Enterprise Pure-Play? HP spaltet Drucker und PCs ab
Im aktuellen Fall scheinen die Pläne über eine Aufteilung von HP in einen PC- und Drucker-Hersteller und einen fokussierten Enterprise-Technologie-Anbieter deutlich konkreter zu sein als noch vor drei Jahren. Laut Medienberichten könnte sich die Teilung bereits im nächsten Jahr vollziehen.
Hewlett-Packard plant ein weiteres Mal, die Sparte für Drucker und PCs auszulagern. Das meldet das Wall Street Journal unter Berufung auf “mit der Angelegenheit vertraute Quellen”. Laut Bericht könnte HP schon in den nächsten Stunden diesen Schritt bekannt geben. Enterprise-Hardware und auch Services könnten damit in einer eigenständigen Organisation beheimatet sein. Die Abspaltung soll sich laut Quellen schon im nächsten Jahr vollziehen.
Inzwischen hat HP diesen Schritt bestätigt. Künftig wird es neben HP Inc. auch Hewlett Packard Enterprise geben. HP Inc. werde auch das aktuelle Logo beibehalten. Die Anteilseigner von HP werden künftig Aktien von beiden Unternehmen besitzen. Allerdings werden die beiden Unternehmen künftig separat an der Börse gehandelt. Der Spinnoff soll bereits Ende 2015 abgeschlossen sein. Allerdings stehen noch einige Genehmigungen und die Zustimmung des HP Boards noch aus. Das Bankhaus Goldman Sachs sowie Wachtell, Lipton, Rosen and Katz werden HP bei diesem Übergang beraten.
Meg Whitman, Chairman, President und CEO von HP begründet diesen Schritt: “Unsere Arbeit während der vergangenen drei Jahre hat unsere Kernbereiche deutlich gestärkt und wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir in schnell ändernden Märkten nun deutlich aggressiver die neuen Möglichkeiten verfolgen können. Und die Entscheidung, uns in zwei Unternehmen aufzuteilen, unterstreicht unsere Restrukturierungspläne.” Durch die Aufspaltung werde jedes der Unternehmen die nötige Unabhängigkeit, Fokus, Flexibilität und auch die nötigen Finanzmittel bekommen, um sich schneller an die Märkte anpassen zu können, versichert Whitman.
HP und Investoren diskutieren offenbar schon länger die Teilung des Unternehmens. Schon einmal hatte man bei HP diesen Schritt erwogen. Allerdings ist die Printing and Personal Systems Group, zu der neben Druckern und Zubehör auch PCs und Tablets gehören, mit einem Umsatz von 55,9 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2013 eine wichtige Säule für das Unternehmen. HP erwirtschaftet damit nahezu die hälfte der Einnahmen.
HP-Chefin Meg Whitman wird den CEO-Posten des auf das Enterprise-Segment ausgerichteten Unternehmens behalten und gleichzeitig den Aufsichtsratsvorsitz der neuen PC- und Druckerfirma übernehmen. Dessen CEO wird laut WSJ Dion Weisler, derzeit Executive Vice President der Printing and Personal Systems Group. Das derzeitige Aufsichtsratsmitglied Patricia Russo soll wiederum Chairman des Board of Directors der Enterprise-Firma werden.
Von der Aufspaltung verspricht sich HP offenbar, die im vergangenen Jahr an Lenovo verlorene Führungsposition im weltweiten PC-Markt zurückzuerobern. Das Unternehmen könnte dabei von der erwarteten Erholung des PC-Markts profitieren. Im Juli hatte Gartner erstmals seit zwei Jahren ein leichtes Wachstum von 0,1 Prozent ermittelt.
“Wir machen HP schrittweise zu einem flinken, mehr auf Kunden und Partner ausgerichteten Unternehmen mit geringeren Kosten, das erfolgreich in einer sich schnell wandelnden IT-Landschaft konkurrieren kann”, hatte CEO Meg Whitman im Mai bei der Bekanntgabe der Bilanz für das zweite Geschäftsquartal gesagt. Schon zuvor hatte sie erklärt, Unternehmenskunden gäben traditionellen PCs wieder verstärkt den Vorzug vor Tablets.
ZDNet-Blogger Larry Dignan erwartet zudem, dass der PC- und Druckersparte nach der Aufspaltung ein höheres Budget für Forschung und Entwicklung zur Verfügung stehen wird. Derzeit müsse sie mit der Enterprise-Sparte um ein Budget kämpfen, das rund drei Prozent des Jahresumsatzes entspreche. Zudem sei HP aktuell nicht in der Lage, sich ausreichend auf alle Geschäftsbereiche zu konzentrieren, um jeden Markt zu dominieren. Dignan mutmaßt auch, dass sich HP somit als Übernahmekandidat für EMC aufhübschen könnte. Er glaubt, dass die PC- und Druckersparten bislang einen Verkauf verhindert hätten.
“Das Zeitalter des Kunden verändert eine ganze Menge in der Technologie-Industrie, vor allem für Unternehmen wie HP, die ein enormes Portfolio an traditionell ausgerichteten Hardware- und Maintenance-Services unterhalten”, kommentiert Peter Burris, Vice President und Research Director bei dem Marktforschungsinstitut Forrester. Es laste auf HP ein hoher Druck, sich auf Software und verwandte Geschäftsbereiche auszurichten, wo Investoren, Partner und Kunden mehr Wertschöpfungsmöglichkeiten sehen. Burris fasst zusammen: “Niemand schafft heute mehr ein disruptives Geschäftsmodell, indem er eine Mulit-Milliarden-Dollar-Chip-Fabrik aufbaut. Worauf sich Unternehmen heute konzentrieren müssen, ist, sich über Software abzuheben, die Unternehmenstechnologie verbessert.”
HP könnte damit auch B2B und B2C schärfer von einander trennen. Und mit dieser Fokussierung könnte HP auch den derzeit noch sehr schwachen Software-Bereich besser adressieren. Aktuell macht Software rund 3 Prozent des Gesamtergebnisses aus. Zudem wäre eine Abspaltung des PC- und Druckbereiches für viele Anwender wohl kein großes Problem.
HP hat schon früher mit dem Gedanken gespielt, die PC-Sparte auszulagern. Den Plan hatte 2011 CEO Léo Apotheker ins Spiel gebracht – gegen den Willen von Investoren. Nach Apothekers kurzem Gastspiel an der Spitze des Unternehmens hatte HP schnell diese Überlegungen wieder verbannt und mehrmals beteuert, dass man als geschlossene Organisation weiter machen werde.
Eines der Argumente war auch, dass HP auf diese Weise langfristige Beziehungen zu Kunden aufbauen könnte. Mit dem Fokus auf Enterprise allerdings wäre HP ähnlich wie der Erzrivale IBM aufgestellt, das sich von margenschwachen Bereichen konsequent trennt. Der jüngste Schritt dieser Art ist der Verkauf der x86-Server an den HP-Rivalen Lenovo, die am 1. Oktober abgeschlossen wurde. Einen ähnlichen Schritt will auch Ebay mit PayPal vollziehen. Auch in diesem Fall sollen kleinere organisatorische Einheiten besser auf die jeweiligen Märkte zugehen können.
Mit der Aussage von Peter Burries um 13.20 und mit der Bestätigung von HP um 14.40 aktualisiert.
[mit Material von Stefan Beiersmann, News.com]
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