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Messenger-Payments verändern den Online-Handel

Volker Steinle, der Autor dieses Gastbeitrags für silicon.de, ist Country Manager Germany des Zahlungsdienstleisters Adyen. (Bild: Adyen)

Messenger-Apps sind eine der meistgenutzten Funktionen auf dem Smartphone und auf fast jedem mobilen Endgerät installiert. Die starke Verbreitung führt dazu, dass ganze Branchen einen möglichen Mehrwert für den Messenger erkannt haben – über die klassische Chat-Funktion hinaus.

So startete der chinesische Messenger-Dienst WeChat, der heute über 800 Millionen aktive Nutzer zählt, erst als normale Messaging- und Calling-App, weitete seine Services jedoch abseits der üblichen Funktionen aus. Seit März 2014 lassen sich über WeChat nicht nur Einkäufe und Buchungen tätigen, sondern auch Gelder versenden und Rechnungen bezahlen.

In China ist der Allround-Service in der Messenger-App aus den Köpfen der Bevölkerung nicht mehr wegzudenken. Derzeit haben über die Hälfte der WeChat-Nutzer ihre Zahlungsdaten in der App hinterlegt. Das Bezahlen wird so einfach wie das Versenden einer Kurznachricht.

Zahlungen werden Teil der natürlichen User-Experience

Im Umkehrschluss heißt das: Der Zahlvorgang wird in das App-Nutzungsverhalten der User integriert. Das Einkaufen wird einfacher und der Bezahlvorgang stellt im Hinblick auf die User-Experience kein Hindernis mehr dar.

In Deutschland ist die Abbruchrate beim Mobile-Shopping im Checkout vor dem Moment der Zahlung am höchsten, da die Benutzerfreundlichkeit bei mobilen Bezahlverfahren oft nicht optimal ist. Messenger-Bezahlsysteme könnten dieses Problem lösen.

Auch Facebook startete mit einer Geldtransfer-Funktion Anfang 2015. Bislang ist diese Peer-to-Peer-Funktion jedoch nicht für deutsche User verfügbar, da der Besitz einer Debitkarte von einer US-amerikanischen Bank bei einer Transaktion vorausgesetzt wird.

Eine Messenger-Funktion zur Zahlungsabwicklung innerhalb anderer Apps gibt es derzeit in Deutschland noch nicht. Deutsche Händler begegnen der Bezahlmethode lediglich bei Transaktionen von Kunden an ausländischen Standorten. Für Händler aus Deutschland, die beispielsweise Geschäfte in China abwickeln, lohnt sich eine Integration von WeChat somit für die chinesischen Kunden.

Prognosen darüber zu stellen, wie lange es noch dauert, bis ein Messenger auch in Deutschland zum Bezahlmittel wird, gestaltet sich aus heutiger Sicht schwierig. WhatsApp startet momentan mit der Suche nach einem Digital Transaction Leader in Indien, was vermuten lässt, dass sich das Unternehmen mit der Integration eines P2P-Bezahl-Services beschäftigt. Bis sich das Add-on jedoch weltweit durchsetzt, kann es dauern.

Eine Frage des Vertrauens – am Ende entscheidet der Nutzer

Nach wie vor sind die deutschen Nutzer vorsichtig, wenn es um digitalen Geldtransfer geht. Der Kauf wird am Ende beim Checkout oft abgebrochen, zum einen auf Grund einer mangelhaften User-Experience, zum anderen bezüglich Unsicherheiten über den Datenschutz. Spannend wird es deshalb sein, wie das Thema Messenger aus der Perspektive des Datenschutzes heraus beurteilt wird. Hier sind Anbieter gefragt, sichere Lösungen zum Bezahlen mit dem Messenger anzubieten und Nutzer auch kommunikativ von der Sicherheit zu überzeugen.

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Produktseitig sind die Voraussetzungen für den ersten Einsatz von Messenger-Payment hervorragend. In Deutschland sind die beliebtesten Messenger nach der ARD/ZDF-Onlinestudie von 2016 Facebook sowie WhatsApp. Insgesamt nutzt fast die Hälfte der Deutschen den Messenger WhatsApp. Da Indien mit knapp 160 Millionen Nutzern aber den größten Markt von WhatsApp darstellt, werden die ersten Payment-Szenarien dort zuerst getestet.

Bis Zahlungen über den Messenger in Deutschland möglich werden, kann es noch etwas dauern. Die Gründe hierfür liegen nicht nur in der Anzahl der Messenger-Nutzer, sondern auch in der Infrastruktur und Mentalität.

Fakt ist: Die großen IT-Konzerne bauen ihre Messenger-Dienste zukünftig immer weiter zu Service-Plattformen aus. Für den Handel stellt diese Transformation eine Möglichkeit dar, noch schneller und besser mit der Zielgruppe vernetzt zu sein. Bis der Trend für deutsche Kunden verfügbar ist, können Online-Händler bereits die Weichen für die neue Bezahlmethode stellen.

Für deutsche Händler im chinesischen Markt ergeben sich durch die Integration von WeChat schon jetzt große Umsatzpotenziale. Studien haben ergeben, dass etwa 15 Prozent der chinesischen Bevölkerung im Jahr 2016 beispielsweise in anderen Ländern eingekauft haben, was einem Transaktionsvolumen von 86 Milliarden Dollar entspricht.

Die Tendenz ist steigend – bis 2020 wird erwartet, dass der Anteil auf bis zu 75 Prozent steigt. Die lokale Zahlungsart zu integrieren ist besonders für Retailer im High-End-Bereich und für die Reisebranche interessant.

Über den Autor

Volker Steinle ist Country Manager Germany des globalen Zahlungsdienstleisters Adyen und seit 2011 für das Unternehmen tätig. Mit seiner langjährigen Erfahrung im Payment unterstützt er Adyens Kunden dabei, Zahlungsprozesse als wichtigen Teil einer Wachstumsstrategie zu nutzen. Vor seinem Wechsel zu Adyen war Steinle drei Jahre bei TomTom maßgeblich für den Ausbau der Firma zu einer der größten Consumer Brands verantwortlich. Volker Steinle hat einen MBA der Rotterdam School of Management.

Redaktion

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