PostAuto Schweiz erprobt selbstfahrende Shuttle-Busse
Zunächst wird in Sitten, dem Hauptort des Kanton Wallis, mit zwei vollkommen elektrisch angetriebenen Fahrzeugen experimentiert. In der bis Oktober 2017 anberaumten Testphase ist immer eine Person an Bord, die die Sicherheit gewährleisten soll. Parallel läuft ein Projekt zur besseren Auswertung der durch das Fahrzeug gesammelten Daten durch die ETH Lausanne.
PostAuto Schweiz hat in Sitten, im Kanton Wallis, den Probebetrieb für komplett elektrisch angetriebene, autonome Fahrzeug für den Personentransport aufgenommen. Da auch in der Schweiz die gesetzlichen Bestimmungen für den Einsatz autonomer Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen noch nicht abschließend geregelt sind, kann der bis Oktober 2017 laufende Test nur mit Sondergenehmigungen durchgeführt werden.
Im Rahmen des Probebetriebs für das SmartShuttle sind zwei autonome Fahrzeuge im Einsatz. Die 4,80 Meter langen, 2,05 Meter breiten und 2,60 Meter hohen Mini-Busse sind im Versuch mit einer Geschwindigkeit von circa 20 km/h unterwegs. Ihre mögliche Höchstgeschwindigkeit liegt bei 45 km/h. Die Fahrzeuge verfügen über 11 Sitzplätze. Die Betriebszeit jedes Fahrzeugs liegt zwischen 5 und 8 Stunden, bevor es wieder an die Steckdose muss.
Als Sicherheitsmaßnahme ist während des Tests eine speziell ausgebildete Person an Bord, die in einem eventuellen Notfall eingreifen kann. Außerdem hilft sie gegebenenfalls Fahrgästen mit Rollstuhl oder Kinderwagen beim Ein- und Aussteigen. Zu den Sicherheitsmaßnahmen gehören zudem zwei Notfallknöpfe im Fahrzeug sowie die Fernüberwachung durch die Betriebszentrale.
Die autonomen Shuttles verkehren zunächst auf einer Route in der Altstadt von Sitten und bedienen mehrere Haltestellen, von denen allerdings nur zwei fix sind. Eine davon ist mit einem Bildschirm ausgerüstet, auf dem jeweils die aktuelle Position der beiden Fahrzeuge angezeigt wird. Alternativ können Fahrgäste sich auch mittels einer App über die Position der Shuttles informieren.
Die Benutzung der Shuttles ist kostenlos. Das Angebot unterliegt zunächst einem “flexiblen Fahrplan”. Der hängt unter anderem von den Wetterprognosen, dem Zustand der Straßen, Veranstaltungen sowie geplante Baustellen auf der Route ab. Ziel ist, nach einiger Zeit einen regelmäßigen Fahrplan zu ermöglichen.
Projektbegleitend wertet die ETH Lausanne die gesammelten Daten aus, um die Algorithmen des von ihrem Start-up BestMile entwickelten Flottenmanagement-Systems zu verbessern. Mit dem nun aufgenommenen Probebetrieb will PostAuto Schweiz auch untersuchen, ob der Einsatz von autonomen Fahrzeugen im öffentlichen Raum, etwa in Fußgängerzonen und autofreien Ortschaften – oder auf Firmengeländen möglich ist. Das Unternehmen will sich damit zum “Anbieter von umfassenden Mobilitätslösungen” entwickeln und künftig etwa Orte zu erschließen, die bisher vom öffentlichen Verkehr nicht bedient werden. Ausdrücklich nicht vorgesehen ist es derzeit, bestehende Linienbusse durch autonome Fahrzeuge zu ersetzen.
Für Deutschland hatte Bahnchef Rüdiger Grube im Mai in einem Interview mit der Wirtschaftswoche erklärt, dass sein Unternehmen daran arbeite, eine Flotte selbstlenkender Autos anzubieten. Die sollen dann vornehmlich für den Transport der Passagiere zum und vom Bahnhof zur Verfügung stehen. Als unverzichtbare technische Voraussetzungen nannte Grube 5G-Mobilfunk, mit dem nicht vor 2021 gerechnet werden kann. Für dieses Jahr hat auf seiner diesjährigen Hauptversammlung im Mai auch BMW selbstlenkende Fahrzeuge angekündigt.
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