Kurz nach der Ankündigung von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager eine Kartelluntersuchung gegen Google einzuleiten, hat der Internetkonzern reagiert. In zwei Blogs weist das Unternehmen die Anschuldigungen zurück, es würde die eigene Marktmacht im Suchmaschinenbereich ausnutzen.
Die EU-Kommission wirft Google auch in anderen Bereich vor, die Marktmacht zu missbrauchen. Vor allem das Angebot Google Shopping steht im Zentrum der Kartelluntersuchung.
Dabei weist der Internetkonzern darauf hin, dass die Google-Suche zwar der am meisten genutzte Dienst sei, aber Nutzer mittlerweile eine viel größere Auswahl haben, um an Informationen zu gelangen. Dadurch seien die Vorwürfe haltlos, dass Google dem Verbraucher und Mitbewerbern schade.
Es gäbe heutzutage zahlreiche Suchmaschinen wie Bing, Yahoo, Quora, DuckDuckGo, schreibt Amit Singhal, Senior Vice President für Google Search, in dem Blog. Auch für den Sprachassistenten Google Now gibt es Konkurrenten in Form von Apples Siri und Microsofts Cortana.
Im Bereich Shopping gibt es Wettbewerber für Google, die zum Teil deutlich mehr Macht hätten. Dazu zählt Singhal Amazon, Idealo, Expedia und Ebay. Passend dazu präsentiert er eine Grafik für die Nutzerzahlen von Shopping-Websites in Deutschland. Dort belegen Amazon und Ebay mit weitem Abstand die vorderen Plätze.
Singhal nimmt sich in dem Beitrag auch direkt die Konkurrenten Axel Springer, Expedia, TripAdvisor und Yelp vor. Alle Unternehmen haben sich aktuell über Google beschwert. Sie beschuldigen den Internetkonzern, dass es mit dem Verfahren, wie spezialisierte Angebote in die Suchergebnisse eingebunden werden, deutlichen ihr Geschäft schädigt. “Allerdings erzählen ihr Traffic, ihre Umsätze und Profite eine völlig andere Geschichte”, so Singhal weiter.
Nach seiner Sicht verhindere Google weder Wettbewerb noch Innovationen. Als Beispiel führt er die deutsche Shopping-Site Zalando an. Diese sei mittlerweile einer der größten Online-Verkäufer in Europa.
Die EU hat nicht nur Googles Suchmaschine ins Visier genommen, sondern auch dessen Mobilbetriebssystem Android. Der Konzern kann die eingeleitete Untersuchung allerdings nicht nachvollziehen.
“Android wurde aus Frustration geboren”, schreibt Hiroshi Lockheimer, Vice President of Engineering bei Android. Vor dem OS stellten die Feature-Phones einen Albtraum für Entwickler dar. Sie mussten ihre Apps für jedes Gerät und jede Plattform einzeln entwickeln. Mit dem Open-Source-System Android wollte Google das ändern und Innovationen beschleunigen.
Mittlerweile kämen immer schneller mobile Innovationen auf den Markt und der Absatz von Smartphones steige stetig, schreibt Lockheimer. Ihm zufolge viel der durchschnittliche Preis für Smartphones zwischen 2012 und 2014 um 23 Prozent. Dafür sei auch Android mitverantwortlich.
Dem hält Lockheimer entgegen, dass Android völlig kostenlos sei. Hersteller könnten es auch ganz ohne Google Apps einsetzen. Ihm zufolge bieten sie aber Vorteile für Nutzer, Entwickler und dem Ökosystem an sich.
Auch einige Vereinbarungen mit Hardware-Herstellern bemängelt die EU. Lockheimer erklärt unter anderem, die Anti-Fragmentierungs-Vereinbarung stelle sicher, dass Apps auf allen Android-Geräten lauffähig sind. Mit dem App-Verteilungs-Abkommen soll gewährleistet werden, dass Nutzer von Beginn an nützliche Apps – wie Maps oder E-Mail – auf dem Homescreen ihres Smartphones finden.
Das helfe auch Android-Herstellern, im Wettbewerb mit Apple, Microsoft und anderen Anbieter zu bestehen. Lockheimer betont, dass diese Vereinbarung auch nicht exklusiv seien. Herstellern installieren ihre eigenen sowie Drittanbieter Apps. Auf dem Galaxy S6 hat Samsung beispielsweise Microsofts Office-Apps vorinstalliert. Außerdem führt er an, dass auf Android-Geräten weit weniger Google-Apps vorinstalliert seien, als Apple-Apps auf iOS-Geräten.
Lockheimer schließt seine Verteidigung von Android mit dem Hinweis, dass nicht nur Google von dem Betriebssystem profitiere, sondern auch Hersteller und Entwickler. Vor allem letztere können mit Android eine große Zielgruppe erreichen und somit ein starkes Geschäft aufbauen. Verbrauchern bringt das OS zudem eine große Auswahl an Smartphones zu günstigen Preisen.
Google hat nun zehn Wochen Zeit, um sich detailliert zu den Vorwürfen zu äußern. Anschließend kann der Konzern eine förmliche Anhörung beantragen. Nach Ansicht der EU-Kommission reichen die bisherigen Verpflichtungsangebote von Google nicht aus, um wettbewerbsrechtlichen Bedenken auszuräumen.
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