Außerdem stehen auf der Liste die britische Gamma Group, HackingTeam aus Italien, Amesys aus Frankreich und das US-Unternehmen Blue Coat Systems. Es handle sich um “digitale Söldner”, die ihre Überwachungstechnik in den Dienst autoritärer Regimes stellten, heißt es zur Begründung in einer Mittelung von Reporter ohne Grenzen.
Die Technik dieser Firmen werde genutzt, “um Journalisten, Dissidenten und Netzaktivisten auszuspionieren”, schreibt Reporter ohne Grenzen. Die Organisation justiert damit ihren Fokus neu: Bisher hatte sie nur alljährlich Staaten als “Feinde des Internets” gebrandmarkt. Eine solche Kategorie gibt es aber auch in diesem Jahr. Die massivste Überwachung findet demnach in Bahrain, China, Iran, Syrien und Vietnam statt. Die noch 2012 gelisteten Burma, Kuba, Nordkorea und Usbekistan finden sich nur noch “unter Beobachtung”.
Über die Überwachungslösung von Trovicor schreibt RoG, damit lasse sich “jede Kommunikation nach ETSI-Standards abfangen” – also Telefonanrufe, SMS, Voice-over-IP-Telefonate und Internet-Datenverkehr. Ihre Nutzung sei vor allem in Bahrain aktenkundig. Dort habe sie zur Gefangennahme und Folterung von Aktivisten wie auch Journalisten geführt.
Das Programm von Amesys vergleicht RoG mit Stasi-Akten, weil so viele Daten an einer zentralen Stelle zusammengeführt werden. Es komme beispielsweise in Libyen zum Einsatz. Das System DaVinci von Hacking Team dagegen dechiffriere verschlüsselte Internetkommunikation. Es ermögliche außerdem eine Überwachung von Zielpersonen mit den Mikrofonen und Kameras ihrer eigenen Geräte.
Die bekanntesten Überwachungssysteme sind aber wohl das auch vom Bundeskriminalamt getestete FinFisher von Gamma Systems und die Deep-Packet-Inspection-Technik von Blue Coat. Beide waren in den letzten Jahren mehrmals in die Schlagzeilen geraten, weil Diktaturen wie Ägypten und Syrien damit ihre Bürger ausschnüffelten. Auch in Burma sind laut Reporter ohne Grenzen 13 Blue-Coat-Appliances im Einsatz.
Mit der Liste der Überwachungsfirmen schließt Reporter ohne Grenzen an eine Veröffentlichung von Wikileaks im Dezember 2011 an. Die “Spy Files” entlarvten die Überwachungsindustrie als “Milliardengeschäft”. Wikileaks-Mitgründer Julian Assange warnte davor, dass diese weitgehend geheim operierende Branche gefährlicher sei als der militärisch-industrielle Komplex, den US-Präsident Eisenhower 1961 in seiner Abschiedsrede als eine Bedrohung von Freiheit und Demokratie bezeichnete. “Wir leben in einer Welt, in der es nicht nur theoretisch möglich ist, die gesamte Telekommunikation eines Landes, alle Telefongespräche aufzuzeichnen. Es gibt zudem eine internationale Industrie, die Geräte dafür verkauft”, sagte er damals.
[mit Material von Declan McCullagh, News.com]
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