AOL steht kurz vor der Übernahme durch Verizon. Das Telekommunikationsunternehmen will pro Aktie 50 Dollar zahlen – insgesamt etwa 4,4 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Aufschlag von rund 17 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag. Der Kurs stieg nach Bekanntwerden der möglichen Akquisition zum heutigen Handelsbeginn am New York Stock Exchange um 18 Prozent auf ein neues 52-Wochen-Hoch von 50,20 Dollar.
Zu AOL gehören aktuell die Medienangebote Huffington Post, TechCrunch und Engadget. Verizon dürfte sich aber insbesondere für die Content-Delivery-Lösungen von AOL interessieren.
“Die Akquisition stärkt Verizons LTE-Drahtlosvideo- und Over-the-top-Video-Strategie. Sie wird auch Verizons Internet-of-Things-Plattformen (IoT) unterstützen und eine Wachstumsplattform von Drahtlos bis IoT für Verbraucher und Unternehmen schaffen”, heißt es in einer Mitteilung von Verizon.
Die Übernahme entspricht Verizon-CEO Lowell C. McAdam zufolge der aktuellen Strategie mehr Fokus auf Inhalte und Werbung zu legen. “AOLs Anzeigenmodell passt zu diesem Ansatz und seine Werbeplattform liefert uns ein Schlüsselwerkzeug zur Entwicklung künftiger Umsatzquellen”, sagte er.
Noch im Sommer will Verizon die Akquisition abschließen. Allerdings müssen die zuständigen Regulierungsbehörden zustimmen. AOL würde nach erfolgreicher Übernahme eine hundertprozentige Tochter von Verizon. Der aktuelle Chairman und CEO von AOL, Tim Armstrong, soll deren Leitung übernehmen
AOL hatte im ersten Quartal 2014 ein Umsatzplus von sieben Prozent auf 625 Millionen Dollar erzielt. Dieses führte es vor allem auf das wachsende Anzeigengeschäft zurück. Der Gewinn ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum jedoch um ein Prozent auf 24 Millionen Dollar zurück.
Erfolgreich wurde AOL in den 1990er-Jahren als Internet Service Provider mit dem Verkauf von Modem-Internetzugängen. Kurioserweise zahlen in den USA heute noch 2,1 Millionen Nutzer monatlich 20 Dollar für diese 56-Kbit/s-Zugänge, wie aus dem jüngsten Quartalsbericht von AOL hervorgeht. Für das nahende Breitbandzeitalter war das Unternehmen in der Folge aber schlecht gerüstet. Die Dot-Com-Krise von 2001 trug ihr Übriges dazu bei, dass die im Jahr 2000 vollzogene Fusion mit Time Warner in einem Debakel endete. Spätestens ab 2004 hatte Time Warner immer wieder nach Käufern für seine Online-Sparte gesucht und sich 2009 endgültig von ihr getrennt. Das Zugangsgeschäft in Deutschland hatte schon 2006 Telecom Italia übernommen.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]
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