Software AG übernimmt Complex Event Processing von Progress
Die Darmstädter Software AG übernimmt das Progress-Produkt für Complex Event Processing (CEP) Apama und ergänzt damit das bestehende Angebot von WebMethods Business Events. Auch der derzeitige Progress CTO John Bates wird im Zuge der Übernhame zur Software AG wechseln. Analysten begrüßen den Zukauf.
Übernahme des Apama-Portfolios von Progress Software durch die Software AG ist die zweite Übernahme im Bereich Complex Event Processing. Zwei Tage zuvor hatte Software AG-Konkurrent Tibco die Übernahme des CEP-Spezialisten Streambase angekündigt.
Finanzielle Dedtails zur Übernahme gab die Software AG am Donnerstag nicht bekannt. Die Darmstädter wollen jedoch das Produkt Apama unter dieser Marke weiterführen. Als Grund nennt die Software AG den hohen Bekanntheitsgrad dieser Lösung.
CEP-Produkte wie Apama werden hauptsächlich von Banken oder Finanzinstituten genutzt, um Datenströme in Echtzeit nach bestimmten Mustern oder Ereignissen zu analysieren. Meistens werden damit finanzielle Transaktionen angestoßen. Aber auch Betrug oder ungewöhnliche Bewegungen erkennen CEP-Lösungen. Daher können solche Lösungen auch eingesetzt werden, um zum Beispiel Sensor-Netze zu überwachen. “Complex” werden solche Produkte dadurch, dass einzelne Vorgänge mit einer Vielzahl anderer Faktoren verknüpft werden.
Die Software AG hat jedoch bereits mit WebMethods Business Events eine entsprechende Lösung für CEP. Ivo Totev, Chief Marketing Officer bei der Software AG erklärt in einem Blog, warum sich die Software AG dennoch dazu entschieden hat, Apama zu übernehmen:
“Wir machen diese Übernahme, weil Unternehmen immer darauf aus sind, wirklich digitale Unternehmen zu werden. Dabei adressieren sie die vier Megatrends Cloud, Mobile, Social und Big Data und wir sehen deshalb wachsenden Bedarf für CEP-basierte Lösungen.”
Zusammen mit dem Produkt wird auch der Progress CTO John Bates zur Software AG wechseln. Analysten wie Stefan Ried, der in einer Research Note zu dieser Übernahme Stellung nimmt, sehen, dass die Software AG mit Apama nicht nur ein reifes Produkt bekommt, sondern auch eine große installierte Basis.
Und vermutlich kann die Software AG, die sich Wachstum auf die Fahne geschrieben hat, davon derzeit am meisten profitieren. Denn die Software AG hat am Markt für CEP-Lösungen gewichtige Mitspieler wie SAP (Sybase), Oracle, Microsoft, Tibco und IBM. Die Software AG hat sich im Jahr 2010 mit dem Unternehmen RTM Realtime Monitoring in diesen Markt gekauft. Ried glaubt jedoch, dass sich die beiden Produkte ergänzen. So WebMethods Business Events (ehemals RTM) eher eine leichte Lösung, die sich einfach mit vielen anderen Softwar-AG-Lösungen integrieren lässt. Mit Apama hingegen haben die Darmstädter jetzt eine umfassende Software, die auch hohen Ansprüchen gerecht wird. Gleichzeitig glaubt Ried, dass durch die Übernahme Apamas Zukunftsicherheit wächst. Denn Apama gehöre jetzt zu einem Middleware-Anbieter, der auf einer breiteren Basis mit Tibco oder IBM konkurriert.
Von der Software AG heißt es dazu: “Die Big-Data-Strategie der Software AG zielt auf die Echtzeit-Analyse großer Datenmengen aus beliebigen Quellen von jedem beliebigen Endgerät ab. Diese Strategie kombiniert In-Memory-Datenmanagement mit der schnellen Verarbeitung von Ereignisströmen.” Mit einer Big-Data-Plattform wolle die Software neuartige Anwendungen ermöglichen, die sich flexibel an aktuelle Szenarien und Datenarten anpassen. Dies sei aber bisher mit herkömmlichem Datenmanagement auf Festplattenbasis bisher nicht umsetzbar gewesen. Jetzt verfüge die Software AG mit Apama über eine CEP-Plattform die dank ihrer niedrigen Latenz das Produktportfolio der Software AG ergänzt.
“Daten können schon nach kürzester Zeit wertlos sein”, erklärt Robin Gilthorpe, CEO von Terracotta und Mitglied des Group Executive Board der Software AG zum Zukauf von Apama. “Die Big-Data-Technologie der Software AG hilft Unternehmen, auf große Datenmengen zu reagieren, noch während diese Daten aktiv sind und eine Reaktion geschäftlich relevant ist – z.B. um Betrug zu verhindern, den Absatz von Produkten zu steigern oder sogar Leben zu retten. Dieser Zukauf ist ein wichtiger Schritt im Rahmen unserer Strategie, Unternehmen bei der Gewinnung wichtiger Erkenntnisse aus großen Datenmengen in Echtzeit zu unterstützen.”
“Progress Software und die Software AG arbeiten gemeinsam mit Hochdruck daran, einen nahtlosen Übergang für unsere Kunden zu gestalten und ihnen die Unterstützung zukommen zu lassen, auf die sie sich auch bisher verlassen konnten. Ich selbst werde mich nach Abschluss der Transaktion der Software AG anschließen und persönlich dafür einsetzen”, kommentiert John Bates, Mitbegründer von Apama und Chief Technology Officer bei Progress Software.
Mit der Apama-Übernahme stärkt die Software AG vor allem den Geschäftsbereich für Integrations- und Prozess-Software (Business Process Excellence, BPE). Mit dem Bereich BPE hat die Software AG im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatz von rund 547 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Die Lizenzeinnahmen sind im ersten Quartal 2013 gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent gestiegen, mit Apama kann das zweitgrößte deutsche Software-Unternehmen das Wachstum zusätzlich steigern.