60 Prozent aller IT-Projekte nicht im Plan
In einer Studie behauptet das Marktforschungsinstitut Forrester, dass lediglich 40 Prozent aller internen IT-Projekte die geplanten Ziele erreichen. Aber was ist eigentlich der Grund für diese Unzufriedenheit, die nicht nur im Business sondern auch bei den IT-Verantwortlichen herrscht?
In der Studie “Integrated Thinking – the Answer to Enterprise IT’s Perpetual Struggle” geben die Marktforscher von Forrester Research an, dass nur rund 40 Prozent aller internen IT-Projekte terminlich und funktionell im Plan fertiggestellt werden. Doch daran sollen nicht alleine die IT-Abteilungen schuld sein.
In der Studie geben lediglich 43 Prozent der Business-Entscheider an, dass ihr IT-Department strategisch an den Zielen des Unternehmens mitarbeitet. Nur 31 Prozent fühlen sich durch das IT-Department mit Services unterstützt, die die Mitarbeiter im Business einfach verstehen können.
Das wirft zunächst ein schlechtes Licht auf die IT-Abteilungen. Doch auch in dieser aktuellen Studie zeigt sich wieder einmal, dass IT und Business an einander vorbei reden.
So geben 56 Prozent der IT-Entscheider an, dass die größte Herausforderung die ist, dass aus den Fachabteilungen ständig neue oder geänderte Anforderungen an die IT herangetragen werden. Die Hälfte aller IT-Verantwortlichen gibt an, überlastet zu sein und zu viele Projekte auf einmal stemmen zu müssen. 34 Prozent bemängeln klare Vorgaben und ebenso viele beklagen, nicht genügend Fachkräfte für die Projekte zu haben.
“Die Leute im Business denken nicht in Kategorien wie Nice-To-Have oder Must-Haves. Daher übergeben sie an die IT häufig eine Liste mit zu hoch gesteckten Erwartungen”, so zitiert Forrester einen Teilnehmer an der Befragung. Das aber helfe der IT nicht dabei, Ideen zu entwickeln, wie sie wirklich einen Beitrag zur Wertschöpfung des Unternehmens leisten könne.
Bei schwammigen Vorgaben scheint es dann nicht verwunderlich, dass die Zufriedenheit auf der Business-Seite unter 50 Prozent liegt. Nur für 25 Prozent der IT-Verantwortlichen ist die Aktualisierung von veralteten Anwendung die oberste Priorität. Bei 20 Prozent steht Mobile ganz oben auf der Tagesordnung.
Nur 20 Prozent der IT-Entscheider sind darüber hinaus mit Customer-Web-Applications zufrieden, die unter ihrer Ägide entstehen. Bei mobilen Anwendungen liegt die Zufriedenheit mit 14 Prozent noch niedriger.
Der Autor Joe McKendrick fasst diese Ergebnisse in einem Kommentar auf ZDNet.com folgendermaßen zusammen: “Letzlich ist Technologie nur ein Tool und es wird von sich aus für ein Funktionieren sorgen, wenn es in einer dysfunktionalen Organisation installiert wird.”
Für ihn sind diese in dieser von EffecitveUI in Aufrag gegebenen Studie zudem deutlich zu optimistisch. Andere und vergleichbare Studien, wie etwa das Chaos Manifesto 2013 der Standish Group, auf die Kendrick verweist, sehen den Anteil von gescheiterten IT-Projekten nicht wie Forrester bei 60 Prozent, sondern bei Projekten mit einem Budget von über 1 Million Dollar bei 90 Prozent.
Zusammen mit kleineren Projekten, bei denen laut der Standish Group der Anteil geglückter Projekte bei 76 Prozent liegt, liegen die Ergebnisse mit 39 Prozent etwa auf dem Niveau der Ergebnisse von Forrester. Es scheint sich jedoch nach wie vor das Bild abzuzeichnen, dass die IT-Abteilung und die Fachabteilungen noch weiter auf einander zu gehen müssen. Daran scheint auch die Tatsache nichts zu ändern, dass der CMO künftig über mehr IT-Budget verfügen wird als die IT-Abteilung selbst. Auch in Zeiten der Cloud hapert es mit dem viel beschworenen Alignment zwischen den beiden Welten.
Als Beratungshaus hat Forrester natürlich auch ein paar Lösungsvorschläge für dieses Problem parat, das vermutlich so alt ist, wie die Enterprise IT. Forrester nennt das “integriertes Denken”:
So sollten die Entwickler das große Bild verstehen. Die Verantwortung für eine Anwendung sollte sich nicht alleine auf das Entwickeln beschränken, sondern die IT-Abteilung sollte auch am Erfolg oder Misserfolg des Projektes gemessen werden. Darüber hinaus sollte in solchen Projekten Menschen wirken, die von beiden Seiten etwas verstehen. Zudem sollte jede Design-Entscheidung auf ihren Einfluss auf die Nutzererfahrung hin überprüft werden.