IBM Watson IoT-Zentrale kommt nach München
Eine neue Geschäftseinheit für kognitive Technologien im Bereich Internet der Dinge soll IBMs Watson einem neuen Bereich zuführen. Der Hauptsitz der neuen Unternehmensgruppe wird München sein.
IBM hat heute in München die Gründung der Geschäftseinheit Watson IoT bekannt gegeben. Deren weltweite Zentrale wird sich in der bayerischen Landeshauptstadt befinden. In den Büros in der Parkstadt Schwabing sollen künftig rund 1000 IBM-Experten für das Internet der Dinge arbeiten. Außerdem ist der Standort als Treffpunkt mit der deutschen Wirtschaft gedacht, enthält Vorführräume und soll auch zur Vernetzung mit dem deutschen Mittelstand beitragen. Bereits vor einer Woche kursierten entsprechende Gerüchte. Der bestehende Münchner Standort IBMs wird übrigens weiter bestehen.
In den Bereich Watson IoT will IBM insgesamt 2,75 Milliarden Dollar investieren. Der Betrag für die Übernahme der US-Firma The Weather Company im Oktober ist dabei noch nicht eingerechnet. Beobachter gehen davon aus, dass der Kaufpreis bei rund 2 Milliarden Dollar liegt. Die Daten des Unternehmens sollen in die Watson-Gruppe einfließen und dort allen Branchen verfügbar gemacht werden – etwa der Automobilindustrie, der Luftfahrtbranche oder der Versicherungswirtschaft. Weitere Watson-Zentren befinden sich in Kalifornien sowie an der US-Ostküste. Dort liegen die Schwerpunkte auf E-Commerce respektive Medizinwesen. Daneben hat IBM auch eine eigene Beratungseinheit für diesen Bereich vorgestellt.
Der neuen Sparte gibt IBM zudem einen Stamm von 10.000 Kunden mit auf den Weg, mit denen es in den vergangenen zehn Jahren im Bereich Internet der Dinge zusammengearbeitet hat. Auch 1400 Geschäftspartner und über 750 Patente mit IoT-Bezug – laut IBM mehr als dreimal so viel wie jeder Mitbewerber -, legt der Konzern seinem neuesten Baby mit in die Wiege.
Die Entscheidung für den Standort München begründeten die anwesenden IBM-Manager mit den gerade für das Thema Internet der Dinge besonders günstigen Voraussetzungen. Hier sei nicht nur die räumliche Nähe zu großen Firmen aus der Automobil- und Versicherungsbranche gegeben – zwei Branchen, die IBM für IoT für besonders empfänglich hält -, sondern man könne auch auf hervorragende Universitäten zurückgreifen und habe die volle Unterstützung der Behörden.
Außer in der Zentrale in München soll die neue IBM–Sparte die Möglichkeiten durch die Verknüpfung von Cognitive Computing und IoT aber auch in sogenannten Kundenzentren in Böblingen, Peking, São Paulo, Seoul, Tokio, Texas und Massachusetts präsentieren.
Insgesamt lobten sowohl John E. Kelly, Senior Vice President Solutions Portfolio und Research bei IBM, Erich Clementi, Senior Vice President IBM Europe, und Harriett Green, die neu vorgestellte Chefin der IBM-Sparte Watson IoT und Education, die Vorreiterrolle Deutschlands beim Internet 4.0 und wiesen auf das große Potenzial für die deutsche Wirtschaft dadurch hin. IBM präsentierte als einen ersten Referenzkunden Siemens Building Technologies. Die von Matthias Rebellius geleitete Sparte beschäftigt sich bereits jetzt mit der Vernetzung von Gebäuden. In Zukunft wolle sie mit IBM zusammen “digitale Gebäude” ermöglichen und dadurch den 5000 Kunden mit ihren 50.000 Gebäuden nicht nur höhere Energieeffizienz, sondern auch bessere Möglichkeiten für das Sicherheitsmanagement bieten.
Harriet Green, die Leiterin von IBM Watson IoT und in der Funktion Chefin von 2000 Mitarbeitern, war vor ihrem Wechsel zu IBM für die Digitalisierung des Geschäfts beim Reiseveranstalter Thomas Cook verantwortlich. Unter ihrer Leitung erhöhte sich die Marktkapitalisierung der Firma um mehr als das 13-fache und verzehnfachte sich der Werte der Aktie. Zuvor war Green von 2006 bis 2012 CEO des Technologiegroßhändlers und Lieferanten Premier Farnell.
Laut Green sind Daten die Währung im Internet der Dinge. Allerdings würden fast 90 Prozent der durch “Dinge” generierten Daten derzeit überhaupt nicht genutzt. Um aus den Daten wertvolle und aussagekräftige Informationen zu machen, brauche es eine Plattform und dazu die Möglichkeit, Applikationen für unterschiedliche Bedürfnisse schnell und einfach zu schreiben. Hier greife Watson dem Bereich IBM Bluemix unter die Arme.
“Es gilt, aktuelle Daten zu nutzen, sie in Beziehung zu historischen Informationen zu setzen und damit möglicherweise noch unbekannte Korrelationen zu entdecken. So werden neue Einsichten und ein neues Verständnis für Zusammenhänge geschaffen, von denen Unternehmen und Gesellschaft profitieren”, so Green.
IBM hat neue APIs vorgestellt, die dazu beitragen sollen, dass Watson Daten aus zusätzlichen Quellen erfassen und verwerten kann. Neben einer Programmierschnittstelle für natürlich Sprache gehört dazu auch eine für Maschinenlernen und eine zur Video- und Bildanalyse. Außerdem kommt eine Textanalyse-API dazu. Damit sollen dann zum Beispiel aus Sätzen wie “das Pedal reagiert zu schwammig” auf Bremsprobleme bei einem Fahrzeug geschlossen werden können.