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Neue Wettbewerber: Setzt der Smartwatch-Markt die Uhrenindustrie unter Druck?

Auf der Basel World, dem Treffpunkt der Uhren- und Schmuckindustrie, schauten die Branchenvertreter Ende März auf ein eher schwieriges Jahr 2015 zurück. Einige der größten Uhrenmarken, darunter Fossil und Swatch Group, mussten zum ersten Mal seit vielen Jahren einen Umsatz- und Ergebnisrückgang verzeichnen. Im Jahr 2013 sah alles noch besser aus. In dem Jahr legten die Umsätze noch um 15 Prozent zu (The Street). 2015 hingegen sah einen Rückgang an Schweizer Uhrenexporten von fast 4 Prozent im Vergleich zu 2014. Steht dieser Rückgang in Verbindung zum wachsenden Smartwatch-Markt?

Ein Stellvertretr der Herausforderer: Die Smartwatch Moto 360 wird in zwei Größen für Männer und Frauen sowie einer Sportedition angeboten (Bild: Motorola).

Für die Uhrenindustrie spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen kommen hier die Nachteile der schwachen Währung zum Tragen, die auch viele Hersteller anderer Konsumgüter wie zum Beispiel PCs betreffen. Zum anderen zeigt sich hier der etwas schwächer gewordene chinesische Markt, der in den vergangenen Jahren einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für Schweizer Uhren war. Und schließlich gibt es noch den rasant wachsenden Smartwatch-Markt, den viele traditionelle Uhrenhersteller noch nicht als Chance wahrnehmen.

Gartner hat für 2015 Verkaufszahlen von weltweit etwa 30 Millionen Stück dieser Produkte registriert und erwartet, dass im aktuellen Jahr 2016 circa 50 Millionen Stück über den Ladentisch gehen werden. Bis 2020 werden die Verkaufszahlen auf 87 Millionen Stück ansteigen. Dies entspricht einem Umsatz von 11,5 Milliarden Dollar für dieses Jahr und circa 19 Milliarden Dollar im Jahr 2020.

Luxus bis Einsteiger

Wie der traditionelle Armbanduhrenmarkt lässt sich auch der Smartwatch-Markt in verschiedene Preissegmente unterteilen. Das Luxus-Segment beginnt bei Smartwatches zum Preis von etwa 800 Euro und reicht bis zu einigen wenigen Produkten, die bis zu 20.000 Euro kosten. Dazu gehören zum Beispiel die Hyetis Modelle (800 bis 1200 Euro), die Apple-Hermes Uhr (ab 1200 Euro) und die Apple Watch Edition (ab 18.000 Euro).

Eine Antwort der Etablierten: auf den Smartwatch-Boom: Die Tag Heuer Connected kostet 1500 Dollar respektive 1350 Euro (Bild: Tag Heuer).

Die Mehrheit der Smartwatch-Hersteller hat derzeit Produkte im mittleren Preissegment zwischen 150 und 800 Euro im Angebot. Der Absatz konzentriert sich rund um die Produkte in der Preislage von etwa 300 bis 400 Euro. Beispiele hierfür sind die Samsung Gear S2 und Moto 360. Auch Apple hat vor kurzem sein Einsteigermodell Apple Watch Sport etwas günstiger gemacht, um die Nachfrage zu steigern. Das unterste Preissegment (unter 150 Euro) wird derzeit vor allem von chinesischen Herstellern bedient und in den kommenden Jahren vorangetrieben.

Die Nachfrage für Smartwatches wird sich vor allem auf das untere und mittlere Preissegment konzentrieren, während das Luxus-Segment eine Nische bleiben wird. Der Markt für Luxusuhren wird daher nur sehr wenig durch den wachsenden Smartwatch-Markt beeinträchtigt werden. Armbanduhren im mittleren Preissegment von Marken wie Gucci, Burberry und anderen Mode-Labels könnten den Wettbewerbsdruck eher bemerken.

Klassische Hersteller wie Fossil antworten mit neuen, kreativen Ansätzen und neuen Kooperationen mit Firmen aus der Technologiebranche auf den Wettbewerb. Die Reihe Fossil Q entstand etwa in Zusammenarbeit mit Intel (Bild: Fossil).

Bewegung in der Uhrenindustrie

2015 kam etwas mehr Bewegung in die traditionelle Uhrenindustrie als zuvor. Klassische Hersteller positionierten sich mit neuen kreativen Ansätzen für ihre Produkte und gingen neue Kooperationen mit Firmen aus der Technologiebranche ein. Produkte wie Fossil Q (in Zusammenarbeit mit Intel) und Guess powered by Martian Watches sind das Ergebnis dieser Zusammenarbeit.

Auch Apple und Samsung arbeiten mit namhaften Designern zusammen, um Produkte zu kreieren haben, die intelligente Funktionen mit Fashion verbinden. Wir erwarten, dass 2016 noch mehr Mode-Labels in den Smartwatch-Markt einsteigen und sich Kooperationspartner in der Technologiebranche suchen werden, so wie es bei Opening Ceremony und Fossil mit Intel der Fall war.

Smartwatch Umsatz in Millionen US-Dollar (Bild: Gartner)
Redaktion

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