Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens hängen nicht nur von der Qualität der Produkte und Dienstleistungen ab, sondern oft auch davon, ob man zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Angebot auf dem Markt ist. Bei Syncplicity kann man davon ein Lied singen: Das von drei ehemaligen Microsoft-Mitarbeitern gegründete Unternehmen stellte 2008 die erste Beta seiner Software für Filesharing, Kollaboration und Synchronisierung vor, was heute auch als EFSS bezeichnet wird und sich für die mächtigen, aber auch schwerfälligen und komplexen ECM-Systeme immer mehr zum Konkurrenten entwickelt. Die wurde bereits weitgehend positiv aufgenommen – allerdings eher aus Sicht von Verbrauchern. Den Vergleich mit dem in diesem Segment inzwischen als Referenz geltenden Dropbox brauchte man schon damals nicht zu fürchten, allerdings wusste das breite Publikum mit den durchaus als solchen erkannten Business-Funktionen nicht recht etwas anzufangen.
EMC, dass für den Consumer-Bereich damals bereits mit dem schon 2005 gegründeten und von ihm 2007 übernommenen Dienst Mozy operierte, erkannte das Potenzial jedoch. Es übernahm Syncplicity im Mai 2012. Offenbar peilte man damit eine zweigleisige Strategie an: Einerseits Verbraucher zu bedienen und andererseits auch Firmen eine ihren Anforderungen entsprechende Lösung für das Problem des Dateitransfers sowie die Synchronisation der zunehmenden Zahl mobiler Geräte mit Firmenressourcen anbieten zu können. Doch wie so viele kleine Firmen, die von großen gekauft werden, verlor auch Syncplicity an Sichtbarkeit nach außen. Zwar wurde das Angebot als Teil des großen EMC-Konglomerats von den Marktforschern, etwa Gartner, immer noch als führend eingestuft, aber nach außen hin als Option für ein Spezialproblem weniger wahrgenommen.
Das war die Chance für Firmen wie Box.net und Citrix, sich als business-taugliche respektive immer schon business-bewährte Alternative zu Dropbox zu positionieren. Diese Möglichkeit haben die beiden auch wahrgenommen. Zuletzt – im Juli 2015 – wurde neben ihnen und Syncplicity von Gartner der ebenfalls aus den USA stammende Spezialist Accellion noch als führend eingestuft. Die zahlreichen deutschen Alternativen, etwa von Brainloop, SSP Europe oder Pironet bleiben bei Gartner wegen der lediglich regionalen Bedeutung traditionell außen vor, sind aber für hierzulande tätige Unternehmen durchaus als eine Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
Das gilt umso mehr, seitdem das Safe-Harbor-Abkommen gekippt wurde und die eilig zusammengeschusterte Nachfolgeregelung Privacy Shield wahrscheinlich weder die Erwartungen erfüllen noch einer ernsthaften juristischen Prüfung standhalten wird. Was Lobbyisten noch bestreiten, haben US-Firmen wie Accellion schon hingenommen: Sie bieten ganz konkret Ausweichmöglichkeiten an, um Firmen die Bauchschmerzen mit ihren Angeboten zu nehmen.
Einen etwas anderen Ansatz verfolgt Syncplicity. Nachdem der Bereich nach drei Jahren bei EMC 2015 zu einem nicht genannten Betrag an den Investor Skyview Capital veräußert wurde, hat es sein Angebot neu strukturiert. Hinzugekommen ist während der Zeit bei EMC die Möglichkeit einer Schlüsselverwaltung für lizenzpflichtige Inhalte von Kunden. Zwar bieten andere, zum Beispiel Box.net, dies ebenfalls an, immerhin ist man damit nun mit ihnen diesbezüglich auf Augenhöhe.
Deutlich abheben will man sich jetzt beim Schritt auf den europäischen und insbesondere deutschen Markt allerdings dadurch, dass man die Dienste eben nicht nur aus der eigenen Cloud – selbst wenn deren Server in Deutschland oder Europa stehen – anbietet, sondern auch hybride Nutzungsmodelle ermöglicht, bei denen der Kunde über den Speicherort entscheidet: Denkbar sind beliebige Kombinationen von öffentlicher Cloud, privater Cloud und eigenen Rechenzentren. Dazu kooperiert Syncplicity zum Beispiel auch mit Microsoft und dessen Azure-Cloud.
“Das wesentliche Alleinstellungsmerkmal”, so Syncplicity-CEO Jon Huberman im Gespräch mit silicon.de, “ist das der Dienst für Europa nicht in den USA und nicht auf Servern mit US-Zugriff läuft.” Das könne derzeit kein anderer Anbieter von sich behaupten. Was der US-Manager als Errungenschaft preist, ist für viele europäische, potenzielle Kunden allerdings gerade einmal die Grundvoraussetzung, um überhaupt ins Gespräch zu kommen.
Doch Huberman hat noch zwei Trümpfe. Zum einen verweist er auf das “ausgefeilte Rechtemanagement und den weitreichenden Möglichkeiten für das Re-Sharing”. Außerdem gibt es vielfältige, auch zentrale Konfigurationsoptionen für Wasserzeichen, Regeln für bestimmte Anwendungen oder Verbote, Dokumente zum Beispiel nicht drucken oder nicht anderweitig speichern zu dürfen. Auch hier ist Syncplicity allerdings nicht allein auf weiter Flur, sondern auf Augenhöhe mit anderen, zumindest europäischen Anbietern – auch wenn einzelne Funktionen sicherlich in Details abweichen.
