Nach Angaben von techconsult werden 200 Anwenderunternehmen in insgesamt 800 Interviews quartalsweise zu ihrem derzeitigen und künftigen Nutzungsverhalten befragt, zudem werden der Nutzen von Cloud Computing sowie die individuelle Cloud Fitness bewertet. Zielgruppe der Untersuchung sind Unternehmen mit 20 bis 2000 Mitarbeitern. Die Ergebnisse der ersten Welle des “HP Cloud Index” liegen nun vor.

Einsatzgrad gering – Tendenz: Deutlich Steigend


Grafik: techconsult

Rund elf Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen haben in den vergangenen drei Monaten Cloud-Computing-Lösungen im Einsatz gehabt. Kombiniert mit Ergebnissen aus techconsult-Befragungen aus den letzten neun Monaten zum Cloud-Einsatz unter Mittelständlern, ergibt sich ein deutliches Bild: Cloud Computing etablierte sich im deutschen Mittelstand bisher nur zaghaft und hinkt tendenziell den Anbietererwartungen hinterher – der Einsatzgrad steigt jedoch in den nächsten sechs Monaten bereits um nahezu 40 Prozent an.

Private Cloud als präferiertes Einstiegs-Modell

Cloud-Leistungen wurden in den vergangenen drei Monaten zu über 40 Prozent in einem Private-Cloud-Modell bezogen bzw. IT-Leistungen in Private-Cloud-Umgebungen überführt. Als Einstieg in die Cloud-Welt peilt mehr als die Hälfte der Unternehmen gerade die Private Cloud an. Bei der Nutzung von Private Clouds fallen Bedenken in Sachen Sicherheit und Kontrollverlust weniger ins Gewicht, die oft mit Outsourcing verbundenen sind, zudem wird eine vereinfachte Einbindung in Legacy-Systeme erwartet.


Grafik: techconsult

Während die Private Cloud auch in naher Zukunft das präferierte Bezugsmodell darstellt, sprechen die Angaben der Befragten zum präferierten Bereitstellungsmodell im dritten Quartal 2011 tendenziell für eine hybride Form. Diese soll dazu beitragen, die eigenen Ressourcen mit den Vorteilen der Public Cloud kombinieren zu können. Das hybride Modell ermöglicht die Ergänzung der eigenen Private-Cloud-Ressourcen. Geschäftskritische Daten und Applikationen verbleiben weiterhin im Unternehmen, können bei Bedarf aber durch die skalierbaren Public-Cloud-Dienste ergänzt werden – ohne dass sonst ungenutzte Infrastruktur vorgehalten werden muss.

“Die Etablierung von Instrumenten zur Virtualisierung und Automatisierung von IT-Prozessen hat in vielen mittelständischen Unternehmen bereits eine effizientere und flexiblere Nutzung der vorhandenen IT-Ressourcen ermöglicht”, sagt Stefan Neitzel, Research Analyst bei techconsult. “Erschöpfen sich diese Effekte, ist Cloud Computing der nächste logische Schritt zur Kostenreduktion und Effizienzsteigerung. Voraussetzung ist allerdings das Auffüllen der in vielen Unternehmen noch vorhandenen Informationslücken zum Thema Cloud Computing.”

Oftmals nur oberflächliches Cloud-Wissen


Grafik: techconsult

Während Cloud Computing dem Großteil der Teilnehmer begrifflich präsent ist, hat bislang in vielen Unternehmen noch keine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Modell stattgefunden. Bereits 27 Prozent der Unternehmen geben an, sich intensiv mit Cloud Computing auseinandergesetzt zu haben – für 46 Prozent der Mittelständler bleibt Cloud Computing jedoch eine leere Worthülse.

Gleichzeitig planen bereits 20 Prozent der Unternehmen, die sich nur oberflächlich mit Cloud Computing beschäftigt haben, kurz- oder mittelfristig die Nutzung derartiger Bezugsmodelle. “Dies spricht deutlich für die Attraktivität des Modells für den Mittelstand – der Stein muss anscheinend nur ins Rollen gebracht werden”, so Neitzel. Für die Befragten ist Cloud Computing oft ein zunächst nur schwer greifbares Konstrukt, das als neues Marketing-Etikett für bereits vorhandene Produkte angesehen wird. Beschäftigen sich die Unternehmen einmal intensiver mit dem Modell, erkennen sie doch die Vorteile.

Software as a Service als Treiber

Unter den befragten Unternehmen wird aktuell besonders Software (SaaS) in einem Cloud-Modell genutzt und sich auch in den kommenden Befragungswellen stark positiv entwickeln. SaaS ist bereits in vielen Unternehmen ein etabliertes Bezugsmodell. Die Marktreife und Angebotsdichte der Anwendungen steigen beinahe täglich. Während 32 Prozent der derzeitigen SaaS-Nutzer ihre Software über ein Public-Cloud-Modell beziehen, ist die Private Cloud (mit 44 Prozent der Cloud Nutzer) auch im SaaS-Bereich das bevorzugte Bezugsmodell. Die Bereitstellung durch einen externen Dienstleister spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Bereitstellung durch die unternehmenseigene IT.

Im Public-Cloud-Sektor sind SaaS-Verträge oft nicht flexibel gestaltbar, sondern laufen wie im klassischen Lizenzgeschäft meist über einen fest definierten Zeitraum. Neitzel: “Es bleibt abzuwarten, wie lange SaaS-Anbieter auf diesem Relikt aus dem klassischen Lizenzgeschäft beharren können. Üblich sind etwa im CRM-Bereich Laufzeiten über ein Jahr, so dass für die Anbieter ein gewisses Maß an Kontinuität gilt, sich das Versprechen der permanenten Skalierbarkeit aber für die Anwender nicht halten lässt.”

Zu den bevorzugten Cloud Services zählen stark standardisierte Anwendungen, zum Beispiel Collaboration-, Security – oder Finanzbuchhaltungs-Lösungen. Aufgrund der Mobilitätsanforderung ist auch CRM aus der Cloud in der Spitzengruppe anzutreffen. Besonders auffällig ist der prognostizierte Einsatz von Office und E-Mail Lösungen: Cloud-Angebote wie Office 365 oder LotusLive scheinen im Mittelstand auf fruchtbaren Boden zu fallen.


Grafik: techconsult

Flexibler Einsatz von Infrastruktur Diensten

Im Vergleich zu den Software-Services werden Infrastruktur-Services (IaaS) im Mittelstand weitaus flexibler genutzt. Hier erfüllen sich für die Anwender bereits die Flexibilitäts- und Skalierbarkeitsversprechen des Cloud Computings – die Geschäftsprozesse werden punktgenau und bei Bedarf mit Servern, Rechenleistung und Speicherplatz unterstützt. Die Mehrzahl der IaaS-Nutzer setzt dabei auf externe Dienstleister – neben der Public Cloud auch auf von Dienstleistern betreute Private Clouds.

Der Laufzeit- und Entwicklungsdienst Platform as a Service (PaaS) spielt dagegen bei den befragten Anwenderunternehmen so gut wie keine Rolle. Mit Ausnahme von einzelnen Unternehmen, die auf Middleware und Datenbank-Komponenten setzen, sind derzeit für diese Unternehmen meist keine Vorteile in Platform-Services erkennbar.

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Silicon-Redaktion

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