Mainframe wird 50
Als IBM 1964 das System/360 vorstellte, war das der Start einer Ära, die bis heute andauert. Theoretisch könnte die Programme der ersten Mainframes auch auf der aktuellsten zHardware laufen.
Der Mainframe wird 50. Vor ziemlich genau 50 Jahren stellte IBM den ersten Vertreter dieser Spezies vor, die heute als IT-Dinosaurier verschrien ist.
Aber anders als die Artgenossen aus dem Tierreich erfreut sich System z noch immer einer großen Beliebtheit.
Am 7. April 1964 stellte IBM das System/360 vor. Große Unternehmen konnten damit all ihre Daten-Verarbeitungsprogramme unter einem einzigen Management-System zusammenfassen. Damals war das ein echtes Novum.
Mit dem System/360 steigerte IBM auch die Kapazität des Arbeitsspeichers von 8000 auf etwa 524000 Zeichen. Das entspricht etwa 500k. IBM führte mit System/360 auch das modulares Design ein. Damit konnten Anwender auch kleinere Systeme kaufen. Vor System/360 konnten die Großrechner, wenn sie einmal dimensioniert waren, kaum mehr erweitert werden, oder Anwender mussten die Programme neu schreiben. Der Mainframe allerdings erlaubte es auch, zu skalieren, wenn die Anforderungen an die Hardware stiegen, ohne dass die Anwender die Programme verändern mussten.
Auf Ebene der Anwendungen ist der Code von damals theoretisch auch heute noch mit den Großrechner von IBM kompatibel. Cobol, das noch heute die Sprache des Mainframes ist, feierte allerdings schon im Jahr 2009 den 50. Geburtstag.
Das System/360 war der erste General Purpose Rechner. Vor diesem Modell waren Compter entweder für naturwissenschaftliche oder kaufmännische Zwecke optimiert. Unter anderem deshalb gilt vielen der Mainframe als die einflussreichste Rechnerarchitektur. Insgesamt gab es 14 verschiedene Modelle und auch einige besonders angepasste Rechner, die die Nasa für das Apollo-Raumprogramm nutzte.
Die Entwicklung des System/360 hatte 5 Milliarden Dollar verschlungen und war damit das größte privat finanzierte kommerzielle Projekt dieser Zeit. Doch das Investment hatte sich für IBM gelohnt. IBMs Umsatz wuchs unaufhaltsam und der modulare Aufbau des Systems sorgte dafür, dass in der Zeit von 1965 bis 1970 die Zahl der installierten Systeme von 11000 auf 35000 anwuchs.
IBM hatte damals eine Serie von sechs System/360 Rechner zusammen mit 40 verschiedenen Peripheriegeräten vorgestellt. Damals erklärt IBM Board Chairman Thomas J. Watson Jr in dem Werk in Poughkeepsie: “System/360 stellt eine klare Abkehr von den Konzepten dar, die in der Vergangenheit beim Entwerfen und Bauen von Rechnern verfolgt wurden. Das ist der Beginn einer neuen Generation – nicht nur von Computer – sondern auch von deren Anwendungen in Business, Wissenschaft und in der Regierung.”
Schon seit mindestens zwanzig Jahren, wird der Tod des Mainframes von verschiedenen Experten und Konkurrenten postuliert. Aber vor allem in den Bereichen Finanz, Gesundheit, Transport und auch in der Versicherungsindustrie wird der Mainframe nach wie vor eingesetzt.
Laut Micro Focus, einem auf Mainframe spezialisiertem Unternehmen, nutzen nach wie vor 96 der 100 wichtigsten Banken dieser Welt einen Mainframe und auch 90 Prozent der größten Versicherer setzen nach wie vor auf die Rechnerplattform. Es soll Installationen geben, die in den zurückliegenden zehn Jahren keine Downtime mehr hatten.
Jede Sekunde soll es 6900 Tweets und 60000 Google-Searches mit Mainframe-Bezug geben. Doch die Zahl der Transaktionen, die in jeder Sekunde über einen Mainframe erledigt werden übersteigt diese Zahl bei weitem. Und der Mainframe-Workload wächst weiter, wie es von IBM heißt.
Dennoch nicht alles ist rosig am Mainframe. Denn die Rechner-Plattform plagen in erster Linie Nachwuchssorgen. In immer weniger Universitäten wird COBOL gelehrt. IBM versucht mit einem Programmier-Wettbewerb das Interesse junger Ingenieure zu wecken.
Und auch wenn die Jugend wenig Gefallen an Cobol findet, kommt sie vermutlich nicht ohne diese Sprache aus. Laut einer IBM-Studie soll eine Person im Schnitt zehnmal täglich mit einer Cobol-Anwendung in Kontakt kommen, freilich ohne es zu merken. Zudem scheinen Mainframe-Anwender in der Masse auch nicht vor zu haben, sich von dieser Plattform zu verabschieden, wie eine Studie von Vanson Bourne zeigt.
“Der generelle Modernisierungsdruck im IT-Bereich – und hier insbesondere im Hinblick auf die geschäftskritischen Applikationen – betrifft natürlich auch Mainframe-Anwender. Treiber dafür gibt es einige: zum Beispiel die Einführung neuer Vertriebsmodelle und Produkte, das Erschließen neuer Märkte, veränderte gesetzliche Bestimmungen oder auch neue Anforderungen aus den Fachbereichen und von Kunden”, kommentiert Rainer Downar, Vice President Central Europe bei Micro Focus. Auch neue Technologie-Trends wie BYOD, Social Networking oder Big Data wirken laut Downar natürlich auch auf den Mainframe.
Und damit ergeben sich auch aktuelle Herausforderungen, erklärt Downar: “Ein akutes Problem, vor dem dabei viele Unternehmen stehen, sind ausreichend Mitarbeiter mit entsprechendem Mainframe-Know-how. Dies führt dazu, dass die Unternehmen darüber nachdenken, wie sie mit modernen Entwicklungswerkzeugen wie Eclipse die Wartung der bestehenden Mainframe-Anwendungen zukünftig auch mit neuen Mitarbeitern sicherstellen können. Als weiterer Trend zeichnet sich zunehmend der Einsatz von Java-Frameworks unter z/OS ab.
[mit Material von Max Smolaks, TechWeekEurope.co.uk]