Der Superior Court im kalifornischen Santa Clara interpriert ein Abkommen zwischen HP und Oracle aus dem September 2010 so, dass Oracle sich verpflichtet, die Software-Produkte auch künftig für HPs Itanium-Server anzubieten. Für das Gericht ist demnach klar, dass Oracle die Entscheidung für die Beeindigung des Supports nicht hatte allein fällen dürfen.
Die Abmachung bezieht sich nach Ansicht des Gerichts auf sämtliche Software-Produkte Oracles mit Support für HPs Itanium-Server, die zum Zeitpunkt der Unterzeichnung der Abmachung erhältlich waren. Dementsprechend muss Oracle Software für den Itanium zur Verfügung stellen, bis HP die Server-Plattform einstellt. Weiter heißt es, dass Oracle auch eigene Anwendungen auf HPs Itanium-Server portieren muss – und das ohne dass dabei Kosten für HP entstehen.
HP hatte im Juni 2011 Klage eingereicht, weil Oracle wenige Monate zuvor die Entwicklung von Software für Itanium-CPUs aufgegeben hatte. Das Softwareunternehmen begründete den Schritt damit, dass Intel nicht mehr hinter der Architektur stehe. HP wiederum warf Oracle vor, es wolle sich bewusst gegenüber dem Wettbewerb seitens HP abschotten und dessen Kunden schaden. Es unterstellte Oracle zudem, die Itanium-Unterstützung aufgrund der Übernahme von Sun Microsystems und dessen Servergeschäft eingestellt zu haben.
“Das heutige Urteil ist ein deutlicher Sieg für HP und unsere Anwender”, heißt es in einer Stellungnahme von Hewlett-Packard. “Der Superior Court des Staates Kalifornien hat die Gültigkeit eines Vertrages zwischen HP und Oracle bestätigt, wonach Oracle Produkte für HPs Itanium-basierte Server portieren muss. Wir erwarten, dass Oracle gemäß der Anordnung des Gerichts den vertraglichen Verpflichtungen nachkommt.”
Oracles Entscheidung hatte HP hart getroffen, denn viele der Itanium-Anwender setzen diese Server in kritischen Umgebungen ein und verwenden vor allem Datenbanklösungen von Oracle. Aber auch andere Software-Produkte aus dem Hause Oracle laufen häufig auf den Integrity-Servern von HP. Das wiegt um so schwerer als dass HP der letzte der großen Server-Hersteller ist, der Itanium-Systeme anbietet. Derzeit gibt es noch von NEC, Bull, Inspur und Huawai Itanium-Server. Rund 80 Prozent der kostspieligen Itanium-Server sollen Schätzungen zufolge von HP stammen.
Oracle hingegen will das Urteil anfechten. Es ändere nichts an der Tatsache, dass Oracle davon überzeugt sei, Intel werde die Itanium-Plattform aufgeben, schreibt Oracle in einer Pressemeldung. Die von HP zitierten 27 Worte aus der Vereinbarung über den Wechsel des früheren HP-CEOs Mark Hurd zu Oracle schränkten nicht Oracles grundlegendes Recht ein, technische Entscheidungen über die Fortführung einer Plattform zu treffen. “HPs Argumente stellen das Konzept der Partnerschaften in Silicon Valley auf den Kopf”, wettert die Oracle-Sprecherin Deborah Hellinger in einer Mitteilung.
In dem fraglichen Pragraphen des Vertrages heißt es im Wortlaut, “dass die beiden Unternehmne ihr Bekenntnis zu ihrer strategischen Langzeitpartnerschaft bestärken und damit auch ihren gemeinsamen Wunsch, gemeinsame Kunden zu unterstützen. Oracle wird auch weiterhin seine Produktsuiten auf HP-Plattformen anbieten und HP wird auch weiterhin auf der eigenen Hardware Oracle-Produkte unterstützen (inklusive Oracle Enterprise Linux und Oracle VM), gerade so, wie das auch vor der Anstellung Hurds durch Oracle der Fall war”.
HP v. Oracle: Proposed Statement of Decision
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