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Nokia übernimmt Alcatel-Lucent für 15,6 Milliarden Euro

Nokia übernimmt den Konkurrenten Alcatel-Lucent. Das Übernahme-Angebot bewertet den französischen Netzwerkausrüster mit 15,6 Milliarden Euro. Den Kauf finanziert Nokia mit eigenen Aktien. Anteilseigner von Alcatel-Lucent werden für jede Aktie 0,55 Anteile an dem neuen Unternehmen bekommen. Für die Anteilseigner bedeutet das einen Aufschlag von 28 Prozent gemessen am Durchschnittskurs der zurückliegenden drei Monate. Damit hält Alcatel 33,5 Prozent und Nokia 66,5 Prozent an dem neuen Unternehmen.

Rajeev Suri ist nach der Übernahme von Alcatel-Lucent CEO der neuen Nokia Corporation . (Bild: Nokia)
Rajeev Suri wird die Leitung der Nokia Corporation übernehmen, die aus dem Zusammenschluss mit Alcatel-Lucent entstehen wird. (Bild: Nokia)

Der Merger soll in der ersten Hälfte 2016 abgeschlossen werden. Beide Boards haben dem Merger bereits zugestimmt, ausstehend sind derzeit noch die Genehmigung durch die Nokia-Aktionäre und die staatlichen Stellen. Durch die Übernahme sollen bis 2019 Einsparungen in Höhe von 900 Millionen Euro möglich werden. Die Marke Alcatel-Lucent aber soll durch den Zusammenschluss getilgt werden. Das Neue Unternehmen firmiert unter Nokia Corporation und wird von Nokia-CEO Nokia-Chef Rajeev Suri geführt.

Jenseits der bereits vor der Übernahme geplanten Stellenstreichungen solle es bei Alcatel keinen weiteren Job-Abbau mehr geben, versichert Nokia. Zudem werde Frankreich ein “wichtiges Zentrum für das neue Gemeinschaftsunternehmen” werden, verspricht Nokia. Derzeit sind in Frankreich rund 6000 Menschen angestellt. Die Genehmigung der Übernahme knüpfte die französische Regierung an den Erhalt dieser Stellen. Vor allem die Standorte Villarceaux und Lannion, wo vor allem Forschung und Entwicklung angesiedelt ist, sollen erhalten bleiben.

Diese Punkte wurden bei einem kurzfristig anberaumten Treffen zwischen Suri und dem französichen Präsidenten Françoise Hollande festgelegt. Suri konnte den Politiker überzeugen, dass Alcatel alleine nicht gegen die aggressive Konkurrenz aus Fernost bestehen kann. Zudem wird das neue Nokia-Board auf neun oder zehn Sitze anwachsen und es werden mindesten drei Vertreter von Alcatel-Lucent in dem Gremium sein.

Der neue Netzwerkriese wird etwa 110,000 Angestellte und einen Umsatz von etwa 26 Milliarden Euros haben. 57 566 Mitarbeiter waren es 2014 bei Nokia und rund 52 700 sind es bei Alcatel. Damit erreicht die Nokia Corporation einen Marktanteil von 35 Prozent und ist damit auf dem Weltmarkt die Nummer zwei hinter Ericsson, das etwa 40 Prozent des Marktes bestimmt. Der Chinesische Konkurrent Hawei erreicht derzeit 20 Prozent.

Nokia erhofft sich nicht nur eine bessere Marktposition, sondern auch eine Ausweitung der Absatzmöglichkeiten, wie es in einer Mitteilung heißt: “Das kombinierte Unternehmen wird mehr Wachstumsbereiche realisieren können, als Nokia derzeit adressieren kann.” Nokia kann damit auch von der Marktpräsenz von Alcatel-Lucent in Nordamerika profitieren, wo der Hersteller Verträge mit AT&T und Verizon hat. Daher gehe Nokia von einem Umsatzwachstum von 3,5 Prozent zwischen 2014 und 2019 aus.

Gleichzeitig bestätig Nokia auch Interesse, den Karten- und Navigationsdienst HERE zu veräußern. Analysten schätzen den Wert dieses Geschäftsbereichs auf bis zu 6,9 Milliarden Euro, auch wenn Nokia diesen Bereich mit etwa 2 Milliarden Euro bilanziert. Marktbeobachter spekulieren auch, dass diese Verkaufspläne mit der geplanten Übernahme von Alcatel-Lucent zusammenhängen könnten.

Nokia hatte das Smartphone-Geschäft an Microsoft verkauft und 2013 aber die ausstehenden 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks (NSN) übernommen.

Redaktion

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