Atlassian kauft Trello für 425 Millionen Dollar
Die Kollaborations-Tools von Trello sollen mit den Team- und Projekt-Tracking-Werkzeugen von Atlassian zusammengeführt werden. Da Trello seine Stärken in Marketing-, Rechts-, Personal- und Vertriebsabteilungen hat, könnte Atlassian, das bei Entwicklern weit verbreitet ist, sich durch den Kauf auch neue Kundengruppen erschließen.
Atlassian, bekannt für sein Enterprise-Projektmanagement-Tool JIRA, hat die Übernahme von Trello, einem Anbieter eines Kollaborationsdienstes, angekündigt. Atlassian bezahlt für Trello rund 425 Millionen Dollar. Davon sollen 360 Millionen in bar, der Rest in Atlassian-Aktien entrichtet werden.
Mit der Übernahme verfolgt Atlassian seine im Zuge des Börsengangs vor gut einem Jahr angekündigte Expansionsstrategie weiter. Durch den Börsengang hatte Atlassian rund 462 Millionen Dollar eingenommen. Die Marktkapitalisierung lag damit bei 4,4 Milliarden Dollar. Damit war der IPO der fünftgrößte des Jahres 2015 in den USA und nach denen von First Data Corp und Fitbit der drittgrößte einer Technologiefirma.
Das überraschte etwas, weil Atlassian erstens nicht aus dem Silicon Valley, sondern Australien stammt, zweitens auch deshalb, weil es ganz ohne die Beteiligung von Wagniskapitalgebern aufgebaut wurde und das Wachstum bis zum Börsengang in den zehn Jahren zuvor stets aus den Gewinnen finanziert wurde.
Noch vor dem IPO hatte Atlassian sein Angebot durch die Kollaborationswerkzeuge Bitbucket, Confluence und HipChat erweitert, im Sommer 2016 kam mit der Übernahme von StatusPage zu einem nicht genannten Betrag dann eine Möglichkeit dazu, Ausfälle aufzuzeichnen und in technischen Notfällen in den zuständigen Teams zu kommunizieren. Allerdings liegt auch bei StatusPage der Schwerpunkt der als Nutzer angepeilten Zielgruppe auf der Techniker- und Entwickler-Community.
Mit Trello wagt sich Atlassian nun erstmals deutlich über diesen, ihm vertrauten Bereich hinaus, denn Trello ist bislang vor allem in Marketing-, Rechts-, Personal- und Vertriebsabteilungen von Firmen beheimatet. Nach Abschluss der Übernahme sollen die Organisations- und Kollaborations-Tools von Trello nun mit den Projektmanagementwerkzeugen von Atlassian, insbesondere JIRA, verknüpft werden.
Trello bietet im Wesentlichen eine Meta-Liste von Listen. Damit soll es den Mitgliedern eines Teams möglich sein, Fortschritte von gemeinsamen Aufgaben im Blick zu behalten und ihre Beiträge so abzuliefern oder einzureichen, dass die anderen jederzeit informiert sind. Trello bietet eine kostenlose Version, ein Firmenabo für 9,99 Dollar pro Monat und Nutzer sowie Enterprise-Lizenzen an.
Eine erste Version des von Fog Creek Software entwickelten Trello ist seit 2011 verfügbar. Im Juli 2014 wurde Trello dann aus dem Mutterunternehmen ausgegliedert und als Trello Inc selbständig. In einer ersten Finanzierungsrunde bekam das junge Unternehmen 10,3 Millionen Dollar, unter anderem von Spark Capital und Index Ventures. Eigenen Angaben zufolge hat der Dienst inzwischen fast 19 Millionen registrierte Benutzer. Zu den Referenzkunden gehören etwa das Rote Kreuz und Google. Ein lokalisiertes Angebot für Deutschland gibt es seit dem Frühsommer 2015.
Effektive Meeting-und Kollaboration-Lösungen
Mitarbeiter sind heute mit Konnektivität, Mobilität und Video aufgewachsen oder vertraut. Sie nutzen die dazu erforderlichen Technologien privat und auch für die Arbeit bereits jetzt intensiv. Nun gilt es, diese Technologien und ihre Möglichkeiten in Unternehmen strategisch einzusetzen.
Mike Cannon-Brookes, CEO von Atlassian, erklärt anlässlich der Übernahme auch die künftige Aufstellung seines Unternehmens. Demnach wird die JIRA-Produktfamilie (JIRA Software, JIRA Service Desk und JIRA CORE) weiterhin für die Organisation gut definierter, nachverfolgbarer und wiederholbarerer Prozesse zum Einsatz kommen. Confluence empfiehlt er Teams, die gemeinsam Dokumente und Mediendateien entwerfen und bearbeiten.
Trello fülle die bisher bestehende Lücke zwischen den strukturierten Workflows bei JIRA und der freien Kollaboration bei Confluence. Außerdem stellt er Querverbindungen zwischen den Tools und eine schrittweise Integration in Aussicht. Dennoch werde Trello sowohl in der kostenlosen als auch der Abo-Variante nach wie vor auch als Einzellösung angeboten.