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Google beteiligt sich an deutschem Forschungsunternehmen

Das DFKI ist bisher das einzige Forschungsunternehmen in Europa, an dem sich Google durch eine Kapitalanlage und einen Sitz im Aufsichtsrat beteiligt. Zwar ist es bei Weitem nicht der erste, aber wohl der spektakulärste Industriegesellschafter der deutschen Forschungseinrichtung. Und die damit verbundenen Erwartungen sind groß. Professor Wolfgang Wahlster, CEO des DFKI, ist sich sicher, die Mobilität, das Wohnen und das Arbeiten der Zukunft mit der nächsten Generation autonomer Assistenzsysteme revolutionieren zu können – unter anderem durch die Unterstützung von Google.

Professor Wolfgang Wahlster, CEO des DFKI, die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und Wieland Holfelder, Engineering Director bei Google Deutschland (Bild: DFKI).

Auch die Internet-Company freut sich über die Kooperation. Wieland Holfelder hofft, dass die technischen Entwicklungen, die aus der Zusammenarbeit hervorgehen, Eingang in Google-Services finden werden. Holfelder ist Engineering Director bei Google Deutschland. Er sieht viel Potenzial für Künstliche Intelligenz in den Themen, die Google derzeit umtreiben.

Schon jetzt sei viel Künstliche Intelligenz in den Produkten des amerikanischen Technologie-Anbieters zu finden – unter anderem wenn es um das Verstehen von natürlicher Sprache geht. “Die Google-Suche könnte ohne Machine-Learning-Algorithmen gar nicht funktionieren”, so Holfelder. Das gleiche gilt für Google Maps.

Im Browser Chrome und der E-Mail-Technologie Gmail kommt laut Holfelder Künstliche Intelligenz zum Einsatz, wenn es um den Schutz vor Malware geht. Machine-Learning-Algorithmen analysieren im Hintergrund zum Beispiel, ob Links auf entsprechende Seiten führen. “Daneben sehen wir beim selbstfahrenden Auto viel Potenzial für Künstliche Intelligenz”, sagt Holfelder. Dort entstünde eine große Menge an Sensordaten, die verarbeitet werden müsste.

Vor allem Technologien für die Analyse von Bildern, Videos sowie gesprochener und geschriebener Sprache machen das DFKI als Kooperationspartner für Google interessant. So arbeitet etwa Google Translate bereits mit Algorithmen, die in einem DFKI-Projekt entwickelt wurden. “Darauf sind wir sehr stolz”, sagt Wahlster.

Außerdem wird in der Zusammenarbeit zwischen Google und DFKI eine Software zur Bildanalyse eine Rolle spielen, die das Forschungsunternehmen entwickelt hat. Mit dieser lassen sich kriminelle Inhalte wie etwa Kinderpornographie im Internet automatisch erkennen. Google könnte die Software einsetzen, um illegalen Content in seinen Web-Datenbanken aufzudecken.

Außer in Saarbrücken (hier im Bild) ist das DFKI auch in Bremen und Kaiserslautern vertreten (Bild: DFKI).

Die Felder, auf denen beide Unternehmen voneinander profitieren könnten, sind weit. Dazu zählt auch das Smart Home. Im Januar 2014 hat Google den Anbieter Nest gekauf, der Technologien für die Heimvernetzung entwickelt. Nest gehört jetzt zur Holding Alphabet. Dessen Technologien seien ebenfalls interessant für das DFKI, meint Wahlster, “weil wir uns auch mit dem Wohnen der Zukunft beschäftigen.” Im Rahmen des Smart-Home-Projektes entwickelt zum Beispiel der DFKI-Forschungsbereich “Agenten und Simulierte Realität” ein so genanntes Dual-Reality-Interface. Mit dieser Benutzerschnittstelle soll sich das vernetzte Wohngebäude steuern lassen.

Wahlster betont aber, dass es bei der Zusammenarbeit nicht nur um Technologien, sondern auch um den persönlichen Austausch gehe. Schon seit vielen Jahren gibt es laut DFKI einen intensiven Personaltransfer. Mehr als 30 ehemalige Mitarbeiter und Studenten von DFKI-Professoren arbeiten in Google-Büros in München, Zürich und Mountain View. Umgekehrt konnte das DFKI auch Google-Forscher für sich gewinnen. Dazu gehört etwa Georg Heigold, der laut DFKI zu den Pionieren des gerade als sehr vielversprechend erachteten Deep Learning zählt. Dass die Arbeit des DFKI bei Google geschätzt wird, zeigt auch eine andere Tatsache: Seit 2005 wurde DFKI-Wissenschaftlern bereits neun Mal ein internationaler Forschungspreis von Google verliehen.

Generell glaubt Holfelder, dass Deutschland gute Chancen hat, eine führende Stellung in Sachen IT in Europa einzunehmen. Dazu müsse aber die Bedeutung der IT hierzulande weiter erhöht und die deutsche Ingenieurskunst in die digitale Welt gebracht werden. Wahlster seineseits sieht den Südwesten Deutschlands mit den Standorten Karlsruhe, Darmstadt, Walldorf, Kaiserslautern und Saarbrücken und Unternehmen wie SAP, der Software AG oder DFKI sogar als eine Art Software-Valley – in Anspielung auf das Silicon Valley in den USA.

Redaktion

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