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Gartner: Die Supply Chain aus CIO-Sicht

Herausforderungen

Durch die steigende Komplexität von ausgelagerten, komplexen Prozessabläufen in der Supply Chain – namentlich das Planen und Managen von ‘Multi-Enterprise-‘ und ‘Multi-Tier’-Wertschöpfungsketten – sehen sich Firmen größeren Herausforderungen gegenübergestellt als je zuvor. Die Schwierigkeit besteht darin, eine zeitnahe Sichtbarkeit (‘Real-Time Visibility’) entlang der Ketten sowie eine enge Zusammenarbeit und Kollaboration mit den involvierten Geschäftspartnern zu erzielen.

Die Supply Chains ändern sich permanent, wobei externe Einflussfaktoren eine nicht unwichtige Komponente darstellen. Somit bedarf es eines dynamischen Tools, welches ein agiles Entgegensteuern auf diese Änderungen erlaubt. Es ist schließlich unmöglich, Aktivitäten mit allen Geschäftspartnern in einem weltweiten Netzwerk zu synchronisieren, ohne eine Basis zur Verfügung zu haben, um aktuelle und konsistente Daten und Informationen in einer zentralen Technologie-Plattform zu bündeln. Hier ist insbesondere der CIO oder auch der Supply Chain IT-Experte gefordert.

Christian Titze, Research Director bei Gartner für das Thema Supply Chain ist Autor dieses Beitrags. (Bild: Gartner Group)

Bekannte Applikationen wie ERP (Enterprise Resource Planning) erlauben meist nur eine interne Sicht auf Prozesse mit limitierten Möglichkeiten eines Gesamtüberblicks innerhalb des Ökosystems. Es bedarf daher dieser zentralen Technologieplattform, welche folgende Leistungsfähigkeiten besitzt: Supply-Chain-Sichtbarkeit, Planung und Ausführung im Multi-Enterprise-Netzwerk auf Basis einer Cloud-Lösung mit spezieller Betonung auf Ereignismanagement (Event Management) und Reaktionsplanung (Response Planning).

Lösungsansatz

Eigentlich sind diese ‘Multi-Enterprise’-Geschäftsprozesse nichts Neues und auch die angesprochenen Technologien gibt es schon seit fast zwei Jahrzehnten. Dennoch gab es in den letzten Jahren einige Änderungen und Weiterentwicklungen, die im Folgenden in drei Phasen kurz zusammengefasst werden. Abschließend wird ein Ausblick auf zukünftige Trends gegeben:

  • Die erste Phase “Enterprise”: In den 90-er Jahren des vorigen Jahrhunderts fanden Geschäftsprozesse firmenintern statt und Organisationen benutzten EDI (‘Electronic Data Interchange’) als bevorzugtes Mittel der Kommunikation mit Geschäftspartnern – falls überhaupt und natürlich neben Telefon, E-Mail oder Fax. Individuelle Schritte waren nicht wirklich verbunden, sondern eine Ablauffolge von Einzelaktivitäten. Wir sprechen hier von ‘Punkt-zu-Punkt’-Verbindungen und nicht wirklich von einem Netzwerk – anders ausgedrückt: mehr transaktional als kollaborativ. Diese Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sind aber bereits seit mehr als 20 Jahren im Einsatz und noch immer in Verwendung.
  • Die zweite Phase “Extended Enterprise”: Mit der Jahrtausendwende kam ein weiterer Ansatz auf, Geschäftsprozesse kollaborativer zu gestalten, das heißt es wurden zwei oder mehrere Firmen zusammengebracht, die gemeinsam einen Prozess durchführten – einen ‘Multi-Enterprise’-Ansatz, der bereits eine erweiterte Sichtweise außerhalb der eigenen vier Wände erlaubte. Dabei half sicherlich das Internet, es erlaubte einen kostengünstigeren Datenaustausch abseits von EDI über Portale, Websites und Netzwerke. Aber diese ersten Ansätze der ‘Multi-Enterprise’-Plattformen hatten mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen und somit blieb die Adaption anfangs noch gering. Das lang vor allem an der kritischen Masse an Geschäftspartnern im Netzwerk, unterschiedlichen Maturitätsgraden der Teilnehmer, und auch an hohen Investitionskosten mit unklaren finanziellen und wirtschaftlichen Vorteilen.
  • Die dritte Phase „Multi-Enterprise“: Am Anfang dieser Dekade (2010) kam der ‘Multi-Enterprise’-Ansatz erneut auf – sowohl auf der Prozessseite, als auch im Technologiebereich: Ein höherer Grad an Prozessautomatisierung, der Druck einen Prozess gemeinschaftlich zu verwalten, ein verbessertes Herausarbeiten von Vorteilen und Einsparungspotentialen, sowie die Cloud-Adaption solcher Applikationen trugen dazu bei, dass der Ansatz der ‚Multi-Enterprise‘-Netzwerke ganz oben auf der Agenda von CxOs stand – und auch heute immer noch steht. Hierbei gibt es auch spezifische Netzwerke, die auf Funktionen oder Industriesegmente zugeschnitten sind, wie zum Beispiel Logistik und Transport.
  • Ein Blick in die Zukunft “Advanced-Multi-Enterprise”: Gerade jetzt erkennen wir weitere Trends, die die Verbreitung und Adaptierung solcher Netzwerke fördern:
    • Maturität: Die Lücke von unterschiedlicher Maturität der Geschäftspartner schließt sich.
    • Mentalität: Firmen haben den Netzwerkgedanken auf ihrer Agenda.
    • Netzwerkgröße: Die Anzahl der Teilnehmer an Netzwerken wächst kontinuierlich.
    • Architektur: hybride Cloud-Modelle mit Trennung von Daten und Funktionen
    • Technologie: In-Memory Computing.
    • Liefermodell: höhere Akzeptanz von Cloud-Computing
    • Reaktionsplanung: das Simulieren von Szenarien auf Basis unterschiedlicher Einflussfaktoren als Kernkompetenz
    • Finanzen: vereinfachte Preismodelle, weniger Vorabinvestitionen
    • Nutzen: nachweislich erzielbarer Nutzen wie Bestandsreduzierung, höhere Liefergrade und Kundenzufriedenheit, weniger Transportkosten

    Diese neuen Fähigkeiten von ‘Multi-Enterprise’ Netzwerk-Plattformen ermöglichen es Unternehmen, sich stärker auf den Innovationsprozess und die Transformation der Supply Chains zu konzentrieren. Mit der Weiterentwicklung des Marktes werden solche Netzwerke zu einer zentralen Aufgabe für Unternehmen. Wobei viele Unternehmen nun auch ihren Fokus weg vom strikten Abarbeiten interner Prozesse, hin zu kollaborativen Lieferketten wenden. Dies erlaubt Firmen nicht nur, auf Ereignisse zu reagieren, sondern vielmehr auch proaktiv zu agieren, das heißt mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und diese gemeinschaftlich mit Geschäftspartnern zu lösen – somit ist es möglich, schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen, die einen nachhaltigen Erfolg sowohl für das Unternehmen als auch für ihre Geschäftspartner versprechen.

Redaktion

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