Es ist Facebook mit dem zweiten Quartal gelungen, den schon reduzierten Erwartungen der Analysten zu genügen. Es erzielte einen Umsatz von 1,18 Milliarden Dollar und lag damit leicht über den erwarteten 1,15 Milliarden Dollar. Jedoch meldet das Netzwerk einen Verlust in Höhe von 157 Millionen Dollar oder 8 Cent pro Aktie hinnehmen, der durch nach dem Börsengang fällige Aktienpakete für die Mitarbeiter begründet wurde.

Ohne diesen Posten hätte Facebook einen Gewinn von 12 Cent pro Aktie erwirtschaften können und damit genau den Erwartungen der Börsianer entsprochen. Im Vorjahreszeitraum hatte Facebook einen Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar sowie einen Gewinn von 11 Cent pro Aktie erzielt.

Enttäuschte Anleger ließen die Facebook-Aktie nachbörslich um über 10 Prozent auf ein Allzeittief von unter 24 Dollar abdriften. Zuvor war sie schon im Laufe des Tages um über 8 Prozent auf 26,85 Dollar gefallen, Beim Börsengang im Mai war die Aktie für 38 Dollar in den Handel gebracht worden. Sie hatte aber schnell an Wert verloren und sich nur kurzzeitig erholt.

Kurs der Facebook-Aktie seit IPO. Screenshot: ZDNet

Die Analysten hatten die vor und während des Börsengangs hochfliegenden Erwartungen stark nach unten angepasst, nachdem Facebook selbst in einem mehrmals ergänzten Börsenprospekt auf Probleme bei mobiler Werbung aufmerksam machte. Das Team um Mark Zuckerberg gestand wiederholt ein, derzeit kein Mittel zur Hand zu haben, um nennenswerte Gewinne mit mobilem Traffic zu erzielen.

Diese Problematik verschärfte sich, weil Facebook immer mehr Zugriffe über mobile Geräte verzeichnet, wo sich derzeit Werbung noch schlecht platzieren lässt. “Wir haben diese Offenlegung als eine Warnung aufgenommen, dass die Erwartungen zu hoch waren, und in der Folge senkten mehrere Emissionsbanken ihre Schätzungen”, erklärte Wedbush-Analyst Michael Pachter.

Immer mehr Menschen nutzen Facebook aktiv.

Die Zahl seiner monatlich aktiven Nutzer konnte das Soziale Netz auf 955 Millionen steigern und übertraf damit leicht die vorhergesagten 950 Millionen. Facebook musste aber einräumen, dass die Werbeumsätze nicht mit der wachsenden Zahl der Nutzer mithalten konnten, da die Zugriffe auf den Dienst häufiger mit Mobiltelefonen erfolgten. Obwohl die Zahl der täglichen Nutzer um 10 Prozent zunahm, ging die Zahl der Werbeinserate in den USA im letzten Quartal um 2 Prozent zurück.

In einer Analystenkonferenz ging CEO Mark Zuckerberg selbst auf die mobilen Nutzer ein, die inzwischen mehr als die Hälfte der Mitglieder ausmachen. Er erklärte sie zur Chance für Facebook, da sie aktiver seien als diejenigen, die nur die Desktop-Version nutzen. “Mobile ist eine große Chance für Facebook”, sagte Zuckerberg. Ziel des sozialen Netzes sei es, alle in der Welt zu verbinden. “Und über die nächsten fünf Jahre erwarten wir, dass 4 oder 5 Milliarden Menschen Smartphones haben. Das sind doppelt so viele Menschen wie die, die heute über einen Computer verfügen.”

COO Sheryl Sandberg argumentierte, dass es auch bei TV-Werbung und Websuche lange dauerte, bis die Werbebranche die Chancen realisierte und nutzte. Die Werbekunden von Facebook befänden sich noch in dieser Lernphase. “Wenn unsere Anzeigen funktionieren – und wir arbeiten weiter daran, dass sie für unsere Inserenten und unsere Nutzer funktionieren – dann werden wir den Markt zunehmend überzeugen können.”

Facebook entwickelt derzeit zusammen mit dem Hersteller HTC an einem Facebook-Smarphone. Allerdings wird sich die Markteinführung dieses Gerätes, wie es jetzt heißt, noch um ein weiteres halbes Jahr verschieben. Diese Verzögerung solle HTC mehr Zeit verschaffen, um die Hardware zu entwickeln.

Auf der eigenen mobilen Plattform könnte Zuckerberg auch stärker Werbung integrieren, einer der wichtigsten Einnahmequellen des sozialen Netzwerkes. Sollte die Markteinführung gelingen, hätte Zuckerberg endlich eine Antwort auf die Verschiebung des Nutzerverhaltens.


[mit Material von Bern Kling, ZDNet.de]

Redaktion

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