EU plant Zentrum zur Bekämpfung von Cyberkriminalität


EU-Kommissarin Cecilia Malmström. Foto: EU

Zu den Aufgaben des Zentrums gehört es laut Michele Cerone, Sprecher der EU-Kommission, Daten von verschiedenen Behörden, frei zugänglichen Quellen, der Privatwirtschaft und akademischen Kreisen zusammenzutragen, um Ermittlungen innerhalb der EU zu unterstützen. Zudem soll die Ausbildung von Ermittlern koordiniert und Anfragen von Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichten zu speziellen technischen und forensischen Problemen beantwortet werden.

Die neue Behörde soll sich auch mit Identitätsdiebstahl, dem Schutz von Nutzerprofilen Sozialer Netzwerke vor digitalem Missbrauch und sexuellen Straftaten im Internet wie Kinderpornografie beschäftigen. Ein weiterer Schwerpunkt sind Cyberangriffe auf wichtige Infrastrukturen und Informationssysteme in der EU.

“Millionen Europäer nutzen das Internet für ihre Kontoführung, für Online-Einkäufe, für ihre Urlaubsplanung oder für den Kontakt zu Familienmitgliedern und Freunden über Soziale Netze”, so Cecilia Malmström, EU-Kommissarin für Inneres, in einer Mitteilung. “Wir dürfen nicht zulassen, dass Cyberkriminelle unser digitales Leben zerrütten. Ein innerhalb von Europool angesiedeltes Europäisches Zentrum zur Bekämpfung der Cyberkriminalität könnte als zentrale Schaltstelle für die Zusammenarbeit dafür sorgen, dass die Freiheit, die Offenheit und die Sicherheit des Internets gewahrt bleiben.”

EU-Sprecher Cerone ergänzte, dass die Analyse von Daten über Angriffe auch mögliche Schwachstellen in der Verteidigung einzelner Mitgliedsstaaten aufdecken könne. Ein weiteres Ziel sei, Mitglieder organisierter Cybercrime-Banden zu identifizieren. Der Pressmeldung zufolge werden jeden Tag weltweit schätzungsweise eine Million Menschen Opfer von Internetverbrechen. Der dadurch entstehende finanzielle Schaden belaufe sich auf rund 388 Milliarden Dollar jährlich.

2010 hatte die EU-Kommission eine Machbarkeitsstudie für das Abwehrzentrum in Auftrag gegeben und kurz darauf dessen Errichtung angekündigt. Es ist Teil des 2010 verabschiedeten Stockholmer Programms, das Richtlinien für eine gemeinsame Innen- und Sicherheitspolitik der Mitgliedstaaten der EU für die Jahre 2010 bis 2014 enthält.

Vertreter von Sicherheitsfirmen beurteilten den Vorstoß der EU positiv. Das auf Netzwerksicherheit spezialisierte Unternehmen Wave Systems sagte, die Daten des Zentrums könnten dabei helfen, die bisher nur geschätzten Ausmaße von Cyberverbrechen besser zu erfassen. Arbor Netzworks forderte zudem mehr Transparenz in der Privatwirtschaft bei der Meldung von Internetkriminalität. Ohne ein koordiniertes Vorgehen der gesamten Branche werde das Zentrum nicht funktionieren.

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[mit Material von Tom Espiner, ZDNet.co.uk]

Silicon-Redaktion

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