Mehrheit deutscher Unternehmen nutzt die Cloud
Kleine und mittelständische Unternehmen setzen vermehrt auf die Cloud. Der Einsatz der Public Cloud steigt weiterhin. Die größten Bedenken bestehen nach wie vor in Bezug auf die Sicherheit.
2015 setzen mehr Unternehmen auf Lösungen aus der Cloud. 2015 bezogen ganze 54 Prozent der deutschen Unternehmen Rechenleistung, Software oder auch Speicher aus der Cloud, wie eine Studie des Bitkom zeigt. Befragt wurden dafür 457 Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern.
Im Vergleich zu 2014 nahm damit die Nutzung von Cloud-Technologien um rund 10 Prozent zu. Damals setzten lediglich 44 Prozent der Unternehmen Cloud-Technologien ein. Nachdem laut der Umfrage, die das Beratungsunternehmen KPMG im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat, weitere 18 Prozent der Befragten den Einsatz planen oder diskuierten, ist davon auszugehen, dass der Anteil der Cloud-Nutzer weiter steigen wird.
“Cloud Computing ist eine Killer-Applikation der Digitalisierung”, so Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom Research, bei der Vorstellung der Studienergebnisse. Pols sieht als Grund für den Erfolg Effizienzgewinne und die Grundlage für neue Geschäftsmodelle der digitalen Wirtschaft.
Der starke Anstieg der Nutzung ist laut Umfrage fast ausschließlich auf kleine und mittlere Unternehmen zurückzuführen. So stieg die Cloud-Nutzung in Unternehmen mit 100 bis 1999 Mitarbeitern um 7 Prozentpunkte auf 62 Prozent im Jahr 2015 und in Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern sogar um 11 Punkte auf 52 Prozent. Bei Unternehmen ab 2000 Mitarbeitern legte die Nutzung auf vergleichsweise hohem Niveau nur um einen Punkt auf 69 Prozent zu. Für Pols sind diese Zahlen ein klares Zeichen dafür, dass “der Mittelstand seine Zurückhaltung beim Cloud Computing endgültig abgelegt hat”.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Anwender das Konzept der Private Cloud hinter sich lassen und vermehrt auf Dienste aus der Public Cloud zurückgreifen. So nutzen etwa 2014 nur 16 Prozent der Unternehmen die Public Cloud. 2015 waren es bereits 26 Prozent. Nach wie vor den größten Prozentsatz aber macht die Private Cloud aus. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Ressourcen über ein organisationsinternes Intranet beziehen bleibt mit 38 Prozent stabil.
“Bislang installierten die Unternehmen vor allem Private Clouds, weil vielen die Nutzung über das öffentliche Internet zu unsicher schien. Das ändert sich jetzt”, so Pols. “Das vergangene Jahr markiert den Durchbruch für Public Cloud Computing in der deutschen Wirtschaft.”
So hätten auch besonders die großen US-Cloud-Anbieter nach der Geheimdienstaffäre auf die Sicherheitsbedenken der Anwender reagiert. “Viele Cloud-Provider haben massiv in die Sicherheit investiert und Rechenzentren in Europa und speziell in Deutschland aufgebaut”, ergänzt Peter Heidkamp, Partner und Head of Technology bei KPMG. Damit sei gewährleistet, dass Daten im Rechtsgebiet der Europäischen Union bleiben.
Die Kooperation von Microsoft mit der Telekom liefert dafür ein Beispiel. Auch Salesforce nutzt die Angebote der Telekom, um in Deutschland Cloud-Dienste anzubieten.
Welche Anwendungen aber werden am häufigsten genutzt? Mit 43 Prozent ist Büro-Software derzeit die gängigste Public-Cloud-Anwendung, heißt es in der Bitkom-Studie. So werden Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder Präsentationsprogramme häufig genutzt. Hier kommen vermutlich Anwendungen wie Google Docs oder Microsoft Office 365 zum Einsatz.
35 Prozent setzen so genannte Groupware mit Funktionen wie E-Mail, Messenger oder Kalender ein, 34 Prozent branchenspezifische Anwendungen und 30 Prozent Software für die Organisation von Arbeitsgruppen (Collaboration Tools). Immerhin 29 Prozent nutzen spezielle Sicherheitsanwendungen unter dem Stichwort Security-as-a-Service über das Internet.
“Die skeptische Haltung einiger Unternehmen gegenüber Public Clouds spiegelt sich auch nicht in den Erfahrungen der Anwender wider” so Heidkamp. “Im Gegenteil: 73 Prozent der Unternehmen, die Public-Cloud-Dienste nutzen, haben damit positive Erfahrungen gemacht.”
Trotz des kräftigen Anstiegs bei der Public-Cloud-Nutzung sind Sicherheitsbedenken weiter das größte Hindernis für einen intensiveren Einsatz der Technologie. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der befragten Unternehmen fürchten einen unberechtigten Zugriff auf vertrauliche Unternehmensdaten und 45 Prozent einen Datenverlust. “Das Vertrauen der Anwender in die Sicherheit der Cloud-Services ist die wichtigste Voraussetzung für eine weitere Verbreitung”, so Heidkamp.
15 Prozent der Unternehmen berichten von Sicherheitsvorfälle im Zusammenhang mit dem Einsatz von Public-Cloud-Lösungen in den zurückliegenden 12 Monaten. Weitere 20 Prozent berichten von Verdachtsmomenten. “Cyberangriffe sind eine reale Gefahr, die alle Unternehmen betrifft – und zwar unabhängig von der Cloud-Nutzung”, schließt Heidkamp. Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen könnten Cloud-Dienste ein höheres Sicherheitsniveau gewährleisten als eine Inhouse-Lösung.