SAP verstärkt Predictive Analytics mit Übernahme von KXEN

Nach wie vor ist der Markt für Predictive Analytics recht unverbraucht. Jetzt versucht SAP das eigene bestehende Angebot mit der Übernahme des Spezialisten KXEN zu ergänzen. Vor allem Anwender, die keine Analytics-Experten sind, können von den Produkten von KXEN profitieren. Damit kann SAP sich gegen Konkurrenten in diesem Bereich stärken.

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SAP übernimmt den Predictive Analytics-Spezialisten KXEN für eine unbekannte Summe. Dieser Zukauf bedeutet für SAP keinen signifikanten Strategiewechsel. Denn SAP bietet neben der traditionellen, eher rückwärtsgewandten Ausrichtung des Business Intelligence auch Predictive Analytics an. Mit dem Zukauf kann SAP aber vor allem auch das weiter vorantreiben, was man gemeinhin als Pervasive BI bezeichnet, also die Demokratisierung der Datenanalyse.

Denn häufig ist es fehlende Kompetenz, die den Einsatz von analytischen Tools erschwert, oder es schwierig macht, daraus auch die entsprechenden Erkenntnisse zu ziehen. Hier könnte SAP mit dem KXEN-Portfolio ansetzen. Denn die Lösungen können einige Prozesse automatisieren oder auch vereinfachen.

SAP kann damit auch die Lücke wieder schließen, die IBM mit der Übernahme von SPSS gewisserweise hinterlassen hat. So hatte SAP – vor der Übernahme – SPSS für Predictive-Solutions als OEM-Version genutzt. Nach der Übernahme hat SAP mit eigenen Ansätzen versucht, die Abhängigkeit von IBM durch eigene Lösungen zu lockern. Zudem hat SAP die quelloffene Technologie R in Business Objects und HANA integriert.

Der Forrester-Analyst Boris Evelson erklärt: “Es wird sicherlich interessant sein, zu beobachten, wie SAP jetzt zwischen den eigenen Predictive Routines, R und KXEN jonglieren wird.”

Laut Evelson ist der Markt für Predictive Analytics wie gesagt noch lange nicht gesättigt, dennoch ist SAP hier keineswegs alleine unterwegs. IBM, Oracle, Information Builder oder SAS haben neben anderen Anbietern hier vergleichbare Lösungen.

Doch KXEN könnte SAP auch neue Nutzerschichten erschließen. Nutzer können über KXEN auch ohne die IT-Abteilung bemühen zu müssen, Projekte und Abfragen über Predictive Analytics umsetzen. Dafür hat KXEN einen so genannten Semantic Layer entwickelt.

“Kurz gefasst, ein Power-User definiert ein breites Set von Wiederverwendbaren Business-Componenten, so genannte Analytical Records, die immer wieder genutzt werden können, um damit automatisch die analytischen Daten-Sets für das Modeling zu kreieren”, so KXEN über das eigene Produkt.

KXEN soll nicht nur SAPs bestehende Predictive Analytics Lösung ergänzen und damit eine “Werkbank für das Definieren, Ausführen und Visualisieren” liefern, sondern soll laut einer Mitteilung des Unternehmens auch in SAPs ERP, CRM, SCM, Risk and Fraud sowie in den HANA-baiserten Cloud- und On-Premises-Angeboten zum Zug kommen, etwa der Smart Meter Analytics Software oder in 360 Customer. Vor allem Unternehmen in datenintensiven Branchen wie Telekommunikation, Retail, Herstellung oder Finanzdienstleistungen könne sich die Lösung von KXEN auszahlen, heißt es von SAP.

Mit Srividya Sridharan meldet sich noch einmal Forrester. Sridharan kann aus ihrer Erfahrung berichten, dass Unternehmen durchaus mit KXEN ihre Wertschöpfung steigern können. Zum einen eröffnen sich durch die SAP-Übernahme für das Produkt neue Möglichkeiten. Allerdings bestehe auf der anderen Seite auch die Gefahr, dass die Technologie zu sehr mit SAP verwächst und es zu ein “Intel Inside”-Story werde.

 

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