Facebook, der Datenschutz und die Schattenprofile
Das soziale Netzwerk Facebook sorgt aktuell im mehreren Ländern für Wirbel. Während Facebooks Europachef Richard Allan an diesem Montag den Abgeordneten des Bundestages Rede und Antwort stehen musste, hat das Büro des irischen Datenschutzbeauftragten ein umfassendes Ermittlungsverfahren gegen Facebook Irland eingeleitet. Es geht um so genannte Schattenprofile.
Nach einem Bericht des US-Nachrichtensenders Fox News soll Facebook Irland von Nutzern und auch Nichtmitgliedern ohne deren Wissen und Zustimmung Schattenprofile angelegt haben. Dem Bericht zufolge wurden unter anderem Namen, Telefonnummern und Informationen über Arbeitsplätze aufgezeichnet. Es sollen aber auch sensiblere Daten wie sexuelle Ausrichtung, politische Einstellung und Glaubenszugehörigkeit ausgespäht und möglicherweise auch missbraucht worden sein.
Unter die Zuständigkeit von Facebook Irland fallen alle Mitglieder des Sozialen Netzwerks, die außerhalb der Vereinigten Staaten oder Kanadas leben. Wie Richard Allen dabei jetzt im Bundestag betonte, würden dabei die europäischen Datenschutzbestimmungen vollständig beachtet. Facebook erstelle aus Nutzerdaten keine persönlichen Profile.
Ausgelöst wurde die jetzige Untersuchung in Irland durch formelle Beschwerden des österreichischen Jurastudenten Max Schrems. Der hatte im Juni im Rahmen eines Auslandssemesters an einer Gesprächsrunde mit einem Facebook-Manager an der Santa Clara University teilgenommen und im Anschluss Facebook nach seinen Daten gefragt. Zu seiner Überraschung erhielt er eine CD mit 1200 Seiten aus einem Zeitraum von drei Jahren, darunter sehr persönliche Daten wie Freundschaftsanfragen, Listen mit Personen, denen er die Freundschaft bei Facebook gekündigt hatte, und vollständige Chat-Protokolle.
Schrems reichte daraufhin insgesamt 22 einzelne Beschwerden beim irischen Datenschutzbeauftragten ein, die im Lauf dieser Woche untersucht werden sollen.
Gleichzeitig pocht Deutschlands Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner auf eine europaweite Lösung. “Es wäre absurd, wenn ein globaler Internetkonzern regionale Sonderregelungen für einzelne Bundesländer machen würde”, sagte sie der Neuen Osnabrücker Zeitung.