Der Konzern ist in seinem Heimatmarkt China ein starker Wettbewerber und mit Blick auf die Marktanteile unter den Top 3 der Smartphone-Hersteller. Um ein starkes Wachstum weiter zu gewährleisten, muss sich das Unternehmen nach neuen Märkten umsehen. In Russland beispielsweise kann die Firma eine deutliche Absatzsteigerung in den vergangenen Quartalen vorweisen.
Der Kauf von Motorola verschafft Lenovo den Zugang zum amerikanischen Markt, in dem das Unternehmen als Smartphone-Hersteller bisher noch sehr schwach vertreten war. Motorola belegt den dritten Rang im lateinamerikanischen Smartphone-Markt mit sechs Prozent Marktanteil, und in Nordamerika steht das Unternehmen auf Platz acht.
Durch die Übernahme kann Lenovo die bestehenden Vertriebskanäle nutzen, was gerade im US-amerikanischen Markt ein kritischer Punkt ist. Dort wird der größte Teil des Smartphone-Absatzes durch die Mobilfunkanbieter getrieben – und um gute Beziehungen zu diesen Partnern aufzubauen, braucht es oft jahrelange Verhandlungen und Investitionen.
Die Tatsache, dass Google in Lenovos Angebot einwilligt, bestätigt vor allem eins: Google ging es von Anfang an eigentlich nur um die Patente von Motorola und nicht um den festen Einstieg ins Hardwaregeschäft. Der Verkauf nimmt Googles Hardware-Partnern, die die Konstellation Google-Motorola vor allem als Bedrohung gesehen haben, den Argwohn und Schrecken.
Ein Großteil der Motorola-Patente bleibt bei Google, was dem Unternehmen die Möglichkeit gibt, die Android-Riege auch in Zukunft vor möglichen juristischen Angriffen zu schützen. Für Google selbst könnte der Verkauf mittelfristig auch Vorteile im chinesischen Markt bedeuten. Dieser ist fragmentiert wie kein Anderer, da Hersteller wie Xiaomi Android-Derivate entwickeln, die wie eine parallele Welt zum eigentlichen Android-Serviceangebot laufen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Lenovo und Google könnte diesem Trend entgegenwirken und das Android-System dort wieder stärken.
Es wird spannend bleiben, wie Lenovo mit der Marke Motorola verfahren wird, aber sicher ist, dass es bei der Übernahme nicht nur um Skaleneffekte gegangen ist. Es wandert auch wichtiges Know-how von den Mitarbeitern von Motorola über zu Lenovo – eine ganze Reihe von ihnen in Führungspositionen sind „Googler“.
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