68 Milliarden Dollar (5,96 Milliarden Euro) zu übernehmen.
Pro Aktie will Intel 48 Dollar in bar bezahlen. Es ist laut Bloomberg Intels teuerste Übernahme aller Zeiten. McAfee wird als Tochterfirma weitergeführt. Die Aufsichtsräte beider Unternehmen haben die Übernahme genehmigt; die Zustimmung der Aktionäre steht noch aus.
Für Bob Walder, Analyst bei Gartner, ist es wenig überraschend, dass McAfee übernommen wird. Aber dass Intel der Käufer ist, sei doch erstaunlich. Walder habe Hewlett-Packard als potenziellen Käufer gesehen – schließlich seien auch nach der Übernahme von 3Com im Netzwerkportfolio des Konzerns immer noch einige weiße Flecken. Die hätte McAfee laut Walder mit seinen Appliances ideal ausgefüllt.
Genau um diese Produktlinien sorgt sich Walder jetzt, denn zu deren Zukunftsaussichten sei bisher nichts gesagt worden. “Entweder sie werden gleich eingestellt oder die Entwicklung dafür wird zurückgefahren, so dass sie bald nicht mehr wettbewerbsfähig sind und allmählich auslaufen”, so Walder. Die dritte Möglichkeit: Der Bereich wird nach der Übernahme wieder ausgegliedert und läuft als eigenes Unternehmen weiter. “In dem Fall verstehe ich aber die Investition von 7,7 Milliarden nicht, denn was Intel dann bekommt, hätten sie auch durch die bestehende Technologiepartnerschaft mit McAfee erhalten können.”
Walder rechnet damit, dass durch die Übernahme vor allem Symantec im Bereich Desktop-Sicherheit in Firmen McAfee Umsatz abnehmen kann. Wechseleffekte bei den Appliances seien schwerer zu prognostizieren, denn da gebe es schließlich eine Vielzahl von Herstellern, die in die Bresche springen könnten.
Forrester-Analyst Andrew Jaquith hält 7,7 Milliarden aber trotzdem für viel Geld – und fragt sich, warum Intel bereit ist, soviel zu bezahlen. Er findet mehrere Antworten. Erstens gehe es Intel darum, sich im Markt für mobile Geräte besser zu positionieren. Für den Prozessor-Riesen seien die derzeitigen Sicherheitslösungen für die Anforderungen der kommenden Internetgeräte – Tablets, Smartphones, Fernsehgeräte, Autos, medizinische Geräte oder Geldautomaten – einfach nicht geeignet. Jeder, der auf dem heimischen PC einen Virenscanner laufen habe, werde das sicher bestätigen.