AppDynamics bereitet Börsengang vor

Das US-Unternehmen AppDynamics hat bei der Nasdaq die erforderlichen Unterlagen eingereicht, um einen Börsengang vorzubereiten. Demnach plant das Unternehmen, mit dem IPO 100 Millionen Dollar einzunehmen. Den Betrag kann der 2008 gegründete Anbieter gut gebrauchen, ist doch der Markt für Application Performance Management (APM) heiß umkämpft.

Allerdings haben die Branchenschwergewichte, darunter BMC, CA Technologies, HPE, IBM, Microsoft und Oracle, nach Ansicht der Analysten von Gartner hier die Deutungshoheit verloren. Für Innovation und Schwung in dem Segment sorgen in den vergangenen drei Jahren in den Berichten der Analysten Dynatrace, New Relic und eben AppDynamics. Das letzteres, das schon seit einiger Zeit als Kandidat für einen Börsengang gehandelt wird, den gerade jetzt anstrebt, mag auch an der soeben erst veröffentlichten, aktuellen Ausgabe des Gartner Magic Quadrant für APM liegen: In ihr hat AppDynamics von allen verglichenen Anbietern die beste Position errungen – befindet sich also am weitesten rechts oben.

Zwar herrscht nach Ansicht von Gartner seit drei Jahren in dem Markt ein Dreikampf zwischen AppDynamics, Dynatrace aus Linz und New Relic, aber ansonsten geht es in dem Segment sehr turbulent zu. Fünf der im vergangenen Jahr aufgeführten, kleineren Anbieter finden sich in der neuesten Ausgabe zum Beispiel überhaupt nicht mehr.

Außerdem ist Dell (aufgrund des Verkaufs der Software-Sparte) herausgefallen. Dafür ist Oracle (erst kürzlich durch den Kauf von DynDNS) dazugekommen. Allerdings kann das Oracle-Angebot, ebenso wie das von Microsoft in dem Segment, aktuell noch bei weitem nicht mit denen von BMC, CA Technologies, HPE, IBM mithalten.

Gartner Magic Quadrant für Application Performance Management Suites (APM), Stand Dezember 2016 (Screenshot: silicon.de)

Eine etwas exotische Rolle nimmt Riverbed ein. Das Unternehmen kommt eigentlich aus dem Netzwerk-Bereich (WAN-Optimierung), hat sich aber inzwischen verstärkt und sein Angebot deutlich erweitert, so das von Gartner als nahezu gleichwertiger Wettbewerber von Firmen wie BMC, IBM und HPE gesehen wird.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich allerdings das Spitzentrio (AppDynamics, Dynatrace, New Relic) noch einmal etwas vom Feld abgesetzt, ist dabei aber unter sich auch wieder enger zusammengerückt. Als schon sieben Jahre in Folge in der Spitzengruppe positionierter Spezialist und Pionier in dem Segment kann Dynatrace in dem stark fragmentierten Markt auf den größten Umsatzanteil verweisen. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge über 8000 Kunden. Laut Gartner vereinte es zuletzt knapp 12 Prozent des Gesamtumsatzes in dem Segment auf sich. Für die Wettbewerber ist also dennoch noch alles drin.

Flow Map der Software für Application Pefromance Management von App Dynamics (Screenshot: AppDynamics)

Für AppDynamics ist nun also ein guter Zeitpunkt. Erstens weil es auf die Zurückgewinnung des schon 2014 einmal eroberten Spitzenplatzes verweisen kann, zweitens aber auch, weil eine Finanzspritze in Höhe von 100 Millionen Dollar, wenn sie weise investiert wird, dafür sorgen könnte, sich im kommenden Jahr noch einmal etwas vom Feld abzusetzen und sich zweitens auch gegenüber den zwei schärfsten Mitbewerbern einen Vorsprung zu verschaffen. Drittens sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt, um vom Trend zu Microservice-Architekturen zu profitieren und glaubt, insbesondere hier den Mitbewerbern einiges voraus zu haben.

Gartner Magic Quadrant für Application Performance Management Suites (APM), Stand Dezember 2015 (Screenshot: silicon.de)

New Relic hatte diese Chance 2014. Das Unternehmen nahm bei seinem Börsengang 115 Millionen Dollar ein. Die Bewertung des Gesamtunternehmens kletterte damit auf über eien Milliarde, die ohenhin schon etwas teurer als zunächst gedacht ausgegebenen Aktien legten direkt nach dem IPO um 48 Prozent zu. Es hat dann aber daraus offenbar zu wenig gemacht. Möglicherweise fällt dem Anbieter aber nun auch nur langsam auf die Füße, dass er seine Dienste nur aus der Cloud anbietet. Das mag in den USA und anderswo ein akzeptables Geschäftsmodell sein, in Europa ist es eher hinderlich. Hier kann dann AppDynamics punkten, dass eben auch On-Premise nutzbar ist.

Noch ist der Markt aber nicht endgültig verteilt. Vielmehr geht es insbesonder den jungen Anbietern darum, sich ein möglichst großes Stück zu sichern. Das sieht man auch an den Bilanzzahlen von AppDynamics. In den ersten drei Quartalen 2016, die am 31. Oktober endeten, stand bei einem Umsatz von 158,4 Millionen Dollar unterm Strich ein Verlust von 95 Millionen Dollar. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum war der Verlust mit 92,3 Millionen Dollar annähernd gleich groß, allerdings wurde damals erst ein Umsatz von 102,7 Millionen Dollar erzielt. Aktuell hat AppDynamics rund 1200 Mitarbeiter und kann auf knapp 2000 Kunden verweisen.

Redaktion

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