Symantec hat die im Juni angekündigte Übernahme von Blue Coat nun offiziell abgeschlossen. Das Unternehmen liegt damit gut im Plan: Ursprünglich war der Vollzug der Transaktion für das “dritte Quartal” anvisiert. Üblicherweise werden derart vage Zeitangaben dann weitgehend ausgenutzt, dass bereits am ersten Werktag des dritten Quartals Vollzug gemeldet wurde, ist eher ungewöhnlich.
Symantec bezahlte für Blue Coat 4,65 Milliarden Dollar und soll in bar entrichtet werden. Im Rahmen der Transaktion verdoppelt zudem der Investor Silver Lake seine Beteiligung an Symantec auf eine Milliarde Dollar. Ein weiterer Investor, Bain Total, der die Mehrheit von Blue Coat gehörte, hatte zudem zugesagt 750 Millionen Dollar in das neu entstehende Unternehmen zu investieren.
Die Leitung des neuen Unternehmens übernimmt – nachdem Symantec in den vergangenen Jahren mit seinen CEOs nicht viel Glück gehabt hat, der bisherige Blue-Coat-Chef Greg Clark. Möglicherweise ist das auch ein Signal an den Markt, das diesmal die zugekaufte Technologie nicht wie so oft bei Symantec zuvor, über eine lange Integrationsphase kaum weiterentwickelt und dann schließlich nur noch bedingt konkurrenzfähig ist oder gar ganz in der Schublade verschwindet, sondern man ihr einen hohen Stellenwert zumisst und mit ihr auch kurzfristige, taktische Ziele hat.
Die zusammengelegten Firmen kommen im Geschäftsjahr 2016 auf Einnahmen von rund 4,2 Milliarden Dollar. Den Posten des Präsident und COO übernimmt Michael Fey, Thomas Seifert bleibt Executive Vice President und Chief Financial Officer. Die Zentrale der Firma ist in Mountain View.
Symantec nimmt nun für sich in Anspruch, der größte, reine IT-Security-Anbieter zu sein. “Indem Blue Coat nun ein Teil von Symantec ist, sind wir gut aufgestellt, um die schwierigsten Aufgaben unserer Branche erfolgreich zu lösen: mobile Mitarbeiter abzusichern, die Cloud zu schützen und Advanced Threats abzuwehren”, erklärt der neue Symantec-CEO Greg Clark zuversichtlich. Die neue Größe der Firma und das breitere Portfolio mache es möglich, Symantec für Unternehmen als einzige, zentrale Anlaufstelle für integrierte Lösungen vom Endpunkt über die Cloud bis zur eigenen Infrastruktur zu positionieren.
Durch die Übernahme von Blue Coat baut Symantec vor allem den in den vergangenen Jahren von ihm etwas stiefmütterlich behandelten Bereich Appliances wieder aus. Außerdem bekommt es Technologie zur Absicherung von Cloud-Infrastrukturen hinzu. Hier war Symantec von zahlreichen, wesentlich kleineren aber spezialisierten Mitbewerbern abgehängt worden. Mit Blue Coat hat es sich nun allerdings den von Gartner in diesem Segment als Marktführer gesehenen Anbieter gesichert. Der wird allerdings von mehreren, sehr dynamischen und gut finanzierten Spezialisten bedrängt, allen voran das Unternehmen Zscaler.
Spannend wird auch der Wettbewerb mit dem quasi am grünen Tisch entstandenen, jungen Unternehmen Forcepoint. Das ging aus der IT-Security-Sparte des eigentlich im Rüstungsgeschäft tätigen US-Unternehmens Raytheon hervor. Das hatte zunächst im April 2015 Websense übernommen und dann im Januar 2016 von Intel Security die noch aus der McAfee-Ära stammende Firewall-Produktreihe Stonesoft und die Proxy-Firewall-Technologie Sidewinder hinzugekauft. Das mittlerweile als Forcepoint am Markt auftretende Unternehmen sieht seine Stärken insbesondere beim Management der Sicherheit, großer, verteilter Infrastrukturen. Es konkurriert zwar durch die Stonesoft-Firewalls in erster Linie mit Check Point und Barracuda, entwirft aber durch seinen Ansatz auch neue, interessante Konzepte für den Umgang mit Advanced Threats.
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