Im oft beschworenen Magic Quadrant von Gartner war SAP bislang keine führende Größe. Auch die Kundenbewertungen lassen darauf schließen, dass SAP, das im vergangenen Jahr mit dem Webchannel Experience Management immerhin rund 200 Neukunden gewinnen konnte, noch Raum für Verfeinerungen lässt.
Wie Christian Hestermann, Research Director ERP bei dem Marktofrschungsunternehmen Gartner im Gespräch mit silicon.de erklärt, sieht es bei hybris aber ganz anders aus: “hybris spielt, obwohl es ein vergleichsweise kleines Unternehmen ist, zusammen mit Oracle und IBM bei den Leadern mit.”
hybris kranke laut Gartner lediglich an Größe und Gewicht. “Für mulitnationale Kunden war hybris bislang teilweise einfach international nicht weit genug verbreitet.” Daher sieht Hestermann den Kauf durchaus für beide Unternehmen als sinnvoll an. Hestermann sieht in dem Zukauf für SAP zudem eine gute Ergänzung zu den Produkten von Ariba.
Auch der Forrester-Analyst Peter Sheldon spricht in einem Blog die Schwächen von SAP im Bereich E-Commerce an. Neben funktionalen Unzulänglichkeiten zählt Sheldon einen weiteren Punkt auf: “Die Lösungen sind zu eng mit den SAP CRM-Lösungen verwoben und es gibt darüber hinaus Abhängigkeiten. Daher konnte SAP außerhalb der installierten CRM-Basis kaum Interesse generieren.”
Zudem habe hybris angefangen SAP beim Thema ERP in die Quere zu kommen. So haben immer mehr B2B-Kunden und auch B2C-Unternehmen angefangen, Überlappungen in den hybris- und SAP-ERP-Lösungen zu entdecken. Daher hatte hybris sich auch das Label “ERP of the Front-End” verpasst.
Von daher dürfen SAP-Kunden wohl darauf hoffen, wie Hestermann und Sheldon vermuten, dass SAP weiter in die Integration von hybris in die SAP-Landschaft investieren wird. “Nachdem hybris viele große Kunden hat, bei denen auch häufig SAP im Einsatz ist, ist es wahrscheinlich, dass hier im Hintergrund bereits eine Annäherung geschehen ist”, vermutet Hestermann.
Durch die Übernahme wird aber aller Voraussicht nach die Integration eine neue Qualität bekommen. Bestehende hybris-Anwender sollten zunächst wenig zu befürchten haben, nachdem das Unternehmen ja weitgehend in Takt bleibt. Mögliche Einschnitte sieht Sheldon hingegen bei den Partnern von hybris.
Den größten Nachteil für die Kunden sieht Hestermann jedoch darin, dass “das schon bisher etwas unsortierte SAP-Portfolio in diesem Bereich noch unübersichtlicher wird.” Die Kunden müssen sich jetzt in einem noch größeren Angebot zu recht finden. Und die Anwender sollen sich auf “die Hinterbeine” stellen, dass sie von SAP vernünftige Migrationsmöglichkeiten bekommen, wenn SAP die Produktlinien zusammenfast, fordert Hestermann.
Sheldon hingegen ist gespannt darauf, welche Möglichkeiten sich durch die Zusammenführung von SAP-Assets wie HANA für die Zukunft ergeben.
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