Mit der offiziellen Einweihung des als Cinia C-Lion1 (früher “Sea Lion 1”) bezeichneten Unterseekabels steht nun eine neue, leistungsfähige Datenverbindung zwischen Mittel- und Nordeuropa zur Verfügung. Das im vergangenen Jahr zusammen mit Alcatel-Lucent Submarine Networks verlegte Kabel besteht aus acht Paaren optischer Glasfaserkabel mit einer Gesamtkapazität von 144 Terabit pro Sekunde. Es ist 1172 Kilometer lang und verbindet die finnische Hauptstadt Helsinki mit der deutschen Region Rostock-Ribnitz.
Darüber ist es nun auch an den DE-CIX angebunden. Cinia betont zur Eröffnung der Datenverbindung nicht nur die bessere Anbindung von Finnland selbst, sondern positioniert sein Heimatland auch als Drehscheibe im internationalen Internetverkehr. Über bestehende Verbindungen an der finnisch-russischen Grenze vermittle man direkten Zugang zu Asien. Das noch in Planung befindliche Arctic Connect Seekabel, das entlang der Nordküste Russlands verlaufen wird, soll Finnlands Position künftig noch verbessern.
Anlässlich der Einweihungsfeier in Frankfurt am Main erklärte Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie: “Das neue Untersee-Datenkabel ist eine große Chance für Unternehmen in Finnland, Deutschland und in ganz Europa. Es kombiniert die Stärken beider Länder: Die Finanzbranche und den Internetknoten in Frankfurt mit der weltweit größten Datenkapazität auf der einen Seite, mit dem nordischen Klima und den niedrigen Preisen für grüne Energie auf der anderen Seite.”
Diesbezüglich scheint die Staatsekretärin aber nicht umfassend informiert zu sein: Zwar ist Strom in Finnland – insbesondere für Firmen – deutlich günstiger als in Deutschland, darüber, inwieweit der “grün” ist, kann man sich allerdings streiten. Wasserkraftwerke und Biomassekraftwerke und seit einiger Zeit – wenn auch noch auf niedrigem Niveau – verstärkt Windkraftwerke liefern zwar deutlich über 30 Prozent des Strombedarfs, fast ebenso viel entfällt aber auch auf Atomkraftwerke. Ein erst vor wenigen Jahren in Betrieb genommener fünfter Reaktor wurde notwendig, um einerseits den steigenden Bedarf der finnischen Industrie zu befriedigen, andererseits aber auch die Abhängigkeit von Importen aus Russland zu reduzieren: Zeitweise entfielen 20 Prozent der Gesamteinfuhren auf Stromimporte, davon kam über die Hälfte aus Russland.
Unbestritten ist dagegen, dass Rechenzentrumsbetreiber, für die Kühlung ein enormer Kostenblock ist, vom kühleren Klima profitieren. Das führte – neben den geringeren Strompreisen – zuletzt etwa Hetzner als Argument für seinen Rechenzentrumsneubau in der Nähe von Helsinki an. Google begründet den Bau eines Rechenzentrums im Raum Helsinki vor Jahren schon damit.
Laut Ari-Jussi Knaapila, CEO der Cinia Group, stellt die digitalisierte Welt immer höhere Anforderungen an die Datenübertragung, da Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit zu wichtigen Erfolgsfaktoren in mehr und mehr Branchen werden. “Mit dem Northern Digital Highway schaffen wir eine Infrastruktur, die Finnland ganz oben auf die Auswahlliste globaler digitaler Pioniere setzt, wenn sie den bestgeeigneten Standort für datenintensive Betriebe wählen. Die Fertigstellung des C-Lion1 Projekts ist erst der Anfang.”
Damit spielte er auch auf bereits geschlossene Verträge an. Mit Avelacom soll eine Verbindung zwischen dem eigenen, mehr als 10.000 Kilometer langen Backbone-Netzwerk sowie Finnland und Moskau geschlossen werden soll. Außerdem wurde eine Verknüpfung mit Equinix-Rechenzentren in Helsinki und Frankfurt am Main bereits vereinbart.
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