SAP: McDermott ist alleiniger CEO

Bill McDermott

Mit dem angestrebten Wechsel von Jim Hagemann Snabe in den Aufsichtsrat, wird Bill McDermott der erste US-Amerikaner, der das Walldorfer Traditionsunternehmen leitet. Auch wenn McDermott mit seiner Familie nach Heidelberg umsiedelt, wird SAP Schritt für Schritt zu einem globalen Unternehmen.

Bill McDermott
Bill McDermott ist nicht nur alleiniger CEO von SAP, sondern auch 1000 prozentiger SAPler, wie er auf der Hauptversammlung in der SAP-Arena erklärt.

SAP hat nun Bill McDermott als alleinigen CEO an der Spitze des Unternehmens. Er ist der erste Amerikaner, der diese Aufgabe bei SAP übernimmt, wie SAP auf der diesjährigen Hauptversammlung bekannt gibt.

Vor etwa drei Jahren, auf der CeBIT in Hannover 2010 wurde die Doppelspitze bekannt gegeben. Damals wie heute, betonten Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott ihre gegenseitige Verbundenheit.

Jedoch bedeutet dieser seit 2013 bekannte Wechsel für Snabe vermutlich nicht das Ende seiner Karriere bei SAP. Denn der geht unter Umgehung der Cooling-off-Phase von zwei Jahren vom Vorstandsvorsitz in den Aufsichtsrat. Möglich macht das eine im deutschen Corporate Government Kodex formulierte Ausnahme. Sanbe gibt sich überzeugt, dass die beiden als Team mehr erreicht hätten, als jeder alleine.

Tatsächlich kann die Führungsspitze ein Unternehmen vorweisen, dass in den vergangenen Monaten mit innovativen Produkten und neuen Vertriebswegen, dennoch schneller als der Software-Markt gewachsen ist. Im Zeitalter der Cloud komme es vor allem auf schnelle Umsetzung von Innovationen an, betont Snabe. Daher müsse SAP auch die eigenen Strukturen verschlanken.

So bestätigt SAP einen Arbeitsplatzabbau von etwa 2000 Stellen und auch kleinere Niederlassungen sollen geschlossen werden. SAP müsse schlanker und beweglicher werden, was diese Restrukturierung nach sich zieht. Auf der Hauptversammlung betonte der scheidende Finanzvorstand Werner Brand aber noch einmal, dass SAP Ende des Jahres mehr Mitarbeiter haben werde als vor dem Programm “Simplify and Optimize”. Geplant sind offenbar insgesamt 3000 neue Stellen.

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Hasso Plattner, Aufsichtratsvorsitzender der SAP will unbedingt an Jim Hagemann Snabe festhalten. Quelle: SAP

Warum aber Snabe trotzdem den Wechsel in das Kontrollgremium wagt, erklärt Snabe folgendermaßen: “Jetzt bin ich noch jung genug, um Neues zu machen.” Seit über zwanzig Jahren ist Snabe für SAP tätig. Wie Aufsichtsrat-Chef und SAP-Mitgründer Hasso Plattner erklärt, sei Snabe zu wertvoll, um ihn gehen zu lassen.


In den Reden der Aktionärsvertreter klang häufig die Forderung an Hasso Platter durch, langsam eine Erbfolge für den Aufsichtsratsvorsitz aufzubauen. Denn nach wie vor nimmt Plattner in dieser Position eine tragende Rolle für SAP ein. Nachdem SAP ja auch die Umwandlung von einer AG in eine SE (Societas Europaea), eine europäische Aktiengesellschaft plant und auf der Hauptversammlung für diesen Schritt wirbt, wird SAP ab 2017 dann auch einen kleineren Aufsichtsrat haben. Möglicherweise lässt sich Snabes Wechsel auch dadurch ein Stück weit erklären.

Auch an der Änderung der Rechtsform lässt sich die Internationalierung des Unternehmens ablesen. Dass SAP aber den alten Wurzeln in Walldorf untreu werden könnte, weist der neue CEO Bill McDermott klar zurück. Um das zu verdeutlichen wählt McDermott auf seiner Rede auf der Hautpversammlung für sich selbst sogar die 3. Person: “Es gibt keinerlei Grund zu glauben, Bill McDermott könnte gegenüber Deutschland oder SAP illoyal werden.”

Dennoch scheint McDermott mit Deutschlands größten Software-Unternehmen einiges vor zu haben. So
wurden bereits neue Bereiche gegründet und mit Vishal Sikka trat erst vor kurzem überraschend ein möglicher Thronfolger für den CEO-Posten aus dem Unternehemen aus. Das angekündigte Restrukturierungsprogramm Simplify and Optimize wird SAP nicht nur auf die Besonderheiten eines Cloud-Unternehmens ausrichten, sondern auch für eine neue kulturelle Prägung sorgen.