Betrug mit Support-Anrufen: Behörden haben Call-Center mit 250 Mitarbeitern ausgehoben
Der Schlag gegen die Betrüger gelang dem Landeskriminalamt Niedersachsen und der Staatsanwaltschaft Osnabrück in Zusammenarbeit mit einer Spezialeinheit der indischen Polizei. Sieben Hintermänner sind in Haft und werden von der Staatsanwaltschaft Kalkutta angeklagt. Alleine in Deutschland sind über 7600 Geschädigte des international agierenden Betrugs-Call-Centers bekannt.
Dem Landeskriminalamt Niedersachsen und der Staatsanwaltschaft Osnabrück ist es kürzlich gelungen, ein indisches Call-Center stillzulegen. Durch dessen Mitarbeiter wurden auch deutsche Computernutzer immer wieder mittels vermeintlicher Support-Anrufe von IT-Firmen betrogen wurden. Das Problem ist schon lange bekannt, darunter zu leiden hatte in der Vergangenheit insbesondere Microsoft, die Betrüger gaben sich aber auch wiederholt als Dell-Mitarbeiter aus. Beide Firmen hatten schon davor gewarnt und betont, dass ihre Mitarbeiter Kunden zu technischen Fragen nie unaufgefordert anrufen würden.
Den Angaben der niedersächsischen Behörden zufolge gibt es alleine in dem norddeutschen Bundesland nachweislich 779 Geschädigte. In Deutschland insgesamt seien mindestens 7647 Personen betroffen. Nach Auffassung der Behörden ist die tatsächliche Anzahl der Opfer aber noch wesentlich höher. Darauf deutet auch hin, dass bei der Durchsuchung des Call-Centers in Kalkutta, die gemeinsam von deutschen Experten und einer Sondereinheit der örtlichen Polizei durchgeführt wurde, rund 250 Arbeitsplätze festgestellt wurden, von denen aus die betrügerischen Anrufe erfolgt sein sollen.
Wie die Fachhandelspublikation Channelpartner.de berichtet, befinden sich mittlerweile sieben Beschuldigte in Haft. Zwei seien Vermieter des Call-Centers, fünf dessen Betreiber. Die Staatsanwaltschaft in Kalkutta habe aufgrund der Erkenntnisse der deutschen Behörden vor einem indischen Gericht Anklage gegen die Täter erhoben.
Anzahl der Strafanzeigen seitdem deutlich zurückgegangen
Die bereits im Mai durchgeführte Aktion gegen das Call-Center, über die die Behörden aber erst jetzt informiert haben, hat ihnen zufolge dazu geführt, dass die Anzahl der Strafanzeigen “sehr merklich” zurückgegangen und seitdem auch “nicht signifikant” angestiegen ist. Das deutet darauf hin, dass tatsächlich einer der wesentlichen Akteure dieses Betrugsgeschäfts erwischt wurde. Der einzige ist es aber sicher nicht und es besteht natürlich die Gefahr, dass andere bald nachrücken.
Im Zuge der Betrugsmasche werden Computernutzer von Personen angerufen, die sich als Technikern oder Service-Mitarbeitern von bekannten Firmen ausgeben. Sie behaupten, aufgrund eines Lizenz- oder Virenproblems anzurufen. Oft werden sie um Glaubwürdigkeit, indem sie bestimmte Daten des Computers nennen.
Um das vorgespiegelte Problem zu lösen, drängen sie ihre Opfer, Programme herunterzuladen oder eine Fernwartungssoftware zu installieren. In beiden Fällen können sie dann Passwörter und private Daten ausspähen oder sogar die Kontrolle über den Rechner übernehmen. Es sind aber auch Fälle bekannt, in denen die Täter nach der Installation der Software dafür einen geringen Betrag verlangten, der per Online-Überweisung gezahlt werden sollte. Allerdings wurde dann bei der Eingabe der Daten der Betrag vom Täter heimlich erhöht.
Da wiederholt vor derartigen unseriösen Anrufen gewarnt wurde, scheint vielfach die Bereitschaft gesunken zu sein, auf das Ansinnen der Anrufer einzugehen. Die haben offenbar darauf reagiert. Im Mai wurde zum Beispiel auf eine Abart dieser Betrugsmasche hingewiesen. Dabei rufen die Betrüger nicht selber an, sondern imitieren die Webseiten von Microsoft oder bekannter Anti-Malware-Anbieter und sorgen durch Anzeigen oder geschickte Optimierung auf bestimmte Suchbegriffe für eine gute Platzierung in Suchmaschinen.
Auf der gefälschten Website sind dann – was meist der einzige Unterschied zum Original ist – prominent die vermeintlichen, kostenlosen Support-Nummern positioniert. Ruft dort jemand an, beginnt dasselbe Spiel wie bei den Betrugsanrufen. Bisher ist diese Masche aber vor allem im englischen Sprachraum beobachtet worden. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sie Nachahmer findet, die auch deutschsprachige Fake-Websites erstellen.