Eine Sicherheitslücke namens Logjam schwächt die Verschlüsselung von Internetverbindungen mit HTTPS, SSH und VPN. Sicherheitsforscher haben sie in den entsprechenden Verschlüsselungsalgorithmen entdeckt. Angreifer können Trend Micro zufolge Man-in-the-Middle-Angriff ausführen und somit die Verschlüsselung schwächen oder knacken, um den Datenverkehr mitzulesen.
Logjam weist Ähnlichkeiten mit der Freak-Lücke auf. Beide lassen sich auf das Verbot starker Verschlüsselungstechnologien in für den Export vorgesehenen Produkten zurückführen. Die eigentliche Schwachstelle befinde sich im Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch, so Trend Micro weiter. Logjam sei in der Lage, die Stärke des akzeptierten Algorithmus zu schwächen. Sie entspreche dann nur noch der Stärke eines Algorithmus, der auf 512-Bit-Primzahlen basiere. Aber auch weitere Sicherheitslücken hätten die Logjam-Forscher in Systemen entdeckt, die 768-Bit- oder 1024-Bit-Primzahlen verwendeten.
Jedes Protokoll, das Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch verwende, ist Trend Micro zufolge davon betroffen. Angreifer müssen aber zunächst den Datenverkehr zwischen sicherem Server und Client abfangen, um die Sicherheitslücke ausnutzen zu können. Außerdem benötigen sie für die Entschlüsselung erhebliche Computerressourcen, die aber beispielsweise Nationalstaaten zur Verfügung ständen.
Computerwissenschaftlern der französischen Forschungseinrichtungen Inria und CNRS, der Johns Hopkins University, der University of Michigan und der University of Pennsylvania sowie Mitarbeitern von Microsoft Research haben Logjam entdeckt. Nach ihren Aussagen seien 8,4 Prozent der per HTTPS gesicherten Top-1-Million-Websites anfällig. Bei den per TLS gesicherten POP3- beziehungsweise IMAP-Server sind es 8,9 und 8,4 Prozent, bei den SMTP-Servern sogar 14,8 Prozent. Allerdings beziehen sich die Zahlen zu den E-Mail-Servern nur auf den IPv4-Adressraum.
Laut Wall Street Journal haben die meisten Browseranbieter inzwischen Patches veröffentlicht oder zumindest angekündigt. Die Anbieter hätten sich darauf geeinigt, kurze Schlüssel grundsätzlich abzuweisen. Die Untergrenze der Schlüssellänge sei jedoch lange diskutiert worden. Schließlich habe man sich auf mindestens 1024 Bit, also Schlüssel mit 309 Stellen geeinigt. Dadurch seien aber nun 0,2 Prozent aller sicheren Websites nicht mehr erreichbar.
Details zu Logjam haben die Forscher auf ihrer Website WeakDH.org (Weak Diffie-Hellman) veröffentlicht. Nutzer können dort auch prüfen, ob ihr Browser für Logjam anfällig ist. Tests von ZDNet zeigen, dass Microsoft Internet Explorer 11 unter Windows 7 bereits gepatcht hat. Die diese Woche veröffentlichte Version 43 des Google Browsers Chrome sowie Firefox 38.0.1 und Opera 29.0.1795.60 sind hingegen anfällig. Davon betroffen ist auch Safari unter iOS und OS X.
[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]
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