Project Seen: Diese Schrift zensiert sich selbst
Warum sollen nur Geheimdienste Texte schwärzen können? Mit der Schriftart Seen können jetzt auch normale Nutzer ohne großen Aufwand ganze Texte zensieren. 370 englische Wörter schwärzt die Schrift von Designer Emil Kozole automatisch.
Wenn Geheimdienste Dokumente veröffentlichen, sind teilweise ganze Textabschnitte hinter schwarzen Balken versteckt. Davon fasziniert hat der Designer Emil Kozole eine eigene Schriftart namens “Seen” entwickelt. Diese schwärzt bestimmte Schlüsselwörter, nach denen Geheimdienste das Internet durchsuchen.
Die Font ist eine angepasste Adobe-OpenType-Schrift, die Wörter wie NSA, Tor, Undercover und Codebook durchstreicht oder gänzlich schwärzt. Dabei erkennt sie automatisch die verdächtigen Wörter. Die kostenlose Schrift kann unter anderem in Adobe Illustrator, Indesign, Microsoft Word oder in Browsern genutzt werden.
Für die Schwarze Liste hat Kozole auf eine Zusammenstellung von 370 Wörter zurückgegriffen. Diese stammen von der Homeland-Security-Behörde in den USA. Seit 2013 hat der Designer an der Schriftart gearbeitet, nach dem Whistleblower Edward Snowden erstmals über die NSA-Spionage berichtet hatte.
“Die Idee ist nicht ein Werkzeug für Terroristen bereitzustellen, sondern eine Anregung für Unterhaltungen. Die Leute sollen sehen und sich selbst fragen, warum einige der Wörter auf der Liste stehen und einige nicht”, sagte Kozole dem Magazin Wired.
Auf der Projekt-Website von Seen können Nutzer direkt ausprobieren welche englischen Wörter automatisch zensiert werden. Auch einen Auszug an Beispielwörter listet Kozole auf seiner Website auf. Der Download auf der Seite des Designers enthält drei Schriftarten. Mit Blackout werden Wörter komplett geschwärzt, Strikethrough streicht sie lediglich durch und Underlined unterstreicht sie.