Audi schickt erste selbstlenkende Fahrzeuge auf die Autobahn

Audi A7 piloted driving concept auf der A9 (Bild: Audi AG)

Die “pilotierten Fahrten” finden ab 20. Juli auf der A9 zwischen Flughafen München und Nürnberg statt. Die Gelegenheit dazu wird unter Interessenten verlost. Bei den etwa 60-minütigen Fahrten ist ein Audi-Experte mit an Bord.

Audi verlost ab sofort die Möglichkeit, mit einem sogenannten “pilotierten” Audi A7 über die Autobahn A9 zu fahren. Die erst Mitfahrgelegenheit gibt es am 20. Juli. Angeboten werden die Erprobungsfahrten bis in den August hinein. Als Testfahrer können sich Interessenten über die Social-Media-Seiten von Audi Deutschland bewerben. Zudem wurde die Teilnahme an Nutzer des Angebots “Audi on demand” bereits vorab verlost. Teilnehmer am Programm “Miles and More” haben zudem die Möglichkeit, gesammelte Meilen für eine Fahrt einzulösen.

Die Fahrten mit dem “Audi A7 piloted driving concept” beginnen am Flughafen München und führen über die Bundesautobahn A9 nach Norden. Die ist dort in weiten Abschnitten Teil des von Bundesverkehrsministers Alexander Dobrindt 2015 angekündigten “Digitalen Testfelds Autobahn”, mit dem automatisiertes und vernetztes Fahren erprobt werden soll. Der Schritt wurde damals vom Bitkom und vom VDA (Verband der Automobilindustrie) unisono freudig begrüßt. Nachdem die erforderliche Infrastruktur dafür geschaffen wurde, rollen seit November 2016 dort bereits LKW-Verbände, bei denen vom ersten Fahrzeug aus die folgenden gesteuert werden.

Audi A7 piloted driving concept auf der A9 (Bild: Audi AG)
Auf der A9 soll der “Audi A7 piloted driving concept” (interner Spitzname “Jack”) je nach Verkehrslage bis zu 130 km/h schnell fahren. (Bild: Audi AG)

Der inzwischen in Besitz deutscher Autobauer befindliche Kartendienst Here hatte zuvor die Teststrecke in einer Spezialkarte erfasst. Seit Anfang des Jahres erproben zudem Vodafone, Bosch und Huawai auf einem Teilabschnitt bei Allershausen LTE-V2X. Damit soll der direkte und verzögerungsfreie Austausch von Informationen zwischen Fahrzeugen ermöglicht werden. Vernetzte Autos könnten dann laut Vodafone beispielsweise Informationen zur Geschwindigkeit, Position und zum Spurwechsel an alle Fahrzeuge im Umkreis von 320 Metern unmittelbar und verzögerungsfrei übermitteln. Ziel ist es, so den Verkehrsfluss zu optimieren und das Unfallrisiko zu reduzieren.

Im Herbst vergangenen Jahres haben Audi, BMW und Daimler zusammen mit Ericsson, Huawei, Intel, Nokia und Qualcomm die 5G Automotive Association (5GAA) gegründet. Ziel der Vereinigung ist es, das vernetzte automatische Fahren, den ortsunabhängigen Zugang zu Diensten sowie intelligente Verkehrslösungen zu unterstützen. Vodafone trat der 5GAA kurz darauf als erster Netzbetreiber bei.

Das zentrale Fahrerassistenzsteuergerät (zFAS) fällt etwa so groß wie ein Laptop aus und ist im Test-Audi-A7 sowie in Serie dann im neuen Audi A8 verbaut (Bild: Audi AG)
Das zentrale Fahrerassistenzsteuergerät (zFAS) fällt etwa so groß wie ein Laptop aus und ist im Test-Audi-A7 sowie in Serie dann im neuen Audi A8 verbaut (Bild: Audi AG)

Bereits im Juni 2016 hatte Ericsson einen Test mit einem Prototypen abgeschlossen, bei dem eine dauerhafte 5G-Verbindung mit einem Durchsatz von 7 GBit/s zu einem fahrenden Lkw gehalten werden konnte. Das Unternehmen konnte damit demonstrieren, dass sich die 5G-Mobilfunktechnologie für die Anbindung künftiger Fahrzeugsysteme geeignet ist.

60 Minuten mit dem pilotierten Audi

Bis aber alle Voraussetzungen für komplett autonomes Fahren geschaffen und flächendeckend verfügbar sind, wird es noch eine Weile dauern. Audi spricht daher derzeit auch noch vorsichtig vom “pilotierten Fahren”. Bei normalem Verkehrsfluss dauere die pilotierte Tour zirka 60 Minuten, ein Experte von Audi sei stets an Bord. Von einer Befragung im Anschluss an die Fahrt erhofft sich Audi Erkenntnisse für die künftige Entwicklung automatisierter Fahrfunktionen.

Der verwendete Testtyp des Audi A7 wurde dem Konzern zufolge bereits auf drei Kontinenten eingesetzt. In den USA kommunizieren Testfahrzeuge von Audi etwa mit Ampeln. Auf der A9 soll er je nach Verkehrslage bis zu 130 km/h schnell fahren. “Er beschleunigt, verzögert und wechselt die Spuren vorausschauend, flüssig und kooperativ gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern”, teilt Audi mit.

Time-to-Green (Bild: Audi AG)
Ein Beispiel für Car-to-X, mit dem Audi in den USA experimentiert, ist “Time-to-Green”: Wenn der Fahrer die nächste Grünphase in der vorgeschriebenen Maximalgeschwindigkeit nicht mehr erreichen kann, startet ein Countdown. Der Fahrer kann dann die Fahrweise anpassen. Das spart Kraftstoff und für besseren Verkehrsfluss sorgen. (Bild: Audi AG)

Verantwortlich dafür ist das zentrale Fahrerassistenzsteuergerät (zFAS), bei dem Audi eng mit Nvidia und Mobileye zusammenarbeitet. Für letzteres hat Intel im März ein Kaufgebot in Höhe von 13.5 Milliarden Dollar vorgelegt.

Aus den Signalen aller Sensoren wird von ihm permanent ein detailliertes Abbild der Umgebung errechnet. Das zFAS hat in etwa die Größe eines Laptops und wird erstmals mit dem neuen Audi A8 in Serienfahrzeugen verbaut werden. Den hat Audi vergangene Woche auf dem Audi Summit in Barcelona vorgestellt. Das Fahrzeug ist für sogenanntes “hochautomatisertes Fahren gemäß SAE Level 3” entwickelt. Das heißt konkret, dass bei ihm der Audi AI Staupilot auf Schnellstraßen im zähfließenden Verkehr bis 60 km/h dem Fahrer seine Aufgaben abnehmen kann.