Unified Communications und Medien – Stiefkind Social Media
Die Unified Communications and Collaboration-Tools in unserer Marktübersicht sind allesamt hinsichtlich der unterstützten Medien und Endgeräte sehr gut ausgerüstet. Nur bei Social Media sind viele Anbieter noch etwas zögerlich.
Durchwegs unterstützen die in der Marktübersicht präsenten Produkte vielfältige Medien. Allerdings gibt es auch immer wieder kleinere Lücken im Programm – ärgerlich, wenn gerade das Medium, das man am dringendsten benötigt, nicht verwendbar ist. Deshalb lohnt es sich, gerade hinsichtlich dieses Qualitätsmerkmals genau hinzusehen, statt später die Geschäftsprozesse oder die Endgeräteversorgung der Mitarbeiter darauf einzustellen, was das Produkt kann.
ISDN-Telefone, noch immer weitest verbreitet auf deutschen Schreibtischen, werden beispielsweise von Innovaphone nicht unterstützt, bei IBM braucht man dazu ein Zusatzprodukt, Sametime Unified Telephony. Bei den Unify-Produkten OpenScape Voice und OpenScape Enterprise Express benötigt man ein spezielles Gateway, um ISDN-Telefone einzubinden, beim KMU-Produkt OpenScape Business erfolgt dies über eine Schnittstelle. Bei Oracle können alle Endpunkte außer Softphones lediglich an Audiokonferenzen teilnehmen und telefonieren (aktiv/passiv). Weitergehende Steuerfunktionen sind über die Endgeräte nicht zugänglich.
VoIP-Telefone unterstützen OpenScape Voice und OpenScape Enterprise Express, wenn sie das SIP-Protokoll nutzen. Bei OpenScape Business lassen sich neben Third-Party-SIP-Phones auch die Siemens-Produkte OpenStage und OpenScape DeskPhone einbinden. WLAN-Telefonie gibt es bei allen Herstellern, was zeigt, wie sehr der drahtlose Vernetzungsstandard heute zur Selbstverständlichkeit im Unternehmensalltag geworden ist. Nutzer von DECT-Telefonen sollten jedenfalls nicht die Produkte von Nfon und Cisco verwenden, weil der Hersteller diese Geräte in seine UC-Plattformen nicht einbindet. Bei IBM werden DECT-Telefone nur optional – und das heißt, durch die Installation von Sametime Unified Telephony oder ein entsprechendes Drittprodukt, das separat kostet, in die Sametime-Plattform einbezogen.
Die Unterstützung von Smartphones unter iOS und Android ist heute durchwegs selbstverständlich, kein Softwareanbieter macht hiervon eine Ausnahme. Problematischer wird es für Unternehmen, die andere Plattformen darüber hinaus nutzen. Unternehmen mit Blackberry-Nutzern können unter dem Teilnehmerfeld immerhin noch zwischen Cisco, IBM, Mitel, drei der vier Unify-Produkte und Nfon auswählen. Bei Windows Phone kommen Mitel, Nfon, Servonic und drei der vier Unify-Produkte in die engere Wahl. Wer Symbian verwendet, kann praktisch aus dem Feld der Teilnehmer nur zu den zwei Unify-Produkte OpenScape Voice und OpenScape Enterprise Express greifen, die auch die einzigen sind, welche alle genannten Smartphone-Betriebssysteme einbinden.
Der Support von Tablets ist nicht ganz so selbstverständlich. Oracle und Servonic verzichten darauf ganz, Starface beschränkt sich auf Microsofts Modell MS Surface unter Windows 8.1. Die restlichen Hersteller unterstützen bei Tablets dieselben Betriebssysteme wie bei Smartphones.
Wer dringend Videokonferenzen durchführen möchte, sollte die Plattformen von C4B und Swyx zumindest dann nicht in die engere Wahl einbeziehen, wenn die technische Unterstützung der Konferenzen vom UC-Produkt erwartet wird. Avaya bietet das Feature nur optional an. Auch Nfon hat dafür ein eigenes Produkt, Nmeeting+. In Unifys Lösungen OpenScape Voice und OpenScape 4000 lassen sich VC-Systeme von Drittherstellern integrieren, während Anwender der KMU-Plattform OpenScape Business hier auf das Zusatzprodukt OpenScape Web Collaboration verwiesen sind.
E-Mail-Systeme sind eigentlich selbstverständlich und in den meisten Unternehmen vorhanden. Trotzdem bieten viele Hersteller auch dieses Modul im Rahmen ihrer Plattformen an. Avaya ermöglicht hier die Integration von Third-Party-Produkten, Mitels Lösung MiVoice Business/MiCollab bindet vorhandene Groupware von Drittherstellern ein. C4B und Nfon verzichten ganz auf das Feature, wohl aus der Erwägung, dass man das Rad nicht zum wiederholten Mal erfinden muss. Auch Instant Messaging ist als Feature sehr weit verbreitet. Nur Nfon verzichtet darauf.
Sehr unterschiedlich fällt unter den erfassten Produkten die Unterstützung von Social Media aus. Sieben Produkte sehen diese Kommunikationsform im Rahmen ihrer Plattformen nicht vor. Avaya bietet sie bei seinem Produkt Aura immerhin optional an. IBM bindet seine hauseigenes Produkt Social Connections ein, Unify alle Lösungen, die XMPP (Extensible Messaging and Presence Protocol) unterstützen, OpenScape Voice und OpenScape Enterprise Express „können“ auch mit Applikationen, die über WebRTC (Web-Echtzeitkommunikation) kommunizieren.
Mitel setzt hier bei seinem Produkt MiVoice Office 400 auf Simple und MSRP (Message Session Relay Protocol). MiVoice MXOne, ein weiteres Mitel-Produkt kann mit Twitter und Facebook kommunizieren, während das dritte Mitel-Angebot, MiVoice Business/MiCollab MS Lync, Sametime und Google einbindet. Oracle setzt auf Twitter, Facebook und Flickr, während Swyx die Business-Kontaktplattformen LinkedIn und Xing anbindet. Kurz: Wer bezüglich Social Media dedizierte Wünsche an seine UC-Plattform mitbringt, dessen Auswahlspektrum ist möglicherweise recht eng. Allerdings ist fraglich, ob man diese relativ unsicheren Medien überhaupt mit einer Plattform in Verbindung bringen sollte, über die meist auch geschäftswichtige Informationen laufen.