“Kennen Sie das Geheimnis einer guten Ehe?”, scherzt Mike Gregoire zur Eröffnung seiner Keynote auf der CA World. “Erwarten Sie möglichst wenig.” Es ist Gregoires erste Keynote als CEO von CA Technologies und die Erwartungen an ihn – das weiß der frühere Taleo-CEO – sind hoch. Entsprechend hat er seine Ziele gesteckt. Gregoire hat sich nicht weniger vorgenommen als dem altehrwürdigen “IT-Tanker” CA Technologies eine gehörige Portion Start-up-Feeling einzuhauchen.
Gregoire steht seit vier Monaten an der Spitze von CA und hat, so sagt er, in dieser Zeit viel gelernt, über den Konzern. Am Ende fällt seine Bestandsaufnahme positiv aus: “Das ist ein unglaublich großartiges Unternehmen, mit einem riesigen Arsenal an Lösungen.” Gregoires Ziel ist es nun, alle Aktivitäten des Unternehmens so aufzuteilen, dass mehr Nutzen für Kunden entsteht. Er kündigte eine stärkere Fokussierung auf “organische Innovation” an. Das bedeutet unter anderem, dass mehr Applikationen von Grund auf von CA selbst entwickelt werden sollen – anstatt das Portfolio über Akquisitionen zu bestücken.
Im Vordergrund stehen dabei vier Schwerpunktthemen: Mobility, SaaS, Analysemanagement von Big Data und DevOps, also die Integration und Zusammenarbeit zwischen Softwareanwendungsentwicklern und IT-Betriebspersonal. “Der Nutzen von DevOps ist nicht offensichtlich. Wir sind überzeugt, dass unsere Lösungen Unternehmen eine 30- bis 50-prozentige Verkürzung der Markteinführungszeit, eine Verbesserung der Qualität um 80 bis 100 Prozent und eine Senkung der Infrastrukturkosten um 20 bis 30 Prozent ermöglichen können.”
Übernahme erweitert Angebot für Service Virtualisierung
Die Hoffnungen ruhen vor allem auf der CA-Lösung LISA. In Europa vermarktet der Konzern das Produkt seit rund 18 Monaten, inzwischen konnten die ersten Kunden gewonnen werden. Sie kommen nach den Worten von Chris Rowett, Senior Director Technical Sales EMEA aus den Bereichen Financial Services, Retail und Telekommunikation. “In Deutschland haben wir noch keine LISA-Kunden unter Vertrag”, sagt Deutschlandchef Christoph Rau im Gespräch mit silicon.de. “Mit einigen Kunden sind die Gespräche aber weit fortgeschritten, so dass es wir in den nächsten Monaten die ersten abgeschlossenen Verträge sehen werden.”
Eine Akquisition in diesem Bereich soll LISA nun auf die nächste Stufe heben. Mit der Übernahme des israelischen Unternehmens Nolio hat sich der Konzern einen Experten für kontinuierliche Anwendungsbereitstellung ins Haus geholt. Die Service Virtualisierung von LISA wird damit um das Thema Release-Automatisierung ergänzt – gemeinsam wird das unter dem Dach des neuen Releases CA LISA 7.0 zusammengefasst.
“Wenn wir durch Virtualisierung Grenzen aufheben und manuelle Aufgaben im Software-Lifecycle automatisieren, ermöglicht dies den Entwicklungs-, QS- und Betriebsteams eine Zusammenarbeit auf einem völlig neuen Level”, sagt Laura Miller, Senior Vice President, Financial Services Application Development, First Data Corporation.
Mobile Device Management mit Hilfe von SAP
Für den Bereich Mobility verkündete CA in Las Vegas unter anderem den Abschluss eines Lizenzvertrags mit SAP. Die Walldorfer Mobile-Device-Management-Lösung Afira bildet künftig die Grundlage für CAs Mobilitätsaktivitäten. Der Ansatz gehe über gerätebezogene Fragen hinaus und ermöglicht die sichere Handhabung des komplexen Ökosystems mobiler Unternehmen.
“Durch den Lizenzvertrag haben wir Zugriff auf den Source Code von Afira”, erklärt Rau. “Das heißt auch, dass unser Produkt noch sehr ähnlich zum SAP-Produkt ist, aber wir werden es ab jetzt immer weiter entwickeln, zugeschnitten auf die Bedürfnisse unserer Kunden.”
Bestimmte Fragen seien für Unternehmen entscheidend in Bezug auf ein mobiles Engagement, ergänzt Ram Varadarajan, General Manager New Business Innovation, bei CA Technologies: “Die Sicherheit der Assets des Unternehmens, die zunehmende Verbreitung verschiedenartiger Geräte, die Komplexität und die Verwaltung mobiler Plattformen sowie die Kosten der Adaptation von Anwendungen für mobile Geräte.”
Bekenntnis zu SaaS
CEO Gregoire präzisierte während der Keynote auch seine Vorstellungen für CAs künftige SaaS-Strategie: “Für die meisten bedeutet SaaS, Anwendungen in die öffentliche Cloud zu verschieben. Aber ich habe eine andere Perspektive. Für mich bedeutet SaaS eine Verschiebung der Technologieinfrastruktur und Geschäftsmodelle. Im Grunde ist SaaS ein Geschäftsmodell, das es uns ermöglicht, Codes schneller mit höherer Qualität bereitzustellen, kontinuierliche Innovation zu ermöglichen, Unternehmensanforderungen schneller und genauer zu erfüllen und ihnen damit die Erzielung besserer Geschäftsergebnisse in einer öffentlichen oder privaten Cloud oder hinter einer Kundenfirewall zu ermöglichen.”
Die SaaS-basierte iPad-App ‘CA Clarity Playbook’ gehört in diesem Bereich ebenfalls zu den Neuvorstellungen der CA World. Die Applikation soll die Lücke zwischen strategischer Planung und operativer Durchführung schließen. Die App kann sowohl in CAs Lösung für das Projekt- und Portfolio-Management als auch in andere eingetragene Systeme integriert werden. Man stelle CIOs und anderen Managern auf C-Level-Ebene so einen intuitiven mobilen Arbeitsbereich im Dashboard-Stil zur Verfügung. Nutzer können den Arbeitsbereich von Clarity Playbook von einer iPad-App oder von Tablets und Desktops, auf denen ein HTML5-kompatibler Web Browser läuft, aufrufen.
Seit er sein neues Amt angetreten hat, hat sich Mike Gregoire ein präzises Bild von CA Technologies gemacht. “Es gibt sehr viele Stärken, unter anderem fantastische Kundenbeziehungen”, sagt er im Exklusiv-Interview mit silicon.de. Dennoch sei es nach 37 Jahren an der Zeit, den in manchen Bereichen überladenen Konzern auf Diät zu setzen, um ihn so schlanker und dadurch vor allem schneller und flexibler zu machen. Mike Gregoire wird bei der Umsetzung dieser Strategie keine Zeit verlieren. Das hat er in Las Vegas mehr als einmal deutlich gemacht.
Das komplette Exklusiv-Interview mit dem CA-CEO Mike Gregoire lesen Sie demnächst hier auf silicon.de!
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