Das dritte Argument für sein Unternehmen, das Huberman vorbringt, klingt dagegen zwar zunächst nicht sonderlich aufregend, hat aber in der Praxis zahlreiche und vielfältige Vorteile. Es heißt Multi-Folder-Sync. Damit ist es nämlich nicht nur möglich, das Problem des Austauschs großer Dateien so wie von anderen Diensten her gewohnt zu lösen, sondern auch eine interessante, neue Backup-Strategie zu entwickeln. Er selbst habe zum Beispiel seinen Desktop als einen zu sichernden Ordner festgelegt. Wurde eine Datei versehentlich gelöscht, kann er sie selbst wieder herstellen, ohne die IT-Abteilung zu bemühen.
Noch augenfälliger werden die Vorteile, falls ein Laptop gestohlen wird. Da könne der betroffene Anwender mit einem neuen Gerät in einem selbsterklärenden Prozess die Dateien einfach auf ein neues Gerät herunterladen und schon kurz darauf wie zuvor gewohnt weiterarbeiten. Im Zuge der vielbeschworenen “Digitalen Transformation” ist es Hubermann auch wichtig, dass so die Dateien den Nutzern zwar in der von ihnen ersonnenen und für sie bei der täglichen Arbeit geeigneten Form zur Verfügung stehen, andererseits aber dem Unternehmen auf dem zentralen Speicher ebenfalls zur Verfügung stehen. Insbesondere für die rasch anwachsenden unstrukturierten Datenmengen sei das von Vorteil.
Als Zielgruppe für sein Angebot sieht Syncplicity-CEO Hubermann zunächst einmal Firmen mit 1000 und mehr Mitarbeitern, denen Datensicherheit wichtig ist und die eine große Anzahl an Nutzern haben. In dem Segment könne Syncplicity seine Stärken am ehesten ausspielen. Nach oben gebe es quasi keine Grenzen. Neben Unternehmen, kämen auch Behörden oder Hochschulen in Betracht. Durch die flexible und skalierbare Architektur, die in der jeweiligen Region geltende Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz berücksichtige, seien auch komplexe Verhältnisse abbildbar. Zusätzlich zum kürzlich in Betrieb genommenen Cloud-Speicherort in Frankfurt will Syncplicity im Laufe dieses Jahres auch ein „Cloud Orchestration Layer“ in Europa einziehen.
Bereits seit Herbst vergangenen Jahres nutzt die Siemens AG das Angebot von Syncplicity. Jetzt kann sie als Referenzkunden genannt werden, der das “Management des unternehmensweiten digitalen Content, einschließlich der Home- und Group-Share-Dateien und -Verzeichnisse der Nutzer” in die Hände des Anbieters legt. Damit will Siemens den Mitarbeitern “jederzeit und überall einen reibungslosen mobilen Dateizugriff” ermöglicht, und zwar letztendlich für alle Siemens-Mitarbeiter weltweit. Siemens baut auf die softwaredefinierte, objektbasierte Cloud-Speicherplattform Elastic Cloud Storage von EMC auf, die in weltweit vier Rechenzentren installiert ist.
“SmartStorage zählt zu unseren größten Digitalisierungsinitiativen bei Siemens. Das Projekt bietet unseren Mitarbeitern wichtige Funktionen und ermöglicht uns die Verfolgung übergreifender Unternehmensziele“, erläutert Georg Pilartz, Leiter der IT Infrastruktur-Services bei Siemens. „Benutzererfahrung, Sicherheit, flexible Wahl der Speicherorte und Einsatz in großem Umfang waren kritische Anforderungen bei diesem Projekt. Syncplicity konnte diese Anforderungen am besten erfüllen. Wir können unseren Mitarbeitern genau die EFSS-Lösung bereitstellen, die sie benötigen und gleichzeitig erhebliche Kostenersparnisse erzielen, indem wir die grundlegende IT-Infrastruktur modernisieren.”
Das Unternehmen ersetzt nicht näher genannte “veralteten Speichersysteme” durch die Speicherumgebung, mit der der unmittelbare Dateiabgleich zwischen mehreren Geräten ist. Sie ermöglicht Anwendern “jederzeit und überall einen nahtlosen Zugriff auf alle benötigten Dateien auf Desktop- und Mobilgeräten und unterstützt damit eine moderne Arbeitsweise über alle Abteilungsgrenzen hinweg”, so die Partner in einer Pressemitteilung.
Unternehmen wissen oft nicht, welche Geräte in der Produktion eine IP-Adresse haben, warnt Peter Machat…
KPMG-Studie: 97 Prozent der Cloud-nutzenden Unternehmen verwenden KI-Dienste von Cloud-Anbietern.
Bitkom veröffentlicht Online-Tool und Leitfaden zum KI-Einsatz in Unternehmen. Beide Angebote sind kostenlos.
Neue Kunden sind unter anderem SAP, Conforama Schweiz, 11teamsports, Phillip Morris International, Baywa und Thalia.
Oracle schafft einheitliche Plattform für vier Ministerien und über 250.000 Beamte mit der Oracle Applications…
Der Grund: Geräte, die mit veralteter Software arbeiten, sind anfällig für Cyberangriffe und Datenlecks.