Kaspersky beschwert sich beim Bundeskartellamt über Microsoft

Kaspersky Lab ist im Streit mit Microsoft über dessen Windows-10-Sicherheitslösung Windows Defender erneut in die Offensive gegangen. Das russische Unternehmen hat nun auch bei der Europäischen Kommission und dem Bundeskartellamt Beschwerden eingereicht. Es wirft Microsoft darin vor, durch die Bündelung seiner Sicherheitssoftware mit Windows gegen das Wettbewerbsrecht zu verstoßen. Ein entsprechendes Verfahren hatte Kaspersky in Russland bereits im November 2016 angestrengt.

Firmengründer Eugene Kaspersky beschwert sich über Praktiken von Microsoft, das seiner Ansicht nach Lösungen von Drittanbietern benachteiligt, um Windows Defender im Markt zu etablieren (Bild: Kaspersky Lab)

Firmengründer Eugene Kaspersky begründet die Beschwerden damit, “dass Microsoft seine dominante Stellung im Markt für Computer-Betriebssysteme benutzt, um seine eigene – minderwertige – Sicherheitssoftware (Windows Defender) auf Kosten der von Nutzern zuvor selbst gewählten Sicherheitslösung zu begünstigen.” Für diese Begünstigung nutze Microsoft fragwürdige Methoden, die Kaspersky nun von den Wettbewerbsbehörden untersuchen lassen will.

Das Unternehmen kritisiert, dass Windows Defender so tief in Windows 10 integriert ist, dass es weder vollständig abgeschaltet noch gelöscht werden kann. Als wettbewerbsfeindlich empfindet es zudem, dass Windows vor jeder Aktion einer Sicherheitssoftware eines Drittanbieters warnt und Nutzer auffordere, die Vertrauenswürdigkeit dieser Software zu überprüfen. Zudem unterdrücke Microsoft Meldungen von Kaspersky-Software, mit denen Nutzer auf das Auslaufen ihrer Lizenz hingewiesen werden. Anbieter würden gezwungen, Benachrichtigungen über Microsofts Action Center auszuliefern. Das werde jedoch von vielen Anwendern einfach ignoriert.

Ausgewähltes Whitepaper

Fünf wichtige Aspekte bei der Auswahl eines Wide Area Networks

Erfolgreiches Netz-Design kann die Produktivität deutlich verbessern und neue Chancen für die digitale Geschäftsentwicklung eröffnen. Ein unzureichend dimensioniertes WAN hemmt dagegen das produktive Arbeiten und führt zu Frustration bei Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden. In diesem Whitepaper erfahren Sie, worauf es zu achten gilt.

Beim Upgrade auf Windows 10 deaktiviere das neue Betriebssystem unter dem Vorwand, die Kaspersky-Software sei inkompatibel, teilweise deren Treiber. Damit werde die Software unbrauchbar. Nutzer würden nur mit einer wenige Sekunden sichtbaren, knappen Meldung darüber informiert. Dennoch werde die Software von Kaspersky in der Liste der installierten Programme weiterhin angezeigt. Das lasse sie eventuell in dem Glauben, ihr Rechner sei nach wie vor durch ein Kaspersky-Produkt geschützt.

Bereits früher kritisierte Kaspersky, dass Microsoft bei der Veröffentlichung von Windows 10 Anbietern von Security-Software nur eine Woche Zeit gegeben habe, um ihre Produkte mit Windows 10 kompatibel zu machen. Bei den Vorgängerversionen habe diese Frist zwei Monate betragen.

Mehr zum Thema

Sicherheitsrisiken in öffentlichen WLANs vermeiden

Mit einigen Schritten und kostenlosen Tools können sich Anwender effizient vor Angriffen in unsicheren WLANs schützen und Notebook, Smartphone und Tablets absichern. Die Kollegen der silicon.de-Schwestersite ZDNet.de erklären in ihrem Beitrag, wie das funktioniert.

Microsoft weist die jetzt erhobenen Vorwürfe zurück. Es sei sein oberstes Ziel, Kunden zu schützen, und man sei zuversichtlich, “dass die Sicherheitsfunktionen von Windows 10 mit den Wettbewerbsgesetzen übereinstimmen”, teilte ein Microsoft-Sprecher mit. Ein vor Monaten unterbreitetes Gesprächsangebot habe Kaspersky bisher nicht angenommen.

Die Ausweitung der Kartellbeschwerde kommt einigermaßen überraschend. Im April hatte Reuters noch berichtet, Firmenchef Eugene Kaspersky habe am Rande der Hannover Messe erklärt, es habe mit Microsoft Gespräche über das Thema gegeben. “Microsoft hört uns zu und hat einige Veränderungen gemacht, es ist ein laufender Prozess”, so Kaspersky gegenüber Reuters damals.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]

Tipp: Was wissen sie über Microsoft? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Redaktion

Recent Posts

KI auf dem Prüfstand

LLMs besitzen einerseits innovative neue Fähigkeiten, stellen Unternehmen allerdings auch vor diverse Herausforderungen: ob EU…

10 Stunden ago

Rechenzentren: Deutschland verliert Anschluss

Server-Ausbau in den USA und China macht große Fortschritte, deutscher Weltmarktanteil sinkt. Lichtblicke in Frankfurt…

14 Stunden ago

KI steigert Nachfrage nach hybriden Workplace-Umgebungen

Der Markt für Workplace Services gerät in Bewegung. Das bestmögliche digitale Nutzererlebnis gilt als Schlüssel…

15 Stunden ago

Hagebau erreicht E-Mail-Sicherheit mit der NoSpamProxy Cloud

Schutz für 10.000 Postfächer über rund 200 Domains: Private-Stack-Variante kombiniert Vorteile einer Cloud-Lösung mit Sicherheit…

1 Tag ago

Rechenzentrumsnetzwerke als Schlüssel für Desaster Recovery

Huawei Connect Paris: Innovationen rund um Data Center, Storage und IT-Sicherheit.

1 Tag ago

Cybersecurity mit KI: Strategischer Vorteil oder Sicherheitsrisiko?

Mit KI optimieren Hacker ihre Angriffsversuche. Ist CIAM eine Lösung, mit der sich Unternehmen vor…

2 Tagen ago