Aus dem neuen Berliner “Microsoft Office” heraus, möchte der IT-Gigant die Talent- und Business-Ressourcen der Hauptstadt schürfen und neuen Ideen und neuen Geschäften zum Durchbruch verhelfen. Und weder die Stadt noch der Standort sind zufällig gewählt. Berlin habe das “stärkste Ökosystem für Start-Ups in ganz Europa”, meint Rahul Sood, General Manager von Microsoft Ventures, der unter anderem das Programm das BizSpark verantwortet.

Rahul Sood, Chef von Microsoft Ventures

Seine Aufgabe ist es, potenzielle Unternehmensgründer und deren Ideen rund um die Erde zu suchen, zu finden und gezielt zu fördern. Dazu stellt ihm sein Arbeitgeber eine weltweite Infrastruktur aus demnächst neun Accelerators zur Verfügung – dann steht Berlin in einer Reihe mit den bereits bestehenden Microsoft-Gründerzentren in Seattle, Tel Aviv, Bangalore, Peking, Paris, Rio de Janeiro und Moskau.

Ab September 2013 startet das Unternehmen das Auswahlverfahren für den neuen Accelerator in Berlin, im November ziehen dann die ersten IT-Gründer und deren Teams im Microsoft Office unter ein Dach.

“In das Programm aufgenommen zu werden, ist für viele Gründer wie der Gewinn einer Lotterie”, ist sich Sood sicher. Denn deren Ideen, Software und Geschäftspläne werden nicht nur in kürzester Zeit analysiert, neu durchdacht und auf Vordermann gebracht. Microsoft stellt den Gründern auch Mentoren an die Seite, die sie in das Geschäftsleben einführen.

Sie werden nicht nur mit den anderen Gründern aus anderen Accelerators vernetzt – noch wichtiger ist es für Microsoft, sie in Kontakt mit den eigenen Kunden zu bringen. Die Intention ist offensichtlich, neue Ideen, neue Konzepte und neue Software für das große Angebot der riesigen Microsoft-Familie zu fördern.

Und der Standort in Deutschlands Hauptstadt ist ein Statement – die IT-Gründer treffen ihre potenziellen Partner, Investoren und Kunden in Deutschlands allerbester Lage. “Ein fünfminütiges Gespräch mit einem möglichen Geschäftspartner kann das ganze Leben eines IT-Experten von Grund auf verändern”, meint Sood. Und genau das – “Das Leben von Grund auf ändern” – ist das Ziel des Berliner Accelerators.

Das funktioniert in zwei Richtungen. “Wir haben schon oft gesehen, dass kleine Start-Ups die Geschäftswelt grundlegend revolutionieren”, sagt Peter Jägers, Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland. Um nicht wieder von einem neuen Facebook oder einem zweiten Google überrumpelt zu werden, möchte Microsoft offensichtlich bei den interessantesten und wichtigsten Start-ups vom ersten Tag an dabei sein.

So werden dann zwischen vierzig und fünfzig IT- und Marketing-Experten für etwa drei Monate den meisten und womöglich entscheidenden Teil ihres Lebens in den beiden oberen Etagen des Microsoft-Hauses verbringen. Sie erhalten unter anderem IT-Infrastruktur, Entwicklungswerkzeuge, Schreibtische und Nachhilfestunden in Marketing und Buchhaltung. Die Erwartung ist, dass sie sich als spätere CEOs, CIOs oder Geschäftsführer qualifizieren.

Dafür werden sie hart arbeiten, bekommen aber auch großes Vertrauen. “Wenn sie wollen, können unsere Gründer 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in ihrem Büro verbringen”, erklärt Stephan Jacquemot, Leiter des BizSpark-Programms von Microsoft Deutschland. “Jeder erhält einen eigenen Schlüssel.”

Microsoft will in Berlin einen Anziehungspunkt für Start-ups schaffen (Bild: Microsoft).

Sein Unternehmen habe Berliner Designer damit beauftragt, die beiden oberen Etagen auszustatten. Alles hier solle aus Berlin kommen, die Ausstattung und die Atmosphäre die Stadt repräsentieren. “Wir sind hier voll auf Berlin fokussiert, alles was wir hier machen, dreht sich um Berlin.”

“Die Stadt und die Gründer in einer Stadt machen die Credibilty eines Start-ups aus”, erklärt Jan Sassenhausen, Senior Investment Manager beim High-Tech Gründerfonds. Jede Metropole habe ein anderes Image – Berlin stehe weltweit für Kreativität und für einen nahezu unbegrenzten Pool von Ideen und Talenten. Und Berlin sei ein Synonym für Musik, Videos und Entertainment.

“Allerdings kann niemand von uns wirklich sagen, wonach wir suchen. Und niemand kann vorher sagen, was wir bekommen. Nach unserer Erfahrung hören sich 80 Prozent aller Ideen von potenziellen Gründern beim ersten Gespräch verrückt an”, berichtet Sassenhausen. Aber je verrückter eine Idee klinge, desto interessanter sei sie beim zweiten oder dritten Nachdenken.

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Redaktion

View Comments

  • Na da kommt die ehemalige Straße der StaSi Spitzel und Botschaften der Diktaturen nochmal zu neuen Ehren.

    Microsoft "analysiert" nicht nur mal eben die Geschäftsidee und "passt sie an" - wenn man in die Historie Microsoft's schaut, darf man sich ja vorstellen, wie das konkret aussieht:

    Microsoft sichert sich vertraglich die Rechte über Hintertüren an der IT oder Softwareidee, sorgt dafür, das diese im Sinne Microsofts umgesetzt wird (zB das die Software bloß nicht auch für andere Betriebssysteme oder gar plattformübergreifend herauskommt) uswusf.. und der Unternehmer bloß nicht auf die Idee kommt, doch noch eigene Wege zu gehen...

    Welch ein "Lottogewinn"...

  • Danke Microsoft!

    So ändern sich die Zeiten.

    Vor 23 Jahren gab es von Microsoft für Startups nur die einen Satz Disketten und teuer erworbene Bücher.

    Hatte man eine Idee, einen nützliche Software zu programmieren und das Glück, dass Jemand diese Software braucht, musste man "nur" noch dafür sorgen, dass überhaupt Jemand davon erfährt.

    Wie oben gezeigt, geht es natürlich auch anders!

    Ich hoffe, es trifft die Richtigen!

    Viel Erfolg!

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