Windows 10 ist für Microsoft nicht nur eine weitere Zahl in der mittlerweile langen Ahnenreihe der Betriebssysteme. Die Ankunft im zweistelligen numerischen Bereich bedeutet gleichzeitig den Beginn der neuen “One-Platform-Strategie”, die Windows als geräteklassenübergreifende Plattform etablieren soll. Das betrifft vor allem Unternehmen: Bis Anfang 2020 wird der Hersteller-Support für die weit verbreitete Version Windows 7 eingestellt. Unternehmen müssen also nachziehen. Doch bei allem Zugzwang will das Migrationsprojekt Windows 10 gut geplant sein.
Das neue Betriebssystem von Microsoft bricht gleich mit mehreren Traditionen. So soll es zum einen das vorerst letzte seiner Art sein – ein Windows 11 plane man nicht, heißt es aus Redmond. Dafür wird die Bandbreite der Zielplattformen massiv erweitert. Nicht mehr nur PCs, Notebooks und Tablets, auch Windows Phones, Industrie-Computer, Surface Hub und sogar die angekündigte Augmented-Reality-Brille Hololens und andere Internet-of-Things-Geräte sollen künftig mit Windows 10 laufen.
Gerade den tragbaren Geräten kommt ein Sonderstatus zu: Neben “One Platform” ist das Motto von Microsoft nämlich “Mobile First”. Smartphones, Tablets und andere Wearables nehmen einen immer wichtigeren Status im Alltag ein. Dementsprechend hat Microsoft die neue Startoberfläche als eine Synthese aus klassischem Startmenü und der aus Windows 8 bekannten Kachelansicht gestaltet: Damit lässt sich die Bedienbarkeit individuell an die Display-Größe und Peripherie des Geräts anpassen. Sowohl Maus und Tastatur als auch Touch-Bedienung werden berücksichtigt und haben je nach Betriebsumfeld ihre Daseinsberechtigung.
Der Trend zur Einheitlichkeit setzt sich auf der Software-Seite fort. Statt den bisher versionsspezifischen Stores können nun in einem zentralen Store Universal-Apps erworben werden, die über mehrere Plattformen hinweg nutzbar sind, vergleichbar mit den Infrastrukturen von Apples iOS beziehungsweise Googles “Play Store”. Unternehmen haben hier die Möglichkeit, firmeneigene Apps für Mitarbeiter zum Download bereitzustellen – besonders interessant für Firmen, bei denen die “Bring-your-own-Device”-Mentalität bereits Einzug gehalten hat.
Für diese Unternehmen ist ebenfalls relevant, dass Windows 10 neben der bestehenden Management-Variante SCCM (System Center Configuration Manager) auch Intune und andere Enterprise-Mobility-Management-Lösungen (EMM) unterstützt. So können auch Privatgeräte in die Betriebsinfrastruktur eingebunden werden, dank Kapselung (containerization) bleiben bei Verwendung Unternehmensdaten und persönliche Daten jedoch streng getrennt. Via Azure Active Directory lassen sich dann per Single-Sign-On zahlreiche SaaS-Applikationen verwenden und deren Benutzer- und Anwendungseinstellungen über mehrere Devices hinweg speichern. Das schließt unter anderem Programme wie Dropbox, SAP und SalesForce ein.
Doch eine baldige Migration auf Windows 10 empfiehlt sich für Unternehmen nicht so sehr, um mit der stetig steigenden Zahl von Devices Schritt zu halten, sondern ganz pragmatisch aus Sicherheitsgründen. Die absehbare Einstellung des Supports für Windows 7 seitens Microsoft bedeutet gleichzeitig das Ende der regelmäßigen Sicherheits-Updates. Daher stellt ein Umstieg auf Windows 10 den logischen nächsten Schritt in Richtung Cyber-Security dar.
Gleichzeitig eröffnen sich für Unternehmen neue Möglichkeiten: Das neue Betriebssystem verabschiedet sich von statischen Updates und Versionswechseln. Stattdessen bietet Windows 10 zahlreiche Optionen, die Update-Taktung an den Betriebsablauf anzupassen: Zwischen den beiden Extremen “nur sicherheitskritische Updates” und dem vollen Umfang, einschließlich aller neuen Features, lassen sich eine Vielzahl verschiedener Update-Szenarien konfigurieren. Außerdem wird dieses Migrationsprojekt für die absehbare Zukunft das letzte sein.
Dementsprechend ist es umso wichtiger, den Umzug auf Windows 10 gut zu planen und professionell durchzuführen. Gerade für Unternehmen, deren IT-Strukturen mit der Zeit in ein komplexes Geflecht aus heterogenen Prozessen gewachsen sind, empfiehlt es sich, den Migrationsprozess an einen externen IT-Dienstleister zu übertragen.
Bei dessen Auswahl sollte vor allem auf die Erfahrung und das Branchen- und Größenspektrum der Referenzkunden geachtet werden. Für ein planmäßiges und professionelles Projektmanagement ist es entscheidend, frühzeitig auf Seiten der Kunden fest zugeordnete Mitarbeiter als Ansprechpartner festzulegen. Das erleichtert die Abstimmung und sorgt erfahrungsgemäß für einen zügigeren Ablauf. Auch im weiteren Verlauf des Projekts sollten die Mitarbeiter einbezogen werden.
Hier bieten sich praxisnahe Workshops an, um die Angestellten frühzeitig mit der neuen Bedienoberfläche vertraut zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben, im “Trial-and-Error”-Verfahren eigene Erfahrungen zu sammeln. Im Vorfeld lassen sich ebenso in “Smart-Profiling”-Workshops gemeinsam die spezifischen Bedürfnisse des Unternehmens und der verschiedenen Teams erarbeiten. Dadurch ist im Anschluss sichergestellt, dass jeder von dem neuen Betriebssystem profitiert und damit umgehen kann.
IT-Dienstleister Atos beispielsweise gliedert deshalb den Migrationsprozess in vier Phasen: “Discover, Design, Deploy, Deliver”. Zuerst wird geprüft, ob und inwieweit die Hardware- und Software-Infrastruktur des Unternehmens für die Migration bereit ist und welche Aspekte, wie Mobilität oder Automation, in den Fokus gestellt werden sollen. Gemäß diesen Vorgaben werden im zweiten Schritt Prototypen erstellt, getestet und zertifiziert. Simultan dazu werden Pläne für Auslieferung und Training entworfen. In der dritten Phase wird die gesamte Infrastruktur auf den unternehmensweiten Rollout vorbereitet und in einem festgelegten Pilot-Bereich probeweise durchgeführt und evaluiert. Abschließend wird der Rollout für die restliche Infrastruktur verwirklicht.
Diese grundlegenden Phasen müssen ungeachtet der Branche und Größe des Projekts immer durchlaufen werden, um eine erfolgreiche Migration mit hoher Service-Qualität zu erreichen. Außerdem fällt dieser Aufwand zusätzlich zum alltäglichen Betriebsablauf an – wichtig zu beachten bei der Planung der Ressourcenverteilung und zeitlicher Meilensteine. Zu schnell zu viel zu wollen, gefährdet das Projekt und damit die Zukunftssicherheit der Firmen-IT.
Windows 10 ist ein Vorgeschmack auf den digitalisierten Arbeitsplatz der Zukunft. Ausgelegt auf zahlreiche mobile Begleiter erweitert das Betriebssystem das Mobile Device Management um “Mobile-first, Cloud-first”-Szenarien, die den Arbeitsplatz flexibel und anpassungsfähig machen. Dabei ist er trotzdem sicherer als zuvor: Mit PINs statt Passwörtern und Möglichkeiten für biometrische Zwei-Wege-Authentifizierung hat Windows 10 fortgeschrittene Security-Kapazitäten, die sich angesichts der Sicherheitsprobleme von Big Data immer mehr durchsetzen werden.
Wie bei jedem Launch einer neuen Software-Version stellt sich auch bei Windows 10 die Frage: Lohnt sich ein eiliger Wechsel oder empfiehlt es sich, erst einmal abzuwarten? Das hängt von der vorhandenen Version ab: Nutzer von Windows 7 und Windows 8 sollten auf jeden Fall zügig umsteigen. Wer dagegen Windows 8.1 im Einsatz hat, kann sich beim Wechsel noch etwas mehr Zeit lassen. Mittelfristig wird sich Windows 10 in Unternehmen durchsetzen. Bereits bis 2017 erwartet das IT-Research- und Beratungsunternehmen Gartner eine Migrationsquote von 50 Prozent.
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