Neben Firmen wie Cisco, Microsoft und Texas Instruments betätigt sich inzwischen auch Intel verstärkt auf dem Gebiet des Internets der Dinge (IoT). Dies macht sich zum Beispiel dadurch bemerkbar, dass Intel im November IoT-Technologien in einem eigenen Geschäftsbereich namens Internet of Things Solutions Group zusammengefasst hat. Jetzt hat der Halbleiterhersteller in Feldkirchen bei München das erste von mehreren geplanten IoT-Labs eröffnet. Weitere derartige Forschungseinrichtungen sollen demnächst in Istanbul, Stockholm und London folgen.
Das vermehrte Engagement auf dem IoT-Gebiet begründet Intel unter anderem mit Statistiken, die den rasanten Aufstieg des “Internets of Everything” belegen sollen: “Im Jahr 2013 sind rund fünf Milliarden neue Devices zu diesem Netzwerk der Gegenstände hinzugekommen. Und seit 2009 haben wir laut einer McKinsey-Studie einen 300-prozentigen Zuwachs an mit dem Internet verbundenen Geräten zu verzeichnen”, führte Dietmar Rohlf, Sales Director EMEA bei der IOT Solutions Group, aus.
Laut Christian Prehofer, Leiter der IoT-Forschungsabteilung am Fortiss-Institut der TU München, ist das gegenüber dem Status, den das Internet der Dinge noch vor zehn Jahren hatte, ein signifikanter Fortschritt: “Damals hatte das IoT noch einen ganz anderen Fokus, denn dessen Definition bezog sich auf RFID-Tags und auf die virtuelle Identität von Objekten. Allerdings waren diese noch nicht direkt mit dem Netz verbunden.”
Anlässlich der Eröffnung des IoT-Labs bei München haben verschiedene Intel-Abteilungen und Partnerfirmen basierend auf der Hardware des Herstellers auch einige Anwendungsszenarien für das Internet der Dinge vorgestellt. Enocean demonstrierte etwa seine batterielose Funksensorik im Einsatzbereich der Heimautomation. Das Unternehmen aus Oberhaching nutzt hierfür eine auf Energy Harvesting beruhende Drahtlostechnologie.
In Schaltern verbaute Sensoren werden beispielsweise mittels eines integrierten Dynamos lediglich durch die Druckenergie des Fingers und des dadurch auftretenden piezoelektrischen Effekts mit Strom versorgt. Dies erlaubt dem Sensor, über Enoceans standardisierte Funkschnittstelle kurze Funksignale im 868-MHz-Frequenzband auszusenden und zum Beispiel die Hausbeleuchtung zentral zu steuern.
Wird der entsprechende Lichtschalter zum ersten Mal betätigt, muss sich der Sensor zunächst bei seinem Gegenstück – dem sogenannten Aktor – “einlernen”. Dies ist in etwa vergleichbar mit dem Pairing zweier Bluetooth-Geräte und muss bei einer zentralen Steuerung der Hausbeleuchtung mit entsprechend vielen in Reihe geschalteten Aktoren durchgeführt werden.
Enocean demonstrierte zudem einen “intelligenten Fenstergriff”, der ebenfalls ein Funk-Sendemodul beinhaltet und sich unter anderem auch mit den Aktoren für die Beleuchtung verbinden kann. Anhand seiner aktuellen Position kann der Griff per Funk Zustandsinformationen (Fenster zu, Fenster auf oder Fenster gekippt) an den Aktor übermitteln, sodass dieser zum Beispiel bei geöffnetem Fenster das Einschalten des Lichts in dem jeweiligen Raum veranlasst.
Dies lässt sich wiederum über die Enocean-Applikation BSC-BoSe steuern, mit der das Funkmodul zusätzlich gekoppelt wird und die der Kontrolle und Visualisierung der Gebäudeautomationsfunktionen dient. Somit kann eine Alarmfunktion gegen versuchte Einbrüche einfach per Klick aktiviert werden. Gleichermaßen lassen sich mit einem Klick auf “Go” zum Beispiel sämtliche Jalousien im Haus herunterfahren, wenn der Nutzer das Gebäude verlässt beziehungsweise hochfahren, wenn der Anwender nach Hause kommt und dies per Klick auf “At Home” signalisiert.
Zudem visualisiert die Software, die die Steuerung der Heimautomation per iOS- oder Android-Mobilgerät auch aus der Ferne erlaubt, für jeden Raum, ob die Fenster geöffnet oder geschlossen sind beziehungsweise das Licht an- oder ausgeschaltet ist.
Auch der Hauptwasseranschluss im Haus lässt sich mit der Enocean-Technologie batterielos steuern und bei einem etwaigen Leck in der Leitung per Funk verschließen. Ein solches Leck kann auf zwei unterschiedliche Arten durch zwei verschiedene, jeweils auf der Wasserleitung angebrachte Funkmodule entdeckt werden.
Eines dieser Module enthält ein gerolltes Stück Papier. Nimmt es Wasser auf, wird das aufgequollene Papier in Bewegung versetzt und aktiviert so die integrierte Sensorik, die wiederum ein Funksignal an den Aktor für den Wasseranschluss sendet, der entsprechend das Ventil schließt. Beim zweiten Modul funktioniert das über Leiterbahnen: Tritt Wasser aus, verändert sich der Übergangswiderstand zwischen diesen, wodurch die undichte Leitung abgeleitet werden kann. Auch hier wird der aktuelle Zustand der Wasserleitung über die BSC-BoSe-Software visualisiert.
Ebenso ist eine lernende Heizungssteuerung im Enocean-Portfolio enthalten: Betritt jemand etwa das Badezimmer, wird dies durch einen Bewegungssensor registriert, der sich in einem Raumbediengerät befindet. Dieser sendet die Information per Funk an einen Heizungsventilregler, der daraufhin das Thermostat aufdreht. Regelmäßige Badbesuche merkt sich das System, sodass eine Lernkurve entsteht. Nach rund einem Monat reicht diese Lernkurve aus, um zum Beispiel die Heizung jeden Morgen um 6 Uhr auch ohne entsprechendes Funksignal automatisiert aufzudrehen.
Daneben führten noch weitere Intel-Abteilungen- und Partner ihren technologischen Beitrag zum Internet der Dinge vor. So präsentierte Intel Security (McAfee) ein Anwendungsszenario für die McAfee-Whitelisting-Technologie, die langfristig den traditionellen Antivirenschutz ersetzen soll. Im IoT-Labor wurde gezeigt, wie damit die Sicherheit und Stabilität der Betriebssysteme und der darauf aufsetzenden Applikationen im Internet der Dinge verbessert werden kann.
Die estnische Firma Yoga Systems demonstrierte hingegen eine Lösung, die auf Intels Virtualisierungstechnologie beruht. Sie kann so mehrere Smart-Home-Dienste in einer Gateway-Box namens Intel Puma 6 Services unterbringen. Ein virtueller Dienst kommuniziert dabei zum Beispiel per ZigBee-Funkstandard mit IoT-basierenden Geräten wie Bewegungsmeldern oder Kameras und verbindet diese mit der Cloud, während ein weiterer Service in einer anderen virtuellen Maschine als DLNA-Server fungiert und Video- sowie Audioinhalte zwischen dem Gateway und einem Monitor streamt.
Dass es beim Internet der Dinge jedoch nicht nur um Security-Themen oder den Bereich Heimautomation geht, sondern auch um die Car-to-Infrastructure-Kommunikation (C2I), zeigte eine simulierte Testfahrt der Intel Labs Europe, bei der über die OBD-II-Schnittstelle des Fahrzeugs Daten über die bisherige Fahrt gesammelt werden. Diese sollen in einer Komponente, die auf Intels Quark-Technologie basiert, solange aufbewahrt werden, bis eine sogenannte Road Side Unit am Straßenrand automatisch erkannt wird. Darüber werden die gespeicherten Daten in die Cloud transferiert, wo sie dann mit früheren Fahrtdaten verglichen werden. Daraus lassen sich schließlich Zusammenhänge über das Fahrerverhalten – etwa hinsichtlich des CO2-Verbrauchs über die Zeit hinweg – ableiten.
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