Microsoft Bing orakelt über schottisches Referendum
Die Suchmaschine aus Redmond, besser gesagt die Funktion Bing Predicts, sagt den Ausgang des schottischen Referendums voraus.
Die Microsoft-Suchmaschine Bing schickt sich an, die Schicksalswahl der Schotten mitzuentscheiden. Gibt man auf Bing.co.uk die Kombination Scotland und Referendum ein, spielt Bing Predicts eine Vorhersage über den wahrscheinlichen Ausgang aus. Was viele Umfragen eint, ist die Tatsache, dass die Stimmungslage mehr oder weniger zweigeteilt ist.
Auch Bing Predicts macht da keine Ausnahme: Allerdings sollen sich laut Bing nur 48,1 Prozent der Schotten für ein unabhängiges Schottland entscheiden. Mit 51,9 Prozent aber werde sich das Volk dann doch dafür entscheiden, Teil des United Kingdoms zu bleiben.
Bing Predicts testet Microsoft zum Referendum in einer Beta-Version. Dabei setzt Microsoft auf Technologien wie Maschinen-Lernen, um aus sozialen Netzwerken, Suchanfragen, Umfragen und anderen Web-Ergebnissen, Vorhersagen über den Ausgang des Referendums zu machen.
In den USA wurde Bing Predicts bereits bei verschiedenen Anlässen ausprobiert. Für das Referendum der Schotten aber versuchen die Microsoft-Experten diese Algorithmen auch in den entsprechenden Foren und Daten in Schottland und in Großbritannien anzuwenden.
Keine leichte Aufgabe. So versuchen die Entwickler und Statistiker unter anderem über Sentiment Analysis unentschiedene Wähler herauszufiltern. “Bing Predicts ist eine Initiative, die Modelle für Maschinen-Lernen verwendet, um Trends in sozialen Aktivitäten und vielen anderen Events zu analysieren und zu entdecken”, heißt es in einem Blog zu dem Projekt. Der so genannte Sentiment-Detektor könne Befürworter oder Gegner anhand ihrer Äußerungen erkennen. Bei unentschlossenen Wählern liege die Kunst darin herauszufinden, wie sie sich in letzter Sekunde entscheiden.
So sei es zum Beispiel sehr gut möglich, Vorhersagen darüber zu machen, wenn eine Entscheidung von der Popularität einer Option abhängt. Bing Predics hätte etwa acht Woche vor dem Ausgang der Show American Idol das finale Wahlverhalten der Zuschauer vorhergesagt.
Die schottische Wahl hingegen sei es etwas schwieriger weil die Menschen nicht immer ihre Meinung in sozialen Medien frei kundtun, und zum anderen, weil die Wahlberechtigen in diesem Fall nicht allesamt Internet-Nutzer sind. Die Vorhersage werde zusätzlich erschwert, weil dieses Ereignis mehr oder weniger einmalig ist.
Ein Blick lohne sich aber auch auf die Muster bei den Suchbegriffen des zurückliegenden halben Jahres: Neben der Unabhängigkeit scheinen die Schotten auch die Frage nach der Zukunft des Pfund umzutreiben. Ob Großbritannien eine Mitgliedschaft Schottlands in der EU verhindern könne, oder ob Schotten mit der Unabhängigkeit automatisch die britische Staatsbürgerschaft verlieren, wem die Ölvorkommen Schottlands zufallen und was aus der Royal Bank of Scotland und der BBC wird haben die Schotten im Vorfeld der Abstimmung gebingt. Daneben versuchten die Schotten über die Microsoft-Suchmaschine auch die Zukunft des Golfsportes zu recherchieren.
Auch wenn Bing Predicts jetzt die Union mit Großbritannien für wahrscheinlicher hält, muss das noch lange nicht das Aus für die schottische Unabhängigkeit bedeuten. So hatte Bing Predicts bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien ein Finale mit dem Gastgeber und den Niederlanden vorhergesagt.
Der Suchmaschinen-Optimierer Majestics hingegen sieht für die Kampagne von yesscotland.net deutlich mehr “Momentum” und geht daher daher davon aus, dass “bettertogether.net” das Nachsehen haben wird.