HPI: Programmiersprache “Babelsberg” erneuert die Programmierung
Babelsberg soll Detailanweisungen beim Programmieren überflüssig machen, versprechen die Forscher des Hasso Plattner Institutes. Für die neue Programmiersprache reicht die Formulierung einer Aufgabe.
Wer heute ein Programm schreibt, der überlegt zunächst, welche Befehle man einem Rechner geben muss, damit dieser eine Aufgabe löst. Wissenschaftler am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam versuchen nun einen anderen Ansatz zu realisieren.
Die neue Sprache “Babelsberg” soll vielmehr das Programmieren näher an die natürliche Sprache heran bringen. Babelsberg soll eine Aufgabe bekommen und das Programm sucht dann laut der Vorstellung der Wissenschaftler selbst nach einer Lösung für das Problem. Das soll das Programmieren an sich nicht nur intuitiver machen, sondern auch für weniger Fehler bei der Programmierung sorgen.
Einer der Wissenschaftler ist Tim Felgentreff. Er arbeitet schon zusammen mit Alan Borning, einem Gastwissenschaftler der Washington University in Seattle seit zwei Jahren an der neuen Idee für Programm-Architekturen. “Mit Babelsberg eröffnen wir Programmierern die Möglichkeit, die Aufgabe als solche zu formulieren. Wie diese zu lösen ist, versucht der Computer dann selbst herauszufinden”, erläutert Felgentreff. Felgentreff vergleicht die neue Sprache mit einem Koch, der in der Lage sei, ohne Rezept ein Gericht nachzukochen. Auch Babelsberg sei in der Lage ohne besondere Anweisungen, einen gewünschten Zielzustand zu erreichen.
“Mit Babelsberg gelingt es etwa, ein Sudoku zu lösen, ohne dass für den Computer die strategischen Einzelschritte echter Sudoku-Spieler im Detail programmiert werden müssen. Die Kenntnis der Regel genügt bereits”, ergänzt die Informatikerin und passionierte Sudoku-Spielerin Maria Graber, die im Rahmen ihrer Masterarbeit an der neuen Sprache mitentwickelt.
Mit der neuen Sprache sollen Nutzern verschiedener verbreiteter Programmiersprachen ein Werkzeug bekommen, mit dem Programme einfacher und insgesamt weniger fehleranfällig gestaltet werden können. Der neue Ansatz verringere außerdem den Programmieraufwand, da weniger Code geschrieben werden müsse, heißt es vom HPI. Der resultierende Code sei zudem auch leichter verständlich und schneller prüfbar, wodurch Fehler besser vermieden werden könnten. Gleichzeitig lasse sich Babelsberg in existierende Programmiersprachen integrieren, sodass zurückliegende Investitionen nicht hinfällig sind.
Eine ausführliche Beschreibung veröffentlichten sie jetzt in der Reihe “Technische Berichte” im Universitätsverlag Potsdam (Band 81, ISBN 978-3-86956-265-0). Autoren sind Doktorand Tim Felgentreff und die Professoren Alan Borning (Gastwissenschaftler von der Washington University, Seattle) und Robert Hirschfeld, Leiter des HPI-Fachgebiets Software-Architekturen.
“Der Name hat sich einfach aus der Lage des Instituts im Potsdamer Stadtteil Babelsberg ergeben”, verrät Felgentreff. Nach den Worten des wissenschaftlichen Mitarbeiters findet der Name “Babelsberg” vor allem großen Anklang bei Amerikanern. “Sie denken dabei auch den in der Bibel erwähnten Turm von Babel und verbinden damit die Hoffnung, dass die neue Programmiersprache über herkömmliche hinauswachsen könnte”, sagt der Nachwuchswissenschaftler aus der HPI Research School.
An Babelsberg arbeiten neben den Potsdamer HPI-Experten inzwischen auch der Wissenschaftler Todd Millstein (University of California, Los Angeles) und mehrere Forscher des Viewpoints Research Institute, Los Angeles.