SAP liefert HANA jetzt auch über die Cloud

Mit der SAP HANA Enterprise Cloud können SAP-Anwender jetzt ihre ERP-, CRM- oder Business-Warehouse-Anwendungen auch zusammen mit einer Cloud-Version der In-Memroy-Technologie von HANA verwenden. Damit ermögliche SAP nun auch geschäftskritische Kernprozesse zusammen mit einem Cloud-Dienst zu nutzen.

Aus SAP-Rechenzentren heraus, wie hier in St. Leon-Rot,  bietet SAP die HANA Enterprise Cloud als Service an. Quelle: SAP
Aus SAP-Rechenzentren heraus, wie hier in St. Leon-Rot, bietet SAP die HANA Enterprise Cloud als Service an. Quelle: SAP

Die SAP HANA Enterprise Cloud bietet SAP selbst als Cloud-Dienst an, oder aber auch als Managed Service über Partner-Unternehmen. Mit diesem neuen Angebot können Unternehmen schnell bis in den Petabyte-Bereich skalieren, unterstreicht Vishal Sikka, CTO und Vorstand bei SAP, in einer Konferenzschaltung. Unternehmen können damit ihre Anwendungen über die Cloud mit Echtzeit-Funktionen beschleunigen.

SAP arbeite seit über zwei Jahren an diesem neuen Cloud-basierten Angebot. Den eigentlichen Cloud-Dienst wird es vorerst nur von SAP geben. Auf der SAPPHIRE in Orlando und dem Partner Summit jedoch werde SAP weitere Details zum Partner-Programm für die Managed Services ankündigen, verspricht Sikka.

 

 

Das neue Cloud-Angebot bedeute zudem nicht das Ende von HANA-Appliances, die von Herstellern wie HP, IBM, Fujitsu oder Huawei kommen. “Wir sprechen hier von einer Open plus One-Strategie, die den Anwendern eine weitere Option öffnet.”

In einem weiteren Schritt soll es die HANA-Cloud dann auch für Anwender geben, die diese in ihrer eigenen Umgebung betreiben wollen. Derzeit gebe es von SAP dazu jedoch noch kein entsprechendes Angebot. Künftig könnten sämtliche Cloud-Dienste von SAP auf der HANA-Cloud basieren, stellt Sikka in Aussicht.

Den technologischen Ansatz beschreibt Sikka mit einer “elastic infrastructure”. Die Lösung komme ohne Virtualisierungstechnologien aus. Die Lösung laufe ‘direkt’ auf der Hardware, um maximale Performance zu ermöglichen. Dennoch sei es über Pooling, oder Cell Configurations möglich, Server hinzuzufügen oder Ressourcen abzuziehen. Generell habe SAP viel Arbeit in Werkzeuge und Administrationstools für den neuen Service gesteckt. So sorgt unter anderem der Cloud Frame Monitor, den SAP bei der US-Pressekonferenz vorstellte, für nutzerfreundliches Provisioning von HANA-Cloud-Instanzen.

 

 

Damit kann SAP auch einige technologische Probleme, die es derzeit mit HANA-Appliances gibt, adressieren. Bislang ließ sich HANA nur sehr schwer in virtualisierten Umgebungen einsetzen, damit war die Lösung auf physische Hardware beschränkt. Anwender, die HANA mehreren Geschäftsbereichen, Kunden oder Tenants anbieten wollten, hatten daher ihre Probleme. Mit der neuen Management-Schicht umgeht SAP das. Auch im eigenen Interesse, wie Forrester Analyst Stefan Ried kommentiert, denn anderweitig könnte SAP HANA kaum wirtschaftlich als Cloud-Service ausrollen.

Aber wie können Anwender jetzt die neue HANA Enterprise Cloud Nutzen. “Zunächst benötigen Kunden die entsprechenden Softwarelizenzen für SAP Business Suite, SAP HANA oder SAP NetWeaver Business Warehouse”, teilt SAP mit. Dabei können auch bestehende Lizenzen verwendet werden.

Am Anfang eines solchen Projektes steht laut SAP die kundenspezifische Evaluierung durch Experten von SAP Services, welche Lösung am meisten von der In-Memory-Technologie profitiert. Dann stellt SAP die entsprechende Tools für die Migration zur Verfügung. Dann kann der Dienst monatlich abonniert werden. Die Kosten berechnen sich abhängig von Größe und Umfang von Daten und Anwendungen.

Gerde bei der Lizenzierung hat Forrester-Analyst Stefan Ried bedenken, wie er in seinem Blog zu SAPs Ankündigung festhält. Seiner Ansicht nach ist das Lizenzmodell “halbgar”, weil es dem “bring-Your-own-License-Paradigma” folge.

Für Bestandskunden sei das praktisch. Nicht aber für diejenigen Kunden, die HANA bislang aufgrund von Datenvolumina oder Nutzerzahlen mit hoher Fluktuation nicht einführen konnten. Ried begrüßt die Tatsache, dass jede SAP-Anwendung, sofern sie standardisierte Schnittstellen wie SQL oder MDX unterstützt, mit dem Cloud-Angebot einsetzbar ist. Sikka spricht hier von “extremer Offenheit”. Allerdings so schränkt Ried wiederum ein, sei die HANA-Cloud kein SaaS-Modell sondern eher Infrastructure oder noch besser Plattform as a Service (PaaS).

Insgesamt, so Sikka würden bereits 60 Unternehmen das neue Angebot seit einiger Zeit in einer vertraulichen Pilotphase testen. Der US-Zucker-Hersteller Florida Crystals ist einer dieser Pilotkunden. SAP zitiert den CIO Don Whittington, dass sein Unternehmen für ERP und BW bereits nach zwei Monaten den SAP-HANA-Cloud-Dienst voll einsetzen konnte.

Die Möglichkeiten, die sich durch Realtime-ERP und Realtime-CRM für Unternehmen bieten, sind vielfältig. In einem ersten Schritt hat SAP daher bereits im Januar mit der Business Suite auf HANA zum ersten Mal auch ein transaktionales System auf Basis der In-Memory-Technologie gehoben. Jetzt kommt für SAP und die Anwender ein weiterer Schritt: “Wir glauben, dass die HANA Enterprise Cloud die Verbreitung der SAP Business Suite auf HANA verdoppeln wird”, so Sikka in dem Blog mit dem Titel “Sunshine on a Cloudy Day“. Als Gründe nennt er einen vereinfachten Ansatz, niedrigere Kosten und vor allem weniger Risiko bei der Einführung.