Erpresser soll Millionen Euro von Nokia erhalten haben
Zur Jahreswende 2007/2008 erfolgte die nun bekannt gewordene Erpressung. Damals dominierte Nokia den Smartphone-Markt mit Symbian. Kriminelle hätten durch eine Veröffentlichung des Verschlüsselungscodes Malware signieren und als legitime Symbian-Anwendungen ausgeben können. Nach sechs Jahren dauern die polizeilichen Ermittlungen immer noch an.
Kriminelle erpressten um die Jahreswende 2007/2008 von Nokia mehrere Millionen Euro. Der finnische Handyhersteller verhinderte mit dem Lösegeld die Veröffentlichung des Verschlüsselungscodes für sein Mobilbetriebssystem Symbian. Das berichtete der lokale Fernsehsender MTV. Die finnische Bundespolizei KRP hat den Bericht mittlerweile bestätigt.
Der Erpresser konnte den Symbian-Chiffrierschlüssel stehlen und drohte mit der Veröffentlichung des Codes. Kriminelle hätten somit Malware signieren und als scheinbar legitime Symbian-Anwendungen ausgeben können. Zudem wären sie in der Lage gewesen, Nokias eigene Programme sowie Aktualisierung des Betriebssystems fälschen zu können.
Nokia dominierte damals mit Symbian den weltweiten Smartphone-Markt, verlor aber in den folgenden Jahren zunehmend an Bedeutung. Apple hatte das iPhone eben erst auf den Markt gebracht und im September 2008 erschien erstmals Android 1.0. Aufgrund der potentiellen Gefahren durch die Veröffentlichung entschied sich Nokias Führung, das Lösegeld zu behzahlen. Der Erpresserbrief ging als englischsprachige E-Mail ein.
Das Geld erhielt der Erpresser in einer Tasche für Eishockey-Ausrüstung, die auf einem Parkplatz nahe einem Vergnügungspark in Tampere abgestellt wurde. Er konnte mit dem Geld entkommen, obwohl Nokia die Übergabe zusammen mit der Polizei organisierte. Bis heute dauern die polizeilichen Ermittlungen wegen schwerer Erpressung an und blieben offenbar ergebnislos.
Nokia geht davon aus, dass ein finnischer Bürger, der an der Entwicklung der Symbian-Bedienoberfläche beteiligt war, der Erpresser ist. Das geht aus Hinweisen hervor, die die finnische Tageszeitung Helsingin Sanomat erhielt. Über eine Sicherheitslücke habe der Verdächtige den Chiffrierschlüssel entwenden können. Darüber hinaus habe der Verdächtige die Hälfte des Lösegeldes in bar verlangt haben, während Nokia die andere Hälfte an eine Wohltätigkeitsorganisation spenden sollte, so die Zeitung weiter. Nokia kam der Spenden-Forderung nach.
[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]
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