Autonomy: HP fordert 5 Milliarden Dollar Schadenersatz

HP (Bild: HP)

Der Konzern verklagt den ehemaligen Autonomy-CEO Michael Lynch sowie den Finanzchef Sushovan Hussain. Sie sollen “betrügerisch” gehandelt haben. Die beiden Manager wehren sich unter anderem mit einer Gegenklage.

Hewlett-Packard hat in London Klage gegen den ehemaligen Autonomy-CEO Michael Lynch sowie den Finanzchef Sushovan Hussain eingereicht. Der Konzern fordert von den beiden Managern Schadenersatz in Höhe von 5,1 Milliarden Dollar. Sie sollen vor der Übernahme durch HP die finanzielle Lage ihres Unternehmens übertrieben optimistisch dargestellt haben.

2011 hatte der US-Konzern für etwa 11 Milliarden Dollar Autonomy gekauft. HP schrieb im vierten Geschäftsquartal 2012 8,8 Milliarden Dollar der Investition ab. Unter anderem führte es als Grund für die Fehlbewertung “ernsthafte Verstöße gegen Buchhaltungsprinzipien, versäumte Offenlegungen und schlicht falsche Darstellungen bei Autonomy” an.

Die ehemalige Autonomy-Führung und HP befinden sich seitdem im Streit über die Buchhaltung des englischen Unternehmens. Im Januar brachte eine Untersuchung der britischen Behörde Serious Fraud Office (SFO) keine konkreten Ergebnisse. Einige Beschwerdepunkte untersuchen allerdings US-Behörden, deren Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind.

“HP kann bestätigen, dass am 30. März eine Klage gegen Michael Lynch und Sushovan Hussain wegen betrügerischer Handlungen während ihrer Zeit als Führungskräfte bei Autonomy eingereicht wurde”, zitiert Reuters eine HP-Sprecherin.

HP Logo (Bild: HP)Dem Bericht zufolge setzen sich die Beklagten mit einer Gegenklage zur Wehr. “Das ehemalige Management von Autonomy kündigt heute an, dass es eine Schadenersatzklage gegen HP wegen den falschen und fahrlässigen Aussagen, die HP am 20. November 2012 gemacht hat, und der anschließenden Hetzkampagne einreichen wird”, heißt es in einer Stellungnahme der ehemaligen Autonomy-Führung, die Reuters vorliegt. Sie fordern von HP eine Entschädigung von über 100 Millionen Pfund.

Lynch und Hussain hätten stets argumentiert, dass die Unterschiede in der Bewertung von Autonomy auf unterschiedliche Buchhaltungsregeln in Großbritannien und den USA zurückzuführen seien, berichtet Recode. Im Detail geht es um die Behandlung von Software-Umsätzen.

In den USA verboten, Großbritannien erlaubt

Unter anderem habe Autonomy Software im Paket mit Hardware zu Verlustpreisen verkauft. Damit habe es den Umsatz gesteigert. Recode zufolge hat das Unternehmen einige “Kosten” dieser Geschäfte als Marketingausgaben verbucht. In den USA sei solch ein Vorgehen streng verboten. In Großbritannien erlauben allerdings die dort geltenden International Financial Reporting Standards (IFRS) jedoch dies.

Unklar ist, wann HP von der von den US-Regeln abweichenden Bewertung erfahren hat. Lynch behauptet laut Recode, HP habe nicht nur vor der Übernahme davon gewusst, sondern auch nach dem Kauf von Autonomy an den IFRS-Regeln festgehalten. Zudem habe HP in einigen Fällen die Hardware für die beanstandeten Geschäfte geliefert.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]