HP-CEO Whitman hält nicht viel von Dells EMC-Übernahme
HPs Compaq-Zukauf halten viele für noch immer nicht verdaut, ganz zu schweigen von EDS und Autonomy. Kein Wunder, dass Meg Whitman die Steilvorlage von Michael Dell ausnutzt und den Mega-Merger für sich verwerten will.
HPs CEO Meg Whitman hat sich im Zuge der Übernahme von EMC durch Dell in einer Mail an die Mitarbeiter gewandt, die einigen US-Medien vorliegt. Anders als ZDNet.de-Kollege Peter Marwan, scheint Whitman wenig von diesem Schritt zu halten. HP steht kurz davor sich in zwei Unternehmen aufzuspalten, Dell wagt im Gegenzug die bislang größte Übernahme der IT. Das 67 Milliarden Dollar-Investment sei für Hewlett Packard Enterprise “eine gute Sache” und dadurch bieten sich für HP neue Möglichkeiten, so die HP-Chefin. Whitman sieht bei HP zwei Jahre Vorsprung gegenüber Dell und würde, so Whtiman weiter, lediglich HPs Strategie nachahmen.
“Für die 50 Milliarden Dollar Schulden, die auf der Bilanz des neuen, kombinierten Unternehmen lasten, muss Dell jährlich 2,5 Milliarden alleine an Zinsen bezahlen. Das bedeutet 2,5 Milliarden Dollar, die nicht für Research and Development und andere kritische Geschäftsvorgänge zur Verfügung stehen und die Dell daran hindern werden, die Kunden besser zu bedienen.”
Tatsächlich werden Dell und seine Teilhaber einen gewissen Schuldenberg abzutragen haben. Allerdings scheinen die Banken, die offenbar einen großen Teil der für die Übernahme nötigen Summe beigesteuert haben, diese Mittel bereitwillig zur Verfügung gestellt zu haben. Und das obwohl Dell nach wie vor für die Schulden zurückzahlt, die er für den Rückkauf des Unternehmens von der Börse aufnehmen musste. Dell kann außerdem auf den Finanzmarkt hoffen. Ob Dell daher an neuralgischen Punkten zum Sparen verdammt ist, darf durchaus angezweifelt werden.
“EMC und Dell zu integrieren, die gemeinsam mehr als 75 Milliarden Dollar Umsatz und knapp 200.000 Mitarbeiter haben, ist keine kleine Aufgabe. Das wird eine massives Projekt und eine enorme Ablenkung für Angestellte und Management, weil hier zwei sehr unterschiedliche Kulturen zusammen kommen, die Führungsteams sich verändern und eine völlig neue Strategie entwickelt werden muss.”
Womit Frau Whitman vermutlich recht hat, ist die Tatsache, dass die Zusammenführung der beiden Produkt-Protfolios ein hohes Maß an Rationalisierung einfordern wird. Auch die Tatsache, dass das “disruptiv für das Geschäft sein wird, und für den Kunden Unsicherheit bedeutet” ist durchaus im Bereich des Möglichen. “Anwender wissen nicht, ob die Produkte, die sie heute kaufen, in 18 Monaten noch unterstützt werden”, so Whitman weiter. Tatsächlich bergen solche Übernahmen für den Anwender Risiken. Doch hier wird Dell in den nächsten Tagen und Wochen voraussichtlich mit entsprechenden Roadmaps an die Verbraucher treten.
Dass aber, wie Whitman erklärt, diese Zusammenführung im Vertrieb und Channel für Chaos sorgen wird, könnte etwas übertrieben sein, denn schon heute ist Dell mit Storage-Produkten eher im Einsteiger- und Mittelstandssegment vertreten und EMC richtet sich an die Großen.
HP hingegen steht kurz davor – die Trennung des Bereichs für Drucker und PCs ist für den 1. November terminiert – sich vollständig auf den Unternehmensbereich zu konzentrieren. Und Whitman fordert nun ihre Vertriebsmannschaft auf, diese neue Fokussierung auch den Kunden deutlich zu machen. Welches der beiden Unternehmen nun die strategisch bessere Entscheidung getroffen hat, wird sich wohl erst mittelfristig abzeichnen.