Natürlich wissen wir nicht, wie Yammer in Zukunft heißen wird, doch auf Twitter macht dieser Witz derzeit fröhlich die Runde. Lassen Sie uns in diesem Blogbeitrag darüber nachdenken, was gerade passiert.
Zunächst einmal finde ich es sehr beachtlich, wie die “Big Five” in Social Business investieren. Microsoft gibt 1,2 Milliarden US-Dollar aus, ein paar Tage früher kauft salesforce.com BuddyMedia für knapp 700 Millionen US-Dollar und vor gut einem Monat übernahm Oracle das Social Media Startup Vitrue für etwas über 300 Millionen.
IBM ging einen anderen Weg und machte aus ihrer internen Enterprise 2.0 Lösung IBM Connections, das sich gerade sehr erfolgreich den Weg in die großen Accounts bahnt und IBM laut IDC zum Marktführer in Social Business werden ließ.
Auch von Anwenderseite gibt es eine beachtliche Nachfrage. Nun, zumindest aus Topmanagement-Sicht. “Wir müssen da jetzt auch was machen mit social” heißt es immer öfter. Interessant dabei ist, dass der Enthusiasmus des Topmanagements von den Mitarbeitern nicht unbedingt geteilt wird. Eine Deloitte-Studie aus den USA zeigt, dass es beachtliche Unterschiede in der Wahrnehmung von Social Media im Unternehmen gibt. So glauben zum Beispiel 45 Prozent der Topmanager, dass Social Media einen positiven Einfluss auf die Kultur hat. Bei den Mitarbeitern sind es dagegen nur 27 Prozent.
Für mich heißt das: Enterprise 2.0, Social Media im Unternehmen, Social Business Collaboration oder welcher Begriff auch immer sich durchsetzen wird, ist im Business angekommen. Diejenigen, die heute experimentieren und Erfahrungen sammeln, erarbeiten sich einen Wettbewerbsvorteil nicht nur in Bezug auf den vielbeschworenen “war for talents”, sondern auch was die Digitalisierung von Kundenprozessen angeht. Richtig heben lässt sich aus meiner Sicht das Potential dann, wenn man die “Social Readiness” einer Organisation berücksichtigt und einen klaren Business Nutzen aufzeigen kann.
Jetzt hat Microsoft mit der Akquisition von Yammer endgültig den Hut in den Enterprise 2.0 Ring geworfen. Interessant finde ich dabei die Begründung von Steve Ballmer. Er sagte sinngemäß, dass die Akquisition von Yammer die Bemühungen von Microsoft unterstreicht, Technologien zu liefern, die das Business braucht und die die Menschen lieben.
Ob heutige Yammer-Kunden Microsofts Ankündigung, den Service zu einem wichtigen integralen Bestandteil der Office Familie zu machen, wirklich lieben werden, muss die Zukunft zeigen. Dass Microsoft mit der Übernahme seinen Einfluss im Bereich Social Business deutlich ausbauen kann und vor allem mit der Integration von Yammer in SharePoint, Office 365, Lync oder auch Skype etliche “soziale” Defizite in seinem Portfolio beseitigen kann, ist offensichtlich.
Interessant wird auch sein, welche Auswirkungen der Deal für NewsGator haben wird, die ja genau die “soziale Lücke” füllen, die Microsoft mit SharePoint bisher nur zögerlich bedient. Ob Microsoft die sich mit der Yammer-Übernahme bietende Chance tatsächlich ergreift – oder das Tool ähnlich wie bisher bei Skype kaum weiterentwickelt und mit neuen integrierten Angeboten verknüpft – ist fraglich. Im Bereich Social Enterprise sind vor allem Dinge gefragt, die Microsoft bisher nicht unbedingt ausgezeichnet haben: Einfache Benutzbarkeit, Geschwindigkeit und Mut zur Transparenz.
So könnte Yammer zum Beispiel in der von Anwendern immer wieder als kompliziert apostrophierten SharePoint-Plattform an Einfachheit einbüßen. In punkto schnelle Produktentwicklung war Microsoft noch nie Weltmeister. Vielleicht ist Yammer aber auch der Startpunkt für eine ganz neue Sicht auf Microsoft. Auch bei Windows 8, den Surface Tablets oder auch in der Partnerpolitik ist ein sich deutlich änderndes Microsoft spürbar.
Eine spannende Zeit. Ich habe mich für die SharePoint-Konferenz im Spätherbst angemeldet. Bis dahin sieht man hoffentlich die Strategie hinter dem Deal und erkennt den Umsetzungsweg.
Wenn Sie weitere Einsichten haben oder anderer Meinung sind – nutzen Sie bitte die Möglichkeit zur Kommentierung! Ich freue mich, wenn ich dazulernen darf!
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Vielen Dank für den sehr guten Beitrag!
...und wichtig, dass hier das Thema "Businessnutzen" zur Sprache kommt! "Diejenigen, die heute experimentieren und Erfahrungen sammeln, erarbeiten sich einen Wettbewerbsvorteil nicht nur in Bezug auf den vielbeschworenen “war for talents”, sondern auch was die Digitalisierung von Kundenprozessen angeht."
Richtig! Wer "Social" nur einführt, um der GenerationY ein neues Spielzeug an die Hand zu geben, der scheitert. Die vielen Blog- und Wiki-Leichen illustrieren dies. Man benötigt eine Idee, was man mit dem Einsatz von Social Media bezwecken will - auch um das notwendige Umfeld im Unternehmen zu schaffen - sprich: die social Readiness herzustellen.
Das Potenzial von Social ist gewaltig, sowohl für die Verbesserung interner Abläufe als auch für die Automatisierung Kunden-gerichteter Prozesse, z.B. durch Unterstützung von User Communities. Natürlich muss man ein Stück weit mit den neuen Technologien experimentieren, um diese Einsatzmöglichkeiten auszuloten. Aber einfach nur neue
"Tools" zu implementieren, reicht nicht aus.
So ist es.
In dem Zusammenhang ist es vielleicht auch ganz interessant, dass 80% aller Yammer Nutzer die "Gratisversion" nutzen. Also, entweder reicht das für den erwarteten Businessnutzen oder es ist Experimentierstadium.
Danke für den schönen Beitrag
die Thematik Social Networking, Social Enterprise, Enterprise 2.0 .....bin mir sicher es gibt noch ein paar Begrifflichkeiten dafür, bzw. es werden wohl noch einige neue hinzukommen... wird immer mehr im Themenbereich Strategie diskutiert. Die Problematik die sich dabei zeigt, man denkt sofort an Technologien welche dies zum Leben erwecken sollen und einen " Nutzen" generieren soll.
Dabei wird brav das Wort " Social" unterschlagen.
Wir sollten inzwichen alle gelernt haben,dass ein Nutzen erst aus Nutzung enstehen kann und eine Applikation alleine kann in diesem Zusammenhang sicher keinen Wert & Nutzen erzeugen.
Ein Konzept welches auch den Business Value (Sorry) abbildet und bewertet, als auch die Strategie und durchaus Taktik dies auch durch die notwendige menschliche Komponente und Einbeziehung wird dabei viel zu oft vernachlässigt oder sogar negiert.
Mein Lieblingsspruch dazu " Every Fool with a Tool is still a Fool and will stay a Fool"
Selbst die reiche Firma Microsoft wird sich wohl etwas überlegt haben, bevor sie die 1.2 Mrd hingelegt haben (andererseits haben sie gerade über 6 Mrd. für einen Fehlkauf abgeschrieben...)
Dass Microsoft die Integration einer fremden Technologie durchaus hinbekommt, die noch dazu nicht auf dem Microsoft-Stack aufbaut, haben sie mit FAST Search bewiesen. Aber es wird wie auch in diesem Fall sicherlich einige Jahre dauern, bis etwas brauchbares für die Endbenutzer verfügbar ist.
Ich denke es ging ihnen vor allem darum, ein Zeichen zu setzen. Jeder hatte das Fehlen von social Komponenten bemängelt. Die neue SharePoint-Version kommt in ein paar Wochen als Beta auf die Server und der Kauf legt die Vermutung nahe, dass auch in dieser Version das Thema social zu kurz gekommen ist. Eine Integration von Yammer werden wir dort auf jeden Fall noch nicht sehen.
...auch wird es spannend sein zu sehen, was zum Teil grosse Unternehmen wie beispielsweise DHL tun werden, die sich für Yammer entschieden haben. Möglicherweise auch, weil sie eine Lösung außerhalb der IBM oder MS Welt (und Lizenzverträge) gesucht haben.
Und wie reagieren IBM, Jive und andere?