Dell will mehr Innovation und Start-up-Förderung

Dell

Dell ist inzwischen nicht mehr an der Börse und so kann sich das Unternehmen jetzt auch wieder langfristigen Themen widmen aber auch schneller auf Martktrends reagieren.

EMEA-Präsident Aongus Hegarty sieht in der Privatisierung Dells den Grundstein für neue Freiheiten für den Technologiekonzern. So könne man schnelle Entscheidungen treffen und viel schneller am Markt agieren. Neben einer neuen Start-up-Förderung kündigt er zudem an, dass Windows 10 zum Start zunächst auf Endgeräten für Privatkunden und KMU bereitgestellt wird. Künftige Consumer-Tablets sollen sowohl mit Windows als auch Android offeriert werden.

Dell sieht seinen “neuen” Status als Unternehmen in Privatbesitz als bedeutenden Vorteil an. Das erlaube es ihm nämlich, Innovationen voranzutreiben und andere Unternehmen sowie Existenzgründer in einer Weise zu unterstützen, die öffentlichen Firmen nicht vergönnt ist. Dafür seien diese zu sehr von Berichtszeiträumen und den Forderungen der Anteilseigner abhängig.
Firmengründer und Namenspatron Michael Dell hatte das Unternehmen 2013 von der Börse zurückgekauft. Laut Aongus Hegarty, EMEA-Präsident bei Dell, ermöglicht die Privatisierung der Firma gewisse Freiheiten. Sie sei nun in der Lage, intern häufiger an Innovationen zu arbeiten und finanzielle Unterstützung da zu investieren, wo sie benötigt werde.

“Innovationen erfordern oftmals längere Zeit- und Entscheidungshorizonte, als öffentlichen Unternehmen lieb ist”, sagt Hegarty gegenüber der britischen silicon.de-Schwesterpublikation TechWeekEurope auf den Dell-Innovationstagen in Kopenhagen. “Bei uns gibt es derartige Fesseln nicht mehr, seit wir über die Freiheit verfügen, auf längere Sicht in ein Projekt zu investieren. Das erlaubt es uns, Innovationen voranzutreiben”, so Hegarty.

Aongus-Hegarty-Dell-EMEA (Bild: TechWeekEurope)
Aongus-Hegarty-Dell-EMEA. (Bild: TechWeekEurope)

“Michael Dell ist Bestandteil des Unternehmens, seit die Firma im Zimmer eines Studentenwohnheims an der Universität von Texas einst ihren Anfang nahm. Während der vergangenen drei bis vier Jahre haben wir unseren Fokus auf ein neues unternehmerisches Denken gelenkt. Seit wir vor 18 Monaten in ein Privatunternehmen umgewandelt wurden, haben wir diese Entwicklung gefördert und kontinuierlich erweitert. Da unser Eigentümer auch gleichzeitig unser CEO und Gründer ist, können wir schnelle Entscheidungen treffen und uns viel schneller vorwärts bewegen”, führt Hegarty weiter aus.

Dells Innovationsstrategie konzentriert sich auf eine Reihe verschiedener Schlüsselbereiche, darunter Gesundheit, Sicherheit, Big Data, Mobility und das Internet der Dinge (IoT). Des Weiteren unterstützt es weltweit eine Vielzahl an unternehmerischen Initiativen. Zwei der Firmen, die bei derartigen Initiativen gefördert werden, sind sogar unmittelbar im Dell House im englischen Bracknell ansässig. Dell stellt ihnen dort sowohl den Raum als auch die benötigten Ressourcen zur Verfügung.

Hegarty erklärt, Dell investiere aktuell sogar Milliarden in einen neuen Industriepark. Daher stellt sich die Frage, warum es überhaupt externe innovative Projekte fördern sollte? “Wir wollen als Unternehmen bekannt sein, das nicht nur selbst Unternehmergeist mitbringt, sondern auch ein großer Verfechter anderer Unternehmer und Existenzgründer ist”, wie Hegarty erläutert. “Wenn in den kommenden 18 Monaten Zehntausende neue Firmen gegründet werden und anfangen zu wachsen, wird das letztlich auch eine größere Nachfrage nach Technologien und Lösungen nach sich ziehen.”

“Das dient nicht nur dem Wachstum der Wirtschaft, den Arbeitsplätzen und der Gesellschaft, sondern ist auch von großem Vorteil für uns als Unternehmen. Ich persönlich bin der Meinung, dass das einfach eine Leidenschaft für Michael ist. Er ist schon sein ganzes Leben lang Unternehmer und wird auch weiterhin unternehmerisch tätig sein, indem er etwa diese größere Gemeinschaft von Start-ups und jungen Firmen unterstützt”, zeigt sich Dells EMEA-Präsident zuversichtlich.

Dell bietet in 18 Ländern Europas auch finanzielle Unterstützung für Unternehmen an, damit diese über die sogenannten Dell Financial Services wichtige Anschaffungen für ihre IT-Infrastruktur tätigen können. Dabei handelt es sich um einen vollständig regulierten Wagniskapitalgeber mit einer Bankenlizenz.

“Anders als die meisten anderen Unternehmen besitzen wir einen sehr differenzierten Zeithorizont in Bezug auf Finanzierbarkeit und den Return on Investment”, stellt Hegarty fest. “Die meisten Technologiefirmen sind öffentliche Unternehmen und betrachten die Dinge im Kontext eines 90-Tage-Horizonts. Das tun wir hingegen nicht. Die Dell Financial Services addressieren eine finanzielle Herausforderung für den Businesskundenereich, die darin besteht, fehlendes Betriebskapital auszugleichen und parallel in vielen europäischen Märkten präsent zu sein”, betont Hegarty.

Der EMEA-Präsident ist weiterhin der Überzeugung, dass der Finanzierungs- und Leasingdienst, der ebenso über Dells Vertriebspartner erhältlich ist, das Unternehmen flexibler macht, da es nun mehr in bestimmten Regionen oder Sektoren investieren und auf eigenen Wunsch mehr Risiken auf sich nehmen kann.

“Am Ende des Tages sind wir in der Lage, eine Reihe finanzieller Modelle für ein effektives Geschäft aufzubauen. Es handelt sich um einen Geschäftsbereich, mit dem wir durch unsere Kooperationspartner schon seit einiger Zeit vertraut sind. Allerdings haben wir dann letztendlich beschlossen, dass es vielmehr zu einem elementaren Bestandteil unseres Geschäfts werden muss”, erläutert Hegarty.

Während IBM sein PC-Geschäft vor einem Jahrzehnt an Lenovo verkaufte und HP seine eigene PC-Abteilung mit seinem Druckergeschäft in einem separaten Unternehmen namens zusammenführen will, vermarktet Dell sein PC-Geschäft als integralen Bestandteil seiner “Ende-zu-Ende-Lösungen” und stellt es gegenüber anderen Firmen als Hauptunterscheidungsmerkmal dar. Doch trotz dem bei Dells derzeitig in den Mittelpunkt gerückten “Services-und-Software”-Gedankens ist Hegarty der Ansicht, dass sein Unternehmen in der Branche auch nach wie vor mit dem PC-Geschäft Innovationen vorantreiben kann – insbesondere, da nun der Start von Windows 10 bevorsteht.

Aongus Hegarty, EMEA-Präsident bei Dell, sieht neue Freiheiten ohne die Interessen der Börsen. (Bild: Dell)
Aongus Hegarty, EMEA-Präsident bei Dell, sieht neue Freiheiten ohne die Interessen der Börsen. (Bild: Dell)

Hinsichtlich des Trends zu All-in-One-PCs und Convertibles bemerkt er: “Wenn Sie sich die heutigen Formfaktoren sehen, werden Sie feststellen, dass dort eine Menge Innovation im Gange ist.” Die Einführung von Windows 10 wird ihm zufolge dann im Bereich der Endgeräte für Privatkunden sowie für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erfolgen. Da nur eine sehr begrenzte Anzahl gewerblicher Unternehmen auf Windows 8 umgestiegen sei, ergebe sich für sie im kommenden Jahr nun die Gelegenheit, direkt von Windows 7 auf Windows 10 zu migrieren.

“Ich habe Windows 10 schon genutzt und musste feststellen, dass es im Vergleich zu früheren Versionen eine viel bessere Nutzererfahrung bietet. Und wir wollen ja schließlich auch die Innovation, wir wollen die Technologie, die uns mehr Funktionen und mehr Vorteile bringt”, hebt Hegarty hervor. Microsoft sei ein sehr bedeutender Partner, sodass Kunden unmittelbar zum Start von Windows 10 in der Lage seien, das Betriebssystem in Verbindung mit Dells Technologie zu nutzen.

“Wettbewerb ist eine gute Sache. Aus diesem Grund werden wir auch Consumer-Tablets sowohl mit Windows als auch mit Android als Betriebssystem offerieren”, sagt Hegarty. Dennoch sei Windows nach wie vor das maßgebliche Betriebssystemn innerhalb des gewerblichen Bereichs – und damit auch für Dell, da das Unternehmen 85 Prozent seines Geschäfts mit Firmenkunden macht.

[mit Material von Steve McCaskill, TechWeekEurope und Rainer Schneider, ITespresso.de]

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