Vorhandene IT-Infrastruktur genügt künftigen Anforderungen nicht
Der Studie “Tech Deficit” zufolge glaubt weniger als ein Viertel der deutschen Unternehmen, dass ihre aktuelle IT-Infrastruktur fit für die Zukunft ist. Zudem glaubt etwa jede fünfte Firma, nicht über die richtige Strategie zu verfügen, um das Problem beheben zu können.
Deutsche Unternehmen sehen sich mit einem Technologiedefizit konfrontiert. Das zeigt die Studie “Tech Deficit” (PDF), die Colt Technology Services in Auftrag geben hat. Demnach verfügen 81 Prozent der deutschen Unternehmen über keine geeignete IT-Infrastruktur, um künftige geschäftliche Anforderungen zu erfüllen.
Insbesondere in den Bereichen Sprachübertragung und Kommunikation (91 Prozent), Rechenzentrums- sowie Netzwerkinfrastruktur (89 beziehungsweise 85 Prozent) sehen die Unternehmen verbesserungsbedarf.
Sollte gegen das Technologiedefizit in deutschen Unternehmen nicht vorgegangen werden, erwarten die Befragten eine Verschlechterung der drei Messgrößen für Leistung und geschäftlichen Erfolg. Für 61 Prozent der Firmen hierzulande ist das eine hohe Kundenzufriedenheit. Mit 55 Prozent folgt der Umsatz und die Hälfte der Umfrageteilnehmer gab Profitabilität als Messgröße an.
Nur 23 Prozent der deutschen Unternehmen glaubt, dass ihre momentane IT-Infrastruktur zukunftssicher und skalierbar genug ist, um in den kommenden zwei Jahren eine komplexe Nachfrageentwicklung mit Höhen und Tiefen zu begleiten.
Immer noch jedes fünfte Unternehmen verfügt über keine Strategie, um das Defizit zu beheben. Dabei gab mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) an, dass sie ohne entsprechende infrastrukturelle Verbesserungen bereits innerhalb des kommenden Jahres nicht mehr in der Lage sein werden, die Anforderungen ihrer Kunden effektiv zu erfüllen.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass insbesondere Vereinfachung die bevorzugte Methode ist, um die IT-Infrastruktur weiterzuentwickeln. Dabei erwarten deutsche Unternehmen in den kommenden zwei Jahren einen Anstieg beim Einsatz von Service-basierten Modellen. Demnach wachse der Bereich Infrastructure-as-a-Service um 29 Prozent, Software-as-a-Service um 69 Prozent und Colocation-Angebote in Rechenzentren um 21 Prozent. Darüber hinaus empfinden 68 Prozent der Befragten es als Vorteil, nur einen Anbieter zu haben, der verschiedene IT-Services und Infrastrukturoptionen bietet.
Colt hat in den Ergebnissen der Studie drei Trends in europäischen Unternehmen erkannt. Demnach werden sie aufgrund von Service-basierten Angeboten umdenken. Der Weg führt weg vom Kauf eigener Technologie und Infrastruktur hin zum Einsatz von Service-basierten Modellen.
Zudem nehme die Wichtigkeit von flexiblen Geschäftsmodellen und Verträgen zu. Daher entscheiden sich Unternehmen zunehmend für Anbieter, die es ihnen ermöglichen, mit Veränderungen flexibel umzugehen.
Als dritten Trend sieht Colt die Vereinfachung von Prozessen, um IT-Abteilungen zu stärken. Unternehmen müssen demnach Dienste in die Cloud auslagern, Lieferanten konsolidieren und strategische Partner erkennen.
“Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass das Technologiedefizit in ganz Europa ein Thema ist und Unternehmen aller Größen betrifft. In der digitalen Wirtschaft müssen Unternehmen neue Technologien und Werkzeuge einsetzen, um neue Geschäftsmodelle zu unterstützen – das reicht von Analysen über nutzergetriebene Apps bis zu Wearable-Technologien. Wenn die Unternehmen das Defizit nicht adressieren, wird das sichtbare Konsequenzen haben. Entscheidend ist, dass sie die Auswirkungen innerhalb der kommenden zwölf Monate spüren werden. Insbesondere bei den am wenigsten vorbereiteten Unternehmen wird das Technologiedefizit den Geschäftsverlauf beeinträchtigen und zusätzliche Kosten verursachen.“ sagt Jürgen Hernichel, Executive Vice President und Vorsitzender der Geschäftsführung bei Colt
110 deutsche IT-Entscheidungsträger in Unternehmen nahmen im April 2014 an der Onlinebefragung für die Tech-Deficit-Studie teil. Die Befragten verteilten sich zu gleichen Teilen auf mittelständische (50-500 Mitarbeiter) und Großunternehmen (mehr als 500 Mitarbeiter). Die deutschen Ergebnisse sind Teil einer europäischen Studie unter insgesamt 852 Entscheidungsträgern. Die Studie wurde zeitgleich in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Italien, Spanien und der Schweiz von Loudhouse, einem unabhängigen Forschungsinstitut mit Sitz in London, durchgeführt.
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