Kahlschlag: HP will angeblich bis zu 30.000 Stellen streichen

Hewlett-Packard will Berichten amerikanischer Presseagenturen und Medien zufolge 25.000 bis 30.000 Stellen streichen. Das entspricht rund acht Prozent der Belegschaft.

Hewlett-Packards CEO Meg Whitman will offenbar am kommenden Mittwoch bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen auch einschneidende Stellenkürzungen ankündigen. Das berichten übereinstimmend mehrere US-Agenturen und Medien. Bloomberg und Reuters sprechen von 25.000 Jobs, “All Things Digital” will erfahren haben, dass sogar die Streichung von 30.000 Stellen geplant ist.

Laut Bloomberg sollen alleine 10.000 bis 15.000 Stellen in der Dienstleistungssparte abgebaut werden. Den Bereich hatte der damalige CEO Mark Hurd 2008 durch die Übernahme von EDS für fast 14 Milliarden Dollar als Gegengewicht zum margenschwachen Hardwaregeschäft mit PCs, Druckern und Servern ausbauen wollen. Nach der Übernahme und der Zusammenführung von EDS mit den bestehenden HP-Services wurden allerdings noch von Hurd 48.000 Stellen gestrichen, da sich der Bereich wohl nicht wie zunächst gehofft entwickelte. Einem Teil der insgesamt 324.600 Mitarbeiter wolle HP ein freiwilliges Ausscheiden vorgeschlagen, berichten die Agenturen unter Hinweis auf informierte Kreise.

Im März hatte Whitman die Zusamenführung des Druckergeschäfts mit der PC-Sparte angekündigt. Erklärtes Ziel war es, Kosten zu senken und die beiden Bereiche auf einen Wachstumspfad zurückzuführen. Allerdings mutmaßten Beobachter schon damals, dass der Zusammenlegung über kurz oder lang erhebliche Stellenstreichungen folgen werden.

Manche Medien führen die Kürzungen auf ein wegen des florierenden Tablet-Marktes “schwächelndes PC-Geschäft” zurück. Das dürfte etwas zu kurz gegriffen sein. Im ersten Quartal 2012 konnte Marktführer HP laut Gartner seinen Anteil am weltweiten Markt um 0,3 Punkte auf 17,2 Prozent ausbauen, indem es bei den verkaufte Stückzahlen mehr (3,5 Prozent) zulegte als der Gesamtmarkt (1,9 Prozent). Die Absatzzahlen des Unternehmens kletterten auf 15,3 Millionen Stück. Damit liegt es deutlich vor Lenovo, das im selben Zeitraum 11,6 Millionen PCs verkaufte – allerdings auch dank der Medion-Übernahme im Vergleich zum Vorjahresquartal eine Zunahme von 28,1 Prozent zu verzeichnen hatte. Drittplatzierter ist Dell mit 9,8 Millionen verkauften Rechnern, knapp vor Acer mit 9,7 Millionen.

In Westeuropa konnte HP im Erhebungszeitraum bei den Stückzahlen zwar kaum zulegen, baut aber aufgrund eines insgesamt rückläufigen Marktes seinen Anteil um 3,2 Prozent aus. In Deutschland fiel das Unternehmen allerdings trotz eines Zuwachses von 11 Prozent vom ersten auf den dritten Platz zurück: Es wurde von Acer (plus 22 Prozent) und Lenovo (plus 34 Prozent), die fantastische Zuwächse zu verzeichnen hatten, überholt. Weniger gut schlägt sich Hewlett-Packard im Druckermarkt. Dort hatte es im vergangenen Jahr immer wieder mit Lieferproblemene bei beliebten Modellen zu kämpfen. In Deutschland verkaufte das Unternehmen 2011 zwar mehr Drucker als 2010, erreichte damit aber einen geringeren Anteil vom Gesamtumsatz des Marktes. Außerdem sank der rechnerische, durchschnittliche Preis eines verkauften Gerätes deutlich.

Der Grund für den Umbau dürfte vielmehr darin liegen, dass durch die Hinwendung zum Cloud Computing insbesondere in den USA das Servicegschäft schwieriger und weniger einträglich geworden ist. Außerdem setzt HP vermehrt auf Wachstum durch die Softwaresparte. Die Übernahme der Spezialisten Autonomy und Vertica im vergangenen Jahr war noch einmal ein deutliches Zeichen in diese Richtung.

Hinweis: Lesen Sie Artikel von silicon.de ab sofort auch in Google Currents. Jetzt abonnieren